User Online: 3 | Timeout: 20:19Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Mehr Muslime in katholischer Schule
Zwischenüberschrift:
Thomas-Morus-Schule nimmt 37 Flüchtlinge auf
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Mit dem Zustrom der Flüchtlinge sind die Osnabrücker Schulen vor neue Herausforderungen gestellt. Das betrifft auch die Schulen in Trägerschaft der Schulstiftung des Bistums Osnabrück, wie
die Thomas-Morus-Schule (TMS) in Haste, die sich darauf eingestellt hat, deutlich mehr andersgläubige Kinder aufzunehmen.

Die TMS und die Domschule sind sogenannte Konkordatsschulen, während die Angela- und die Ursulaschule reine Privatschulen sind. Die Schulstiftung des Bistums ist Trägerin aller vier Schulen. In einem 1965 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Land Niedersachsen geschlossenen Vertrag (Konkordat) wurden verschiedene Richtlinien für die Konkordatsschulen definiert, deren Lehrer zum Beispiel von der Stiftung eingestellt, aber vom Land finanziert werden. Eine Maßgabe besagt, dass die Konkordatsschulen 30 Prozent andersgläubige Kinder unterrichten können.

" Wir müssen diese Regelung sehr genau nehmen", sagt Stiftungsdirektor Georg Schomaker. Denn die Finanzierung der Schule durch das Land ist eng an die Einhaltung der Prozentgrenze gebunden. Würde diese Grenze von der Schule überschritten, könnte das Land die Finanzierung kappen. " Dann müssten wir über Schulgeld sprechen", nennt Schomaker die mögliche Konsequenz. Das will die Stiftung vermeiden. Deshalb hat sie beim Land eine Erhöhung des nicht katholischen Anteils ihrer Schülerschaft beantragt. Laut Schomaker stimmte das niedersächsische Kultusministerium zu, die Grenze auf 40 Prozent heraufzusetzen.

Mit Stadt abgestimmt

" Wir haben das in enger Abstimmung mit der Stadt Osnabrück gemacht", so Schomaker weiter. Denn mit der Erhöhung der Quotierung kann die TMS jetzt vor allem einen wesentlich höheren Anteil nicht katholischer Migrantenkinder aufnehmen.

" Die zehn Prozent mehr brauchen wir komplett für Flüchtlingskinder", sagt Schulleiterin Hildegard Oevermann. 37 Kinder viele davon unbegleitete Minderjährige aus verschiedenen Herkunftsländern hat die Schule laut Oevermann dank der Aufstockung, die vom Rat einstimmig gebilligt worden sei, aufnehmen können. " Wir wollten den anderen Osnabrücker Schulen helfen, das dicke Paket der Flüchtlinge zu tragen", sagt die Rektorin. Das aber wäre ohne eine Veränderung der Prozentklausel nicht möglich gewesen. " Die Wirklichkeit sieht heute anders aus als seinerzeit, als der Vertrag geschlossen wurde", sagt Oevermann.

Schüler- und Lehrerschaft hätten sich bereits auf die Flüchtlinge eingestellt. So sei zum Beispiel der Schülerrat in verschiedene Integrationsbemühungen eingebunden, die Schule habe eine Dolmetscherin engagiert und versuche sich ein Netzwerk zu knüpfen, dass die Integration der Flüchtlinge erleichtert. " Die Kollegen sind offen und haben viele Ideen, wie das gelingen kann", zeigt sich Oevermann zuversichtlich.

Für die Domschule, ebenfalls eine Konkordatsschule in Trägerschaft der Schulstiftung, gilt die Erhöhung der Prozentgrenze indes noch nicht. Schomaker ist aber zuversichtlich, dass sowohl die Stadt als auch das Land der Erhöhung zustimmen würden, wenn die Domschule einen solchen Bedarf anmelden würde, denn " auch die Domschule steht Schülern mit Migrationshintergrund offen gegenüber". Wie Hildegard Oevermann sieht auch Schomaker einen grundsätzlichen Wandel auf die Bistumsschulen zukommen: " In absehbarer Zeit wird es immer weniger katholische Kinder geben."

Bildtext:

37 Flüchtlinge aus verschiedenen Nationen werden an der Thomas-Morus-Schule in Haste beschult.

Symbolfoto:

dpa

Kommentartext:

Die katholischen Schulen des Bistums Osnabrück, namentlich die Thomas-Morus-Schule (TMS), öffnen sich zunehmend für Kinder anderer Konfessionen. Die TMS leistet damit einen wertvollen Beitrag bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms, der viele schulpflichtige Kinder nach Deutschland spült, die unterrichtet werden wollen.

Nun wäre es aber naiv zu glauben, die Schulen folgten damit allein altruistischen Motiven. Vielmehr darf man wohl davon ausgehen, dass sie und ihre Träger längst erkannt haben, dass ihre originäre Klientel eher schrumpft denn wächst und dass sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so weit geändert haben, dass nur eine Öffnung den eigenen Fortbestand sichern kann.

Warum auch nicht? Dieses Denken ist keineswegs verwerflich. Wird doch an den Konkordatsschulen ebenso guter Unterricht von ebenso engagierten Lehrern geleistet wie andernorts auch. Und das ist religionsungebunden.

Konsequenterweise muss dann allerdings auch die Frage erlaubt sein, wann diese engagierten Schulen aufhören, rein katholische Bekenntnisschulen zu sein und ob das Konkordat als Anachronismus nicht langsam, aber sicher in die Ablage " Geschichte" einsortiert werden muss.
Autor:
Dietmar Kröger


Anfang der Liste Ende der Liste