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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Was bedeuten die "Durilit"-Schilder?
Zwischenüberschrift:
Messing-Plättchen werben für ein lange eingestelltes Qualitätsprodukt vom Piesberg
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Nein, es sind natürlich keine Stolpersteine, die den Passanten innehalten lassen und an ein Opfer des Nazi-Regimes erinnern wollen. Was aber bedeuten die in einige Gehwegplatten im Stadtgebiet eingelassenen Schilder mit der Aufschrift " Durilit"?

So wie die Stolpersteine sind die " Durilit"- Plättchen zwar auch aus Messing, tragen aber eine deutlich schlichtere Botschaft. Die Bodenplatte soll uns sagen: " Ich bin im Durilit-Werk der Piesberger Steinindustrie hergestellt worden. Wer mehr über Bezugsquellen erfahren möchte, sollte die Rufnummer Osnabrück 4381 wählen." Wer heute diese Nummer wählt, hört nur ein leises Hintergrundrauschen, sonst nichts. Vierstellige Telefonnummern sind seit den 1960er-Jahren out. Das Schild lässt daher auf ein Herstellungsdatum schließen, das mindestens 50 Jahre zurückliegt. Auch die altbackene Bezeichnung " Ruf" statt " Telefon" deutet in die Richtung. Wenn die Gehwegplatte aber noch intakt und das Schild noch lesbar ist, dürfen wir das als Nachweis einer langlebigen Produktqualität werten. Nichts anderes sagt im Übrigen der Produktname aus, der die Wortstämme " durus" (lateinisch für " hart") und " lithos" (griechisch für " Stein") enthält.

Bereits 1902 hatte der damalige Betreiber des Steinbruchs, der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein (GMHBV), eine Zementwarenproduktion eingerichtet. Hauptprodukte waren neben Trottoirplatten insbesondere Kanalrohre und Brunnenringe. Durilit ist eine eingetragene Handelsmarke, die der Klöckner-Konzern weiterführte, als er 1924 den Steinbruch übernahm. Nach dem Krieg lagerte Klöckner die Fertigwarenherstellung in eine eigene Firma aus, die Klöckner Durilit GmbH.

Durilit-Beton ist das Ergebnis eines Herstellungsverfahrens, bei dem die in der Steinbrecheranlage anfallenden Materialabfälle, die dann nochmals vermahlenen Brechsande, unter Zementbeigabe verpresst werden. Da der Piesberger Karbonquarzit ein besonders hartes Gestein ist, haben auch die aus den Brechsanden hergestellten Produkte ausgezeichnete Festigkeitswerte.

Nach Auskunft des Direktors des Osnabrücker Museums Industriekultur, Rolf Spilker, sind Durilit-Produkte nur in Osnabrück hergestellt worden und an keinem anderen Standort der Klöckner-Unternehmensgruppe eben wegen der einzigartigen Festigkeit des hier anstehenden Gesteins. Als ab den 1960er-Jahren für immer mehr Autos preisgünstige Behausungen gefragt waren, wurden Durilit-Fertiggaragen zum Verkaufsschlager. Das wohl bekannteste Bauwerk aus Durilit-Formsteinen ist der Haarmannsbrunnen.

1991 trennte sich Klöckner im Gefolge der großen konzerninternen Turbulenzen vom Steinbruch und vom Fertigteilwerk. Der neue Pächter, die Piesberger Steinindustrie GmbH als Tochterbetrieb der Readymix-Gruppe, führte das Betonwerk nicht fort, ebenso wenig die Cemex Kies & Splitt GmbH, die den Steinbruch vor einigen Jahren von Readymix übernahm.

Die Durilit-Herstellung ist also Geschichte. Aber die Produkte leben dank ihrer Festigkeitseigenschaften noch lange fort. Einige Gebäude des ehemaligen Betonwerks auch. Das Museum Industriekultur nutzt sie heute als Depot.

Bildtext:

Durilit-Schild in einer Gehwegplatte. Foto: Christoph Bertels

Der Lagerplatz für Kanalrohre aus Durilit-Beton am Piesberg, um 1930. Im Hintergrund: Gebäude am ehemaligen Zechenbahnhof wie die " Kohlenwäsche" (höchstes Gebäude) und das heute für Sonderausstellungen des Museums Industriekultur genutzte Magazin. Foto: Archiv Museum Industriekultur
Autor:
Joachim Dierks


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