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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Sprechendes Schalthaus am Schloss
Zwischenüberschrift:
Betonbau von Osnabrücker Kunststudenten gestaltet
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Bunker, Klotz, Thunfischdose grau, nervig, furchtbar: Die Begriffe auf den Betonmauern des kreisrunden Baus sind wenig schmeichelhaft. Doch die Wandmalerei hat Methode. Umso schöner wirkt das Kunstwerk, in das Studenten der Universität Osnabrück ein schnödes Schalthaus am Schloss verwandelt haben. Und es kann sogar sprechen.

Das Schalthaus ist eins von 14 im Stadtgebiet. Hier kommt der Strom aus den Hochspannungsleitungen an, nachdem er in einem der vier Umspannwerke von 110 000 auf 10 000 Volt gedrosselt und ins 2300 Kilometer lange Ortsnetz eingespeist wurde. Schalthäuser leiten die Elektrizität weiter an Trafostationen davon gibt es 1100 in Osnabrück. Mit Niederspannung (230/ 400 Volt) fließt der Strom schließlich von dort über 2800 Verteilerkästen an die gut 36 500 städtischen Haushalte.

Weil in der City der Strombedarf steigt, haben die Stadtwerke Osnabrück die zuletzt mit 50er-Jahre-Technik ausgestattete Mittelspannungsstation am Ende der Seminarstraße seit Sommer 2014 für 1, 9 Millionen Euro umgebaut und erweitert. Jetzt wird das Schalthaus sogar von zwei Umspannwerken beliefert. " Damit können wir auch Großveranstaltungen im Schlosspark, in der Osnabrück-Halle und auf dem Neumarkt problemlos mit Energie versorgen", erklärt Technikleiter Ingo Hannemann.

Wegen seiner exponierten Lage über der Tiefgarage zwischen Schloss und Mensa sei den Stadtwerken zudem " eine ansprechende Gestaltung" des Schalthauses besonders wichtig gewesen. Hier kommen die Studenten des Fachgebiets Kunst/ Kunstpädagogik ins Spiel: Unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Brenne, Nikola Dicke und Frank Gillich schufen sie für den kahlen Betonzylinder eine bunte Verzierung aus mehreren Teilen.

Da wären zum einen ringsum angebrachte, rote und braune Platten, die Baumstämme und Baumkronen darstellen sollen. In ihrem Schatten tummeln sich stilisierte Menschen: mal stehend und mal gehend, mal lesend und mal sitzend, mal Frisbee werfend oder auch auf einem Seil tanzend. Sie wurden mithilfe von Schablonen in Schwarz und Rot auf das Rund gemalt ein aus der Street-Art bekanntes Verfahren.

" In einem stilisierten Hain entfaltet sich akzentuiert studentisches Leben", beschreibt Kunstprofessor Brenne das idyllische, auf echten Fotos beruhende Bild. " Es entfaltet sich ein Panorama, in dem Studierende sich sportlichen Aktivitäten, wissenschaftlichem Diskurs und produktiver Muße hingeben."

Typografische Mittel

Im Kontrast zu dieser " arkadischen Szenerie" wurde die Tiefgaragen-Einfahrt mit typografischen Mitteln gestaltet. In großen, farbigen Buchstaben prangen Wörter an der Wand, die den Betrachter irritieren: Silo, Dachterrasse oder Waschmaschinentrommel ist dort etwa zu lesen, außerdem Adjektive wie hässlich und unpassend. Aus- und Eindrücke pendelnd zwischen Kritik, Assoziation und Utopie, aufgespießt von Studenten bei Spaziergängern im Schlosspark während der Rohbauphase.

" Der ausgeführte Entwurf lässt das Gebäude selber sprechen", erläutert Brenne. " Dabei werden nicht nur Fragen aufgeworfen und surreale Begriffskombinationen gestalterisch verdichtet, sondern auch das noch nicht Entwickelte poetisch greifbar gemacht." Letztlich, so der Kunstpädagoge in einem Anflug von Doppeldeutigkeit, werde hier in Form von " Concrete Poetry" also konkreter bzw. in Beton gegossener Dichtung (concrete: Englisch für konkret, Beton) die Entstehungsgeschichte des Schalthauses reflektiert.

Wenig Raum für Interpretationen lässt hingegen die laufende Umgestaltung der Seminarstraße zwischen Schloss und Erweiterungsgebäude der Universität. Hier soll bis zum Jahresende ein neuer Freiraum mit Beeten, