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1.
Erscheinungsdatum:
07.01.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
So funktioniert Integration
Zwischenüberschrift:
Wie Jugendliche in einer Osnabrücker Wohngruppe zusammen mit minderjährigen Flüchtlingen leben
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Mehr
als
200
unbegleitete
minderjährige
Flüchtlinge
haben
Stadt
und
Landkreis
Osnabrück
2015
in
Obhut
genommen.
So
viele
wie
nie
zuvor.
Einer
davon
ist
der
17-
jährige
Abdul
aus
dem
Sudan.
Er
lebt
zusammen
mit
Jugendlichen
einer
heilpädagogisch-
therapeutischen
Wohngruppe
in
Osnabrück.
Wir
haben
ihn
einen
Tag
begleitet.
Abdul
hat
einen
starken
Willen.
Den
brauchte
er
auch
zur
Flucht
aus
Darfur.
"
Ich
weiß,
was
ich
will"
,
sagt
er
mit
kräftiger
Stimme
und
hat
die
Faust
dabei
fest
entschlossen
zur
Faust
geballt.
Am
wichtigsten
war
ihm,
nicht
mehr
um
sein
Leben
fürchten
zu
müssen,
denn
die
Sicherheitslage
in
Darfur
ist
kritisch.
Es
gibt
Kämpfe
zwischen
Rebellengruppen,
dem
sudanesischen
Militär
und
von
der
Regierung
unterstützten
Milizen.
In
den
vergangenen
13
Jahren
ließen
Hunderttausende
ihr
Leben.
Rund
zweieinhalb
Millionen
Menschen
wurden
vertrieben,
Abdul
war
einer
von
ihnen.
Neben
seinen
Eltern
leben
acht
Brüder
und
zwei
Schwestern
noch
dort.
Seine
Geschwister
schmissen
Geld
zusammen,
um
ihm
die
Flucht
zu
ermöglichen.
"
Ich
will
Automechaniker
werden.
Später
will
ich
Geld
in
den
Sudan
schicken,
um
zum
Familieneinkommen
beizutragen
und
meiner
Familie
etwas
zurückzugeben."
Abdul
kann
das,
wenn
auch
mit
Mühe
und
viel
Geduld
im
Gespräch,
bereits
auf
Deutsch
sagen.
Er
besucht
einen
Deutschkurs
im
Berufsschulzentrum
am
Westerberg.
Den
20-
jährigen
Nils
aus
seiner
Wohngruppe
hat
Abdul,
den
hier
alle
nur
bei
seinem
Spitznamen
"
Abdo"
rufen,
bereits
zum
Freund
gewonnen.
Das
überrascht
nicht.
Schließlich
ist
er
es,
der
mit
ihm
zusammen
die
Deutsch-
Hausaufgaben
macht,
ihm
beim
Schreiben
und
Lesen
hilft
und
so
dazu
beiträgt,
sein
Ziel
zu
erreichen.
Er
mag
Nils
auch,
weil
er
noch
etwas
mit
ihm
gemein
hat:
"
Er
ist
sehr
ruhig"
,
sagt
Abdul.
Das
ist
bei
den
Jugendlichen
im
Haus
am
Schlehenbusch
nicht
unbedingt
üblich.
In
seiner
Gruppe
wohnen
männliche
Jugendliche
und
junge
Erwachsene
im
Alter
von
15
bis
21
Jahren
mit
einer
drohenden
oder
nachgewiesenen
seelischen
Behinderung
bei
häufig
paralleler
Lernstörung.
In
der
Regel
hat
das
Jugendamt
sie
dem
Haus
am
Schlehenbusch
zugewiesen.
Minderjährige
Flüchtlinge
wie
Abdul
werden
in
Osnabrück
und
im
Landkreis
Wohngruppen
wie
dieser
zugeteilt,
wenn
sie
in
der
Erstaufnahmeeinrichtung
als
unbegleiteter
minderjähriger
Flüchtling
definiert
werden.
