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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Nach 25 Jahren noch Lücken im Hasepark
Zwischenüberschrift:
1991 kaufte Münchner Baulöwe das ehemalige Klöckner-Gelände
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Er galt als Baulöwe und Spekulant, als einer, vor dessen Krallen man sich in Acht nehmen sollte. Der Münchner Immobilienkaufmann Alfons Dob linger schnappte sich das Klöckner-Gelände, als das Osnabrücker Stahlwerk vor 25 Jahren dem Erdboden gleichgemacht wurde. Aus der Industriebrache machte er den Hasepark, ein Gewerbegebiet, das wegen seiner Innenstadtnähe geschätzt, aber wegen seiner hohen Grundstückspreise gemieden wird. Noch immer sind 4, 9 Hektar unbebaut.

Als " hochwertiges Gewerbegebiet" bezeichnet Sonja Ende von der Wirtschaftsförderung Osnabrück (WFO) den Hasepark. 14 000 qm Bürofläche stehen zur Verfügung, es gibt flexible Raumangebote für Unternehmensgründer, ein neues Hotel, zwei Autohäuser und das DHL-Paketzentrum. 600 Arbeitsplätze sind nach Einschätzung von Wirtschaftsförderer Ralf Kreye auf der Industriebrache entstanden mehr als die Vereinigte Schmiede-Gesellschaft (VSG) als Nachfolgerin der Klöckner-Werke zuletzt beschäftigt hatte. Aber die Lobeshymnen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die WFO-Strategen eine schnellere Ansiedlung gewünscht hätten.

Knappe Gewerbeflächen

Vor 25 Jahren waren Gewerbeflächen knapp in Osnabrück. Die Stadt setzte große Hoffnungen auf das Stahlwerksgelände, um dort Betriebe anzusiedeln, scheute aber davor zurück, das 25-Hektar-Areal selber zu erwerben. Von 17 Millionen DM war die Rede, aber auch von unkalkulierbaren Risiken für die Altlastensanierung.

Doblinger fackelte nicht lange und übernahm die Flächen zum 1. März 1991. Seine Dibag Industriebau AG (Dibag) soll 55 DM für den Quadratmeter bezahlt haben, wie es damals in einem Zeitungsbericht hieß. Eine andere Quelle spricht von 70 DM. Nach den Vorgaben der Stadt wurde die Klöckner-Hase renaturiert, mit Brücken, Grünflächen und beidseitigen Fuß- und Radwegen versehen. Die kontaminierten Böden wurden ausgekoffert und je nach Verseuchungsgrad entsorgt oder auf lang gestreckten Halden entlang der Eisenbahnlinie regendicht eingelagert. Dazu entstand die Franz-Lenz-Straße, die sich Z-förmig durch den Hasepark zieht.

Hohe Kosten

Mit den Erschließungskosten habe er sich verschätzt, sagt Alfons Doblinger heute. Sie seien der Grund, weshalb er die Grundstücke teurer vermarkten müsse, als ihm lieb sei. Dennoch ist er zuversichtlich, dass innerhalb von zwei Jahren auch die letzten Lücken geschlossen werden.

Jahrelang ging es im Hasepark nur sehr zögerlich voran. Doblinger drängte die Planer, auch Möbelmärkte und großflächige Einzelhandelsbetriebe zuzulassen, aber die Stadt setzte auf dienstleistungsorientiertes Gewerbe. Auch Speditionen oder andere verkehrsintensive Nutzungen wurden abgelehnt, um die benachbarten Wohngebiete nicht stärker zu belasten, wie Franz Schürings, der Leiter des Fachbereichs Städtebau, betont.

Doblinger nahm es hin, dass viele Interessenten lieber in den Landkreis gingen, als sich auf seine Preisvorstellungen einzulassen. Der Immobilienmogul schickt keine Unterhändler, er führt die Verkaufsgespräche selbst. Und gilt als harter Verhandler. Bis zu 150 Euro soll er für einen Quadratmeter im Hasepark fordern, natürlich erschlossen.

Alternative zu Bissendorf

Politiker aus den unterschiedlichsten Fraktionen haben sich oft über diese Preisgestaltung empört. Auch Stadtplaner Schürings räumt ein, dass auch er sich eine schnellere Besiedlung des Gewerbeareals gewünscht hätte. Gleichwohl kann er der behutsamen Entwicklung etwas Positives abgewinnen. Ein Investor, der mit langem Atem handle, komme zu einem besseren Ergebnis als einer, der immer nach dem nächstbesten Angebot greife.

