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1.
Erscheinungsdatum:
22.12.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Aus der Hölle in den Himmel von Osnabrück
Zwischenüberschrift:
Noch einmal zu Besuch bei zwei Flüchtlingsfamilien: Wie ist es ihnen 2015 ergangen?
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Im
Juni
besuchten
wir
die
syrischen
Familien
Mansoraty
und
Mawas,
die
in
Osnabrück
Zuflucht
gefunden
haben.
Die
Eindrücke
von
Krieg,
Bomben,
Tod
und
Flucht
waren
damals
noch
frisch
–
und
die
Sorge
um
die
Kinder
groß.
Wie
geht
es
ihnen
heute?
Vorsichtig
zündet
Ibrahim
Mansoraty
(21)
die
Kerzen
des
Adventskranzes
an.
Alle
vier
Kerzen
haben
eine
unterschiedliche
Farbe
und
Bedeutung.
"
Grün
steht
für
die
Bewahrung
der
Natur,
Weiß
für
den
Frieden,
Rot
für
die
Nächstenliebe
und
die
erdfarbene
Kerze
für
die
Verantwortung
für
die
Welt"
,
erklärt
sein
Bruder
Jan
(17)
.
An
Weihnachten
werden
sie
einen
kleinen
Baum
haben,
so
Jan.
Darauf
freuen
sich
die
Geschwister.
Vor
gut
einem
Jahr
sind
sie
zusammen
mit
ihren
Eltern
und
ihren
Großeltern
nach
Osnabrück-
Has
te
gekommen.
73
Tage
waren
sie
auf
der
Flucht,
um
über
den
Libanon
dem
Bombenhagel
und
den
brutalen
Repressalien
des
"
Islamischen
Staats"
in
ihrer
Heimatstadt
Al-
Hassake
im
Norden
Syriens
zu
entfliehen.
Seitdem
hat
sich
viel
geändert,
insbesondere
in
den
vergangenen
sechs
Monaten
haben
sich
auch
Ibrahim
und
Jan
verändert.
Ibrahims
Gesicht
ist
sichtbar
voller
geworden,
sein
Körper
kräftiger.
Er
wirkt
gesund
und
aufgeräumt.
Seit
April
lernt
er
wochentags
fünf
Stunden
täglich
Deutsch.
Für
eine
ganze
Unterhaltung
reicht
es
noch
nicht,
doch
er
ist
auf
dem
besten
Weg
dahin.
Seine
Tante
Nuha
Naoum,
die
seit
20
Jahren
in
Deutschland
lebt,
übersetzt
seine
Worte:
"
Der
Deutschunterricht
macht
Spaß.
Wir
sind
eine
kleine
Gruppe
von
fünf
Personen
unterschiedlicher
Nationalitäten
und
treffen
uns
manchmal
auch
am
Nachmittag."
Wenngleich
er
deutlich
an
Lebensfreude
gewonnen
hat,
so
lastet
die
Sorge
um
einen
Ausbildungsplatz
auf
ihm.
Als
angehender
Feinwerkmechaniker
stand
er
kurz
vor
dem
Abschluss
seiner
Lehre,
als
die
Familie
die
Flucht
ergriff.
"
Ich
arbeite
an
meinen
Deutschkenntnissen,
um
noch
einmal
zu
beginnen
und
arbeiten
zu
können"
,
sagt
er.
Sein
Blick
ist
zuversichtlich,
seine
Stimme
fest.
Er
möchte
vorab
ein
Praktikum
machen.
"
Vielleicht
halbtags,
sodass
ich
morgens
Deutsch
lernen
und
nachmittags
die
Arbeit
hier
schon
mal
kennenlernen
und
zusätzlich
noch
meine
Sprachkenntnisse
verbessern
kann.
Das
wäre
schön"
,
so
Ibrahim.
Auf
dem
Gymnasium
Ähnlich
ergeht
es
Jan
in
diesen
Tagen.
Sein
Deutsch
hat
sich
erheblich
verbessert.
"
Ich
habe
jeden
Tag
in
der
Schule
nach
dem
Unterricht
Förderunterricht"
,
berichtet
er
stolz.
Jan
besuchte
in
Syrien
die
11.
Klasse
eines
Gymnasiums
und
wollte
Medizin
studieren.
An
der
Thomas-
Morus-
Schule
in
Haste
hat
er
in
der
zehnten
Klasse
begonnen.
Allerdings
zeigt
sich,
dass
13
Monate
intensives
Sprachtraining
kaum
ausreichen,
um
parallel
dazu
den
Unterrichtsanforderungen
gerecht
zu
werden,
die
ein
erweiterter
Realschulabschluss
voraussetzt.
Zu
fremd
und
zu
neu
ist
die
Sprache.
Blauer
Zeh
Jan,
der
sich
beim
vergangenen
Besuch
so
aufgeweckt
und
redefreudig
zeigte,
schaut
zu
Boden
auf
seinen
blauen
Zeh,
den
er
sich
beim
Fußballspielen
verletzt
hat.
Schon
in
seinem
Heimatdorf
war
er
aktiver
Spieler
und
Kapitän
seiner
Mannschaft.
Mittlerweile
spielt
er
zusammen
mit
seinem
Bruder
dreimal
die
Woche
abends
Fußball
beim
TuS
Haste.
Ob
der
Fuß
schmerzt?
"
Nein,
eher
die
Sache
mit
der
Ausbildung"
,
sagt
er
leise.
Beim
Berufsinformationszentrum
hat
er
sich
im
Frühjahr
beraten
lassen
und
sich
auf
Basis
eines
Realschulabschlusses
für
eine
Ausbildung
als
Zahntechniker
begeistert.
Im
Sommer
machte
er
ein
dreiwöchiges
Praktikum.
"
Nach
der
Ausbildung
könnte
ich
meinen
Meister
machen
und
dann
immer
noch
studieren"
,
weiß
er.
Nun
scheint
aber
diese
Möglichkeit
zunächst
vom
Tisch.
Weil
er
gerne
mit
Materialien,
Formen
und
Präzision
arbeitet,
hat
er
sich
bei
der
Handwerkskammer
erkundigt,
welche
Chancen
er
mit
einem
Hauptschulabschluss,
seinen
Interessen
und
Fähigkeiten
habe.
"
Ich
könnte
mir
sehr
gut
vorstellen,
als
Tischler
zu
arbeiten,
und
beginne
damit,
Bewerbungen
zu
schreiben.
Später
kann
ich
mich
immer
noch
weiterbilden
und
das
Handwerk
verfeinern"
,
sagt
Jan.
Sein
großer
Traum
von
Medizin,
mit
der
er
Menschen
helfen
wollte,
rückt
damit
erst
einmal
in
weite
Ferne.
Er
ist
still,
blickt
auf
seinen
Zeh
und
schaut
zum
Fenster
hinaus.
Er
sei
froh
und
glücklich,
hier
in
Haste
wieder
Weihnachten
verbringen
zu
dürfen.
"
Aber
meine
Freunde,
mit
denen
ich
aufgewachsen
bin,
fehlen
mir
immer
noch.
Jeden
Tag"
,
sagt
Jan.
Gut
könne
er
sich
vorstellen,
eines
Tages
wieder
nach
Syrien
zurückzugehen.
"
Um
das
wieder
aufzubauen,
was
mein
Opa
geschaffen
hat
und
was
von
den
Terroranschlägen
zerstört
wurde"
,
fügt
er
nach
einer
kurzen
Pause
hinzu.
Am
Fenster
steht
ein
Käfig,
in
dem
zwei
leuchtend
gelb
und
orange
gefiederte
Kanarienvögel
singen.
"
Wir
haben
sie
Opa
geschenkt.
Zu
Hause
hatte
er
viele
bunte
Vögel"
,
erzählt
Jan.
Sein
Großvater
Ibrahim
(84)
beobachtet
sie
lächelnd.
Seine
Gesichtszüge
sind
entspannt.
Von
den
ausgestandenen
Todesängsten
um
seine
Söhne
und
vor
dem
IS,
den
Entbehrungen
und
Strapazen
der
vergangenen
Jahre
ist
ihm
in
diesen
Momenten
nichts
anzumerken.
"
Wir
leben
nun
in
einem
guten,
in
einem
friedlichen
Land.
Die
Besuche
der
Schwestern
von
St.
Angela,
die
Menschen
hier,
sie
alle
haben
uns
so
viel
Liebe
und
Wärme
und
ein
Zugehörigkeitsgefühl
gegeben.
Meine
Kinder
sind
hier,
und
wir
sind
in
Sicherheit.
Was
will
ich
noch
mehr!
",
sagt
er
und
nimmt
die
Hand
seiner
Frau
Jeannete
(75)
.
Seine
Augen
strahlen.
Jans
Blick
ist
konzentriert.
Er
ist
seit
der
letzten
Begegnung
ernster
geworden.
Erwachsener.
Pariser
Anschläge
Zwar
sind
die
islamistisch
motivierten
Terroranschläge
in
Paris
nicht
mehr
in
aller
Munde,
doch
in
den
Köpfen.
Angespannt
saß
auch
Familie
Mansoraty
am
Abend
des
13.
November
vor
dem
Fernseher,
fassungslos
darüber,
zu
sehen,
was
geschah.
"
Auf
einmal
war
alles
ganz
nah"
,
sagt
Jan.
Vor
dem
Hintergrund
des
anhaltenden
Flüchtlingszustroms
und
der
wachsenden
Problematik
wünscht
er
sich
neben
einem
Ausbildungsplatz
für
das
neue
Jahr
nur
eins:
"
Dass
wir
alle
in
Frieden
und
Sicherheit
weiterleben
können,
dass
wir
nicht
doch
eines
Tages
vom
IS
oder
Militär
eingezogen
werden
und
dass
die
Deutschen,
die
uns
bisher
hier
so
sehr
unterstützt
und
begleitet
haben,
uns
auch
weiterhin
vertrauen."
Die
Angst
vor
Krieg
und
Terror
ist
nicht
nur
geblieben,
sie
ist
größer
geworden
–
bei
Jan.
Er
möchte
nicht
fotografiert
werden.
Ibrahim,
zuletzt
eher
schmächtig,
zurückhaltend
und
in
sich
gekehrt,
hat
eine
andere
Entwicklung
genommen.
Er
ist
offener
geworden,
hat
Vertrauen
gefunden.
So
überrascht
es
kaum,
dass
er
einem
Foto
sofort
zustimmt.
Vor
einem
halben
Jahr
noch
undenkbar.
Zu
tief
saßen
die
Ängste
und
Bilder
der
Vergangenheit.
Der
Glückstag
Weihnachtlich
warm
und
familiär
geht
es
in
diesen
Tagen
auch
bei
Youssef
(59)
und
Janette
(56)
Mawas
in
der
kleinen
Wohnung
im
Schinkel
zu.
Auf
der
Couch
sitzt
ein
Teddybär
mit
einer
Weihnachtsmütze.
Einen
Weihnachtsbaum
und
eine
kleine
Krippe
hatte
sich
Janette
gewünscht.
Doch
für
sie
ist
vor
Weihnachten
noch
ein
viel
größerer
Wunsch
in
Erfüllung
gegangen:
Liefen
im
Juni
noch
Tränen
der
Sorge,
Angst
und
Ungewissheit
um
ihre
Kinder,
so
fließen
sie
jetzt
vor
Freude.
Ihr
jüngster
Sohn,
Abdallah
(25)
,
der
zusammen
mit
den
beiden
älteren
Söhnen
und
deren
Familie
auf
engstem
Raum
in
Beirut
lebte,
ist
nach
langen
Fußmärschen
schließlich
über
das
Mittelmeer
in
Deutschland
angekommen.
"
Der
17.
November
war
ein
Glückstag"
,
sagt
sie
überglücklich,
sodass
ihr
die
Tränen
laufen.
"
Das
sind
wahrscheinlich
meine
Muttergefühle"
,
fügt
sie
fast
entschuldigend
hinzu.
Abdallah
ist
vom
Krieg
traumatisiert.
Darüber
hinaus
war
die
Zeit
im
Libanon
für
ihn
von
der
Angst
geprägt,
eventuell
keine
Verlängerung
der
Aufenthaltsgenehmigung
zu
erhalten.
In
der
Folge
hätte
er
nach
Syrien
zurückkehren
müssen
und
wäre
vom
Militär
eingezogen
worden.
"
Er
ist
ausgebildeter
Tischler
und
arbeitete
fast
nur
noch,
um
von
dem
Gesparten
davonzukommen"
,
weiß
Janette.
Momentan
befindet
er
sich
in
einer
Notunterkunft
in
Nordrhein-
Westfalen.
"
Sobald
er
ein
Bleiberecht
bekommt,
kommt
er
zu
uns"
,
berichtet
sie.
Abdallah
ist
der
Jüngste
ihrer
fünf
Kinder.
Die
beiden
älteren
Söhne
wollen
im
Libanon
bleiben,
zu
unsicher
sei
es
ihnen,
alles
aufzugeben,
so
Janette.
Die
Tatsache,
dass
die
Aufenthaltsgenehmigungen
immer
nur
für
drei
Monate
gültig
sind,
lastet
schwer
auf
Youssef
und
Janette,
ebenso
wie
die
Sorge
um
ihre
getrennt
lebende
Tochter
und
ihre
beiden
Enkel
in
Syrien.
"
Sie
braucht
die
Genehmigung
ihres
Mannes,
um
ausreisen
zu
können,
hat
mehrere
Jobs,
um
die
Kinder
durchbringen
zu
können.
Wir
beten
jeden
Tag
für
sie"
,
sagt
Youssef.
Er
schluckt.
Seine
Stimme
klingt
zittrig.
Die
andere
Tochter
lebt
seit
über
einem
Jahr
in
Osnabrück.
Sie
sehen
sich
regelmäßig.
An
der
Nähmaschine
Zweimal
in
der
Woche
gehen
sie
zum
Deutschunterricht
in
die
Heilig-
Kreuz-
Gemeinde.
Vor
einigen
Wochen
haben
sie
ausgesetzt.
"
Die
Aufregung
um
Abdullah
war
für
uns
einfach
zu
groß"
,
sagt
Janette
und
betont,
dass
sie
in
jedem
Fall
weiterlernen
wollen
und
wieder
hingehen
werden.
Das
sei
ihnen
wichtig.
Durch
ehrenamtlich
Helfende
der
Heilig-
Kreuz-
Gemeinde
haben
sie
Kontakte
geknüpft.
Youssef,
einst
Bauer
und
naturverbunden,
hilft
inzwischen
ehrenamtlich
bei
Gartenarbeiten
im
Umfeld.
Er
hat
ein
Fahrrad
geschenkt
bekommen
und
fährt
mit
Freude
zum
Einkaufen,
zu
Besuchen
oder
um
einfach
ein
wenig
Bewegung
an
der
frischen
Luft
zu
haben.
Janette,
eine
gelernte
Näherin,
hat
von
einer
Nachbarin
eine
Nähmaschine
bekommen.
Sie
näht
für
Freunde
und
die
Familie.
"
Demnächst
möchte
ich
für
uns
Gardinen
nähen"
,
sagt
sie,
zeigt
die
Maschine
und
strahlt.
Die
Familie
freut
sich,
ihren
Sohn
bald
wiederzusehen.
Ein
Wermutstropfen
aber
bleibt,
gerade
vor
dem
Hintergrund
der
Anschläge
in
Paris:
"
Ich
war
regelrecht
erschrocken,
zu
sehen,
dass
es
so
nah
ist.
Die
Erinnerungen
an
die
Menschen
in
Syrien,
Zivilisten,
die
keine
Schuld
an
etwas
haben
oder
jemand
etwas
getan
haben
und
dafür
sterben
müssen,
wurden
sofort
wach"
,
berichtet
Youssef
und
fügt
hinzu.
"
Hoffentlich
sind
unsere
Tochter
und
unsere
Söhne
sicher.
Mehr,
als
dass
es
den
eigenen
Kindern
gut
geht,
kann
man
sich
gar
nicht
wünschen."
Bildtext:
Ibrahim
Mansoraty
(21)
macht
große
Fortschritte
in
der
Sprache.
Er
möchte
eine
Ausbildung
zum
Feinwerkmechaniker
beginnen.
Foto:
Simone
Fischer
So
berichtete
die
NOZ
am
13.
Juni
2015
Youssef
(59)
und
Janette
(56)
Mawas
haben
Anschluss
in
Osnabrück
gefunden,
doch
lastet
die
Sorge
um
ihre
Kinder
schwer
auf
ihnen.
Foto:
Gert
Westdörp
Autor:
Simone Fischer