"
Die
anderen
hier
sind
im
Vergleich
zu
Jugendlichen
im
Sudan
lauter,
hören
laute
Musik
und
sprechen
mehr"
,
sagt
Abdul,
bleibt
dabei
aber
stets
diplomatisch
und
bittet
Zimmernachbarn
höflich,
die
Musik
leiser
zu
machen,
wenn
er
auf
einem
gen
Mekka
ausgerichteten
Handtuch
in
seinem
Zimmer
beten
will.
"
Das
mache
ich
fünfmal
am
Tag"
,
sagt
er.
In
der
Regel
um
5
Uhr,
12
Uhr,
15
Uhr,
17
Uhr
und
20
Uhr.
Damit
der
gläubige
Muslim
seine
Religion
leben
kann,
geht
er
entsprechend
früh
ins
Bett.
So
lernt
nicht
nur
Abdul
von
Nils,
sondern
auch
Nils
von
Abdul.
Die
deutschen
Jugendlichen
lernen
dazu,
gerade
weil
sie
nun
mehr
Rücksicht
nehmen
müssen.
"
Wackelpudding
mit
Gelatine
gibt
es
nicht
mehr.
Statt
Schweine-
gibt
es
nun
Hähnchenschnitzel,
und
wir
haben
alles
auf
Geflügel
umgestellt,
bis
hin
zur
Mortadella"
,
listet
Sozialpädagogin
und
Wohngruppenleiterin
Frauke
Bohne
auf.
"
Sonst
haben
die
Jungs
nicht
so
viel
Rücksicht
genommen,
aber
das
haben
sie
nun
gelernt,
und
es
fiel
ihnen
nicht
mal
schwer.
Die
Jungs
sind
dadurch
gewachsen"
,
konstatiert
sie.
"
Die
Flüchtlinge
kamen
hierher
mit
nichts,
und
als
es
dann
zum
Schwimmen
gehen
sollte,
hat
Adrian
direkt
seine
Badehose
abgegeben."
Ein
anderer
ihrer
"
Jungs"
aus
der
Gruppe
habe
spontan
ein
Nachtlicht
gebracht,
als
ein
Flüchtling
nicht
alleine
im
Dunkeln
sein
mochte.
Sie
hätten
interkulturelle
Kompetenz
gelernt,
als
einer
der
vier
Flüchtlinge
an
den
Tannenzapfen
zu
nagen
begann,
die
zur
Weihnachtsdeko
auslagen,
und
dann
erklärte,
dass
man
die
Zapfen-
Samen
in
seiner
Heimat
esse.
Sie
hätten
gelacht,
als
einer
fragte,
ob
hier
zu
Weihnachten
wie
beim
islamischen
Opferfest
ein
Schaf
geschlachtet
wird.
Und
sie
hätten
sich
viel
von
der
Selbstständigkeit
der
Flüchtlinge
abgeschnitten,
die
diese
bei
der
Flucht
aus
Afrika
erlernten.
"
Auf
einmal
sind
unsere
Jungs
abends
zum
See
losgegangen,
um
Enten
zu
füttern.
Das
habe
ich
vorher
noch
nie
erlebt,
sonst
spielte
sich
alles
eher
hier
ab.
Aber
genau
das
ist
unser
Hauptanliegen:
Selbstständigkeit
zu
fördern"
,
sagt
Bohne
begeistert.
Der
Leiter
des
Hauses
am
Schlehenbusch,
Ulrich
Burke,
nennt
es
eine
"
Win-
win-
Situation:
Die
Flüchtlinge
lernen
hier
Deutsch,
und
unsere
deutschen
Jugendlichen
in
den
Wohngruppen
lernen
Selbstständigkeit."
Das
"
therapeutische
Milieu"
in
seiner
Einrichtung
werde
durch
die
Aufnahme
der
Flüchtlinge
positiv
beeinflusst.
Das
gelinge
auch,
weil
maximal
vier
Flüchtlinge
in
einer
Gruppe
mit
zwölf
Jugendlichen
sind.
So
halte
es
sich
die
Waage,
und
Integration
gelinge.
Abduls
Pate
Nils
etwa
lernte,
Verantwortung
zu
übernehmen:
"
Er
ist
sehr
aufgeblüht
und
hat
Bestätigung
dadurch
bekommen,
dass
er
Abdul
etwas
zeigen
und
beibringen
konnte"
,
attestiert
ihm
Wohngruppenleiterin
Frauke
Bohne.
Auch
der
unbändige
Wille
von
Abdul
sei
ein
gutes
Vorbild.
Der
FC-
Bayern-
Fan,
der
im
Sudan
Tränen
vergoss,
als
sein
Team
2012
das
Champions-
League-
Finale
gegen
den
FC
Chelsea
verlor,
lässt
kein
Fußballtraining
beim
Osnabrücker
Sportclub
sausen.
Selbst
als
er
einen
Meniskusanriss
hatte
und
der
Arzt
ihm
sechs
Wochen
Pause
verordnete,
ließ
er
sich
nicht
davon
abhalten,
dreimal
pro
Woche
zum
Training
zu
gehen.
Auch
sein
Trainer
konnte
es
ihm
nicht
ausreden,
verordnete
ihm
ein
spezielles
Training
und
ließ
ihn
teilnehmen.
Darauf
angesprochen,
warum
er
ärztlichen
Ratschlägen
nicht
folgt,
zuckt
er
nur
mit
den
Schultern
und
lacht
schelmisch:
"
Ich
weiß,
was
ich
will:
Ich
will
spielen."
Diese
Motivation
beeindruckt
Burke:
"
Die
Flüchtlinge
wollen
Deutsch
lernen,
zur
Schule
gehen
und
können
nicht
verstehen,
dass
es
hier
Jugendliche
gibt,
die
nicht
zur
Schule
gehen
wollen."
Er
werde
nie
vergessen,
wie
im
August
2015
der
erste
Flüchtling
zu
ihnen
kam.
Er
ging
im
Flüchtlingshaus
der
Diakonie
zum
Deutschkurs.
Burke
erzählt
schmunzelnd:
"
Wir
wollten
seinen
Ordner
für
den
Deutschkurs
kopieren,
um
ihn
als
Grundlage
zu
nehmen,
auch
anderen
Flüchtlingen
Deutsch
beizubringen.
Doch
er
wollte
ihn
uns
nicht
geben.
Er
hat
sich
daran
festgekrallt."
Er
sei
einfach
viel
zu
stolz
auf
diesen
Ordner
gewesen.
Für
ihn
war
es
das
Tor
in
unsere
Gesellschaft.
Ein
Symbol,
dass
er
es
geschafft
hatte.
Er
durfte
endlich
Deutsch
lernen.
Deshalb
freut
sich
Burke
nun
auch
so,
dass
seine
Jugendlichen
einen
so
wichtigen
Beitrag
zur
Integration
dieser
engagierten
jungen
Flüchtlinge
leisten
dürfen:
"
Sie
haben
eine
andere
Weltanschauung,
andere
Einblicke,
sie
machen
zusammen
Sport,
und
daraus
entstehen
dann
Freundschaften."
Bildtext:
Der
Deutschunterricht
ist
für
Abdul
und
die
anderen
Flüchtlinge
im
Haus
am
Schlehenbusch
das
Tor
in
unsere
Gesellschaft.
Beim
Fußball
zeigt
Abdul
starken
Willen,
beim
Beten
Demut.
Gemeinsam
zum
Ziel:
Nils
hilft
Flüchtling
Abdul
bei
den
Deutsch-
Hausaufgaben.
Autor:
Jean-Charles Fays