Wilhelm Bröcker gehört zu den Unternehmern, die sich auf Doblingers Preisvorgabe eingelassen haben. " 1999 gab es in Osnabrück kein Grundstück, das für uns geeignet war", erinnert sich der Chef des Metallbauunternehmens an der Franz-Lenz-Straße. Nach Belm oder Bissendorf habe er aber nicht gehen wollen, denn die Kundschaft komme überwiegend aus dem Stadtgebiet. Mit zehn Montagewagen sind seine Mitarbeiter unterwegs. Da kommen jeden Tag viele Kilometer zusammen.

Bröcker biss in den sauren Apfel und nahm das teure Grundstück im Hasepark. " Wenn die nächsten 15 Jahre gut laufen, habe ich die Mehrkosten wieder raus", sagte er sich. Jetzt hat er es geschafft und ist froh darüber: " Die Entscheidung war in jedem Fall richtig", sagt der Metallbauer.

Brücken-Problem

Ein Ärgernis könnte der Entwicklung im Hasepark aber wieder einen Dämpfer verpassen. Die 100 Jahre alte Brücke an der Hamburger Straße ist so baufällig, dass sie schon zweimal provisorisch geschient werden musste. Busse und Lastwagen dürfen sie nicht mehr passieren, der Autoverkehr ist nur noch einspurig zugelassen.

Mit einem Neubau wird die Stadt aber frühestens in drei Jahren beginnen können, weil ein Rechtsstreit mit der Zion GmbH die Planungen blockiert.

Ohne diese Brücke wird es auch keinen Durchgang zum Hauptbahnhof geben, der dem Hasepark ebenfalls mehr Leben einhauchen könnte eine verhängnisvolle Kettenreaktion, wie Wirtschaftsförderer Kreye bedauert. Auch Investor Alfons Doblinger setzt auf einen schnelleren Zugang zum Gleis. In Osnabrück seien die Wege zwar überwiegend kurz, meint der Münchner, aber auf einen Umweg von zehn Gehminuten lasse sich niemand gerne ein. Der Durchgang sei wichtig, um den Hasepark weiterzubringen.

Bildtext:

Hier entsteht ein Storage-Center. Foto: Michael Gründel

Das neue B& B-Hotel am Hasepark.Foto: Michael Gründel

Es fegt voran, aber langsam: Im Hasepark sind auch nach 25 Jahren noch viele Grundstücke unnbebaut.

Foto:

Jörn Martens

Kommentartext:

Ausgebremst im Hasepark

Vor 25 Jahren schien bei den Gewerbegebieten in Osnabrück das Ende der Fahnenstange erreicht. Gegen die Ausweisung des Areals am Burenkamp gab es massive Proteste, vom Flächenrecycling auf dem Stahlwerksgelände versprach sich die Stadt eine Entspannung. Doch die Ernüchterung kam schnell. Nur wenige Unternehmen ließen sich auf das Preisniveau des Immobilienmagnaten Doblinger ein.

Es war richtig, dass die Stadt nicht dessen Druck stattgegeben hat, im Hasepark einen Baumarkt wie Hornbach oder gar Ikea zuzulassen, was tatsächlich eine Zeit lang diskutiert wurde. Dieses zentral gelegene Gewerbegebiet ist mit kleinteiligen Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben auf jeden Fall besser bedient.

Gegenwärtig ist nicht mehr so viel Druck auf dem Kessel, weil sich einige Britenkasernen als Gewerbegebiete anbieten. Aber in ein paar Jahren werden auch die erschöpft sein, und dann stellt sich wieder die Frage, wo sich noch etwas abknapsen lässt, ohne dass es wehtut.

In Osnabrück ist die Stadtgrenze nun einmal zum Greifen nah, die Engpässe sind programmiert. Wenn die Stadt nicht ihre schönsten Ecken mit Gewerbegebieten verschandeln will, muss sie auf konsequentes Flächenrecycling setzen. Nach den Anlaufschwierigkeiten, die es im Hasepark gab und auf dem Güterbahnhof immer noch gibt, müsste sie es doch mal schaffen, die Bremser auszubremsen!
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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