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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Osnabrückerin lebt mit Ureinwohnern
Zwischenüberschrift:
Hochschulabsolventin Andrea Pérez Mora forscht abseits der Zivilisation
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Andrea Pérez Mora hat für ihre Masterarbeit an der Hochschule Osnabrück bei indigenen Völkern in Namibia gelebt. Dabei lernte die 25-Jährige eine ganz andere Art des Lebens fernab der modernen Welt kennen.

Von ihren Besuchen hat die Masterabsolventin einiges mitgenommen. " Wir können viel von den indigenen Völkern lernen", sagt Andrea Pérez Mora über ihre Erfahrungen bei den Ureinwohnern und ergänzt: " Man kann mit ganz wenig glücklich sein, das vergessen wir oft. Ich würde bei den Menschen auch nicht von Armut sprechen, sondern von überschaubarer Knappheit anstatt unüberschaubarer Auswahl."

Mora, die gebürtig aus Ecuador (Südamerika) stammt, hatte schon immer eine Begeisterung für indigene Völker und bereits mit 17 Jahren erste Kontakte zu Eingeborenen in Quito, der Hauptstadt ihres Heimatlandes. Das Studium an der Hochschule Osnabrück und ein Stipendium für eine Forschungsreise haben sie schließlich im Mai 2015 nach Namibia (Afrika) geführt, wo sie über Umwelt- und Ureinwohnerrechte recherchierte und mit den dort angesiedelten indigenen Völkern lebte.

" Für meine Masterarbeit wollte ich Non-Profit-Organisationen aus Ecuador und Namibia zusammenbringen, die sich für die Natur und die Ureinwohner einsetzen", erläutert die Absolventin, die im Oktober ihren Abschluss im Fach " Management in Non-Profit-Organisationen" gemacht hat. In beiden Ländern gäbe es ähnliche Probleme, zum Beispiel mit dem Bergbau und der Ölförderung, sodass die Organisationen viel voneinander lernen und gemeinsam arbeiten könnten. " Der erste Schritt ist der Kontakt, und das geht auch mit wenig Ressourcen", meint die 25-Jährige.

Auf ihrer Forschungsreise hat die Ecuadorianerin vor allem die indigenen Völker der sogenannten " Lebenden Museen" in Namibia besucht. Die Lebenden Museen, in denen Besucher die Kultur der indigenen Völker auf sehr authentische Weise kennenlernen, werden von der gemeinnützigen deutsch-namibischen Organisation Living Culture Foundation Namibia (LCFN) unterstützt. Andrea Pérez Mora lebte dort einige Tage mit den Mbundza, den Damara und den Ju/ Hoansi-San, lernte ihre Lebensweise und ihre Kultur kennen. Ein besonderes Erlebnis war für sie jedoch der Besuch bei den Himba, einem Hirtenvolk in Namibia, das noch immer weitgehend unberührt von der modernen Gesellschaft lebt.

Ein ihr bekanntes Mädchen hatte die Masterabsolventin weit in den Westen Namibias geführt und dafür gesorgt, dass sie für 24 Stunden mit dem Volk leben durfte. " Ich wollte unbedingt von ihnen lernen und ihnen zeigen, wie viel Interesse und Respekt ich für ihre Gemeinschaft habe", erzählt Mora. Die kleine Gemeinschaft der Himba, die sie besucht hat, bestand aus drei Frauen und zehn Kindern, die sich im Gegensatz zu den Männern des Volkes für ein Leben fernab der modernen Zivilisation entschieden haben. Insgesamt leben heute 50 000 Himba in Namibia und dem angrenzenden Angola.

Um ihre Achtung zu zeigen, hat sie sich sofort wie die Eingeborenen gekleidet. " Sie bemalen ihre Körper mit Ocker, Fett und Lehm, um sich vor Sonne und Moskitos zu schützen", erklärt Andrea Pérez Mora. " Die Farbe ist etwas rötlich und signalisiert außerdem die Verbindung zwischen der Erde und dem Blut. Der Oberkörper ist frei. Ansonsten tragen sie eine Art Rock aus Leder und sehr viel Schmuck, den sie selbst herstellen."

Der Gast aus Osnabrück hat auch sofort versucht, mit den Fremden zu kommunizieren. Da die Studentin ihre Sprache nicht konnte, war die Verständigung schwierig. " Wir haben uns trotzdem irgendwie verstanden, uns einfach nur angelächelt und uns angeschaut, das war sehr schön", erinnert sich die Masterabsolventin. Vor allem die Kinder seien sehr offen gewesen und hätten ihr dabei geholfen, dass auch die Erwachsenen ihre Skepsis schnell verlieren.

Sie haben gemeinsam Wasser geholt, Essen zubereitet und dafür zum Beispiel Maismehl mit Steinen gemahlen, gesungen und getanzt. " Sie wissen von der anderen Welt, der zivilisierten Welt, und entscheiden sich trotzdem für die glückliche Knappheit", beschreibt die 25-Jährige die indigenen Völker. " Sie sind glücklich mit wenig materiellem Eigentum. Sie bauen ihre Häuser selbst und machen auch sonst alles selbst. Sie wissen auch sehr viel über die Natur und die Pflanzen, die sie auch zur Heilung von Krankheiten einsetzen. Sie sind einfach anders, einzigartig und bleiben sich selbst treu."

Ihre Eindrücke des Zusammenlebens mit den indigenen Völkern hat Andrea Pérez Mora auf Fotos festgehalten. " Sie sollen zeigen, wie wichtig es ist, die Kultur zu schätzen und zu schützen", sagt die Osnabrückerin und fügt hinzu: " Wir sind alle Menschen, und die Globalisierung ist vor allem eine Globalisierung der Menschen. Auch wir sind indigen und sollten unsere Seele wiederentdecken."

Moras Bilder wurden bereits bei Ausstellungen unter dem Titel " Undress your Soul" in einem Kunstcafé in Namibias Hauptstadt Windhuk sowie auf dem Campus Westerberg gezeigt. Seit ein paar Wochen lebt die Masterabsolventin nun in Berlin. Auch dort plant sie eine Ausstellung der Fotos.

Für die indigenen Völker möchte sich Andrea Pérez Mora auch weiterhin einsetzen, dazu will sie auch zu den Eingeborenen zurückkehren. Ihrer Meinung noch können wir alle etwas von ihnen lernen: " Sie wissen sehr viel über die Natur und über Möglichkeiten, mit dem Klimawandel umzugehen. Wir sollten auch unsere Lebensweise infrage stellen. Zum Beispiel ist ethischer Konsum nicht, Fairtrade- und Bio-Produkte zu kaufen, sondern sich zu fragen: Brauche ich dieses Produkt wirklich? Wir sollten vor allem die Geschenke der Natur wieder besser wahrnehmen und mit unserer Umwelt umgehen."

Bildtext:

Für ihre Masterarbeit an der Hochschule Osnabrück hat Andrea Pérez Mora (Mitte) mit indigenen Völkern in Afrika zusammengelebt. Fotos: Andrea Pérez Mora

Die Kinder der indigenen Völker sind schon mit sehr wenig glücklich, hat die Osnabrückerin festgestellt.

Das Hirtenvolk der Himba lebt in Namibia fernab der modernen Welt.
Autor:
Nancy Knäuper


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