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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Elefantenzucht im Zoo wohl erst ab 2018
Zwischenüberschrift:
Warten auf Mutterlinie geht weiter – Direktor Böer: Osnabrücks Wunsch an erster Stelle in Europa
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Elefantenkühe zum 80. Geburtstag: Das hätte ein schönes Jubiläumsgeschenk für den Osnabrücker Zoo und seine Besucher werden können. Doch mit der erhofften Ankunft einer Mutterlinie im nächsten Jahr rechnet am Schölerberg keiner mehr. " 2018 ist realistisch", sagt Zoodirektor Michael Böer.

Der Zoo Osnabrück hat vor drei Jahren seine Elefanten ausgetauscht. Statt afrikanischer Dickhäuter werden jetzt deren asiatische Artgenossen gehalten. Die sind unmittelbar vom Aussterben bedroht: Ihr Wildbestand wird auf höchstens 30 000 Tiere geschätzt. Afrikanische Elefanten gibt es fast 20-mal so viele. Gemeinsam mit anderen europäischen Tierparks möchte der Zoo deshalb eine eigenständige Population von asiatischen Elefanten aufbauen. " Das ist unser Beitrag zur Arterhaltung", erklärt Direktor Böer. Die Voraussetzungen dafür wurden längst geschaffen.

Der Zoo hat mit großem Aufwand seine Elefantenanlage umgebaut, und mit Zuchtbulle Luka wartet seit Juni 2013 der designierte Erzeuger künftiger Osnabrücker Elefantenbabys auf seinen Einsatz. Allein es fehlen die Kühe. Und so tollt Luka, anstatt fleißig zu decken und damit für den ersehnten Nachwuchs zu sorgen, nur mit Söhnen anderer Elefantenväter herum.

Wie lange noch? Ein erster Anlauf, fortpflanzungsfähige Asiaten-Weibchen an den Schölerberg zu holen, scheiterte im März 2013 in letzter Sekunde an dem Verdacht, die ausgesuchten Tiere könnten krank sein was sich im Nachhinein nicht bestätigte. Einen zweiten Anlauf unternahm der Zoo im September 2014, als er sich plötzlich von der Hälfte seiner vier Jungbullen trennte und die Übernahme einer Mutterlinie " für die nächsten Monate" ankündigte. Doch dann machte internationale Zoo- und Züchterpolitik einen Strich durch die Rechnung.

Audienz beim " Papst"

Zoodirektor Michael Böer ist dennoch davon überzeugt, dass es früher oder später klappen wird mit der Elefantenzucht in Osnabrück. " Man hat mir versichert, dass unser Wunsch nach Kühen im Europäischen Erhaltungszucht-Programm (EEP) weiterhin an erster Stelle steht", sagte er unserer Redaktion jetzt auf Nachfrage.

Dies habe er aus Gesprächen mitgenommen, die ihn 2015 unter anderem zum " Elefanten-Papst" persönlich führten: David Field heißt dieser, ist Direktor des Zoos von London und oberster Berater für alle Elefantenzucht-Programme in Europa. " Er hat mir zugesagt, dass wir Elefantenkühe bekommen. Es ist nur eine Frage der Zeit", so Böer. Alles sei davon abhängig, wann sich das nächste Mal in einem europäischen Zoo eine Mutterlinie (Elefantenkuh samt Nachwuchs) von ihrer Herde abspaltet und damit für einen Transfer nach Osnabrück frei wird.

Hintergrund: Elefanten leben im Matriarchat, wo ältere, erfahrene Kühe Verbände leiten, die aus ihren weiblichen Nachkommen bestehen während Bullen außerhalb dieser Familien ein eigenes Leben führen. Entwickelt also eine junge Elefantenkuh unter Mutterherrschaft eigene Führungsansprüche, könne es " sehr schnell zu Aggressionen kommen", die eine Trennung der Tiere notwendig machen, erklärt Elefantenexperte Böer. " So läuft es auch in der freien Wildbahn."

Darf Shahrukh bleiben?

Dass dieser Moment rechtzeitig zum Osnabrücker Zoojubiläum 2016 kommt, wie noch zu Jahresbeginn erhofft, sei allerdings " sehr unwahrscheinlich" geworden. Am Schölerberg rechnet man nun mit der Ankunft von asiatischen Elefantenkühen " in den nächsten zwei bis vier Jahren". Michael Böer: " Letztlich treffen die Elefanten die Entscheidung." Der Zoo werde die Wartezeit nutzen, um sich auf die anspruchsvolle Haltung von Weibchen dieser Art vorzubereiten unter anderem mit Exkursionen in andere deutsche und ausländische Tierparks, die für das Frühjahr 2016 vorgesehen sind.

Die aktuelle Osnabrücker Elefantengruppe mit Luka (42 Jahre) und den beiden Jungtieren Shanti und Shahrukh (beide 7 Jahre) bleibe derweil bis zum Tag X bestehen, versichert der Direktor. Eigentlich hätten die beiden Bullkälber längst nach Griechenland verschickt werden sollen, um Platz im Stall zu schaffen. " Das ist vom Tisch." Für Shahrukh gibt es möglicherweise sogar eine dauerhafte Bleibeperspektive, sagt Böer. " Er und Luka verstehen sich prächtig. Wir wollen den EEP-Koordinator fragen, ob wir ihn behalten können."

Bildtext:

Der asiatische Elefant Luka wartet seit Juni 2013 im Zoo Osnabrück auf seinen Einsatz als Zuchtbulle. Doch weibliche Artgenossen wird er am Schölerberg so bald nicht zu Gesicht bekommen.

Foto:

Sebastian Stricker

Kommentartext:

Diplomatie

Der Zoo Osnabrück wird erst in ein paar Jahren mit der Aufzucht asiatischer Elefanten beginnen können. Das ist schade für die Millionen Besucher, die sich seit 2013 auf die versprochene Ankunft einer Mutterlinie und mögliche Elefantenbabys freuen. Aber das Warten geschieht zum Wohl der Tiere.

Zoodirektor Michael Böer hat alle Möglichkeiten ausgeschöpft, den Prozess zu beschleunigen. Er machte sich bei den einflussreichsten Stellen für Osnabrück als künftigen Standort einer Zuchtgruppe stark und erinnerte dabei an das stets vorbildliche Verhalten des Zoos im Europäischen Erhaltungszucht-Programm. Kluge Diplomatie, nachdem man am Schölerberg bei der koordinierten Vergabe von Elefantenkühen wiederholt in die Röhre geschaut hatte zuletzt aus politischen Gründen.

Dass es gleichwohl noch Geduld braucht, bis Osnabrück endlich an der Reihe ist, liegt in der Natur der Sache. Oder besser: Es ist Sache der Natur. Denn auf den konkreten Zeitpunkt, wann Mutterlinien auseinanderdriften und damit junge Elefantenkühe für einen Transfer zur Verfügung stehen, hat kein Mensch Einfluss.
Autor:
Sebastian Stricker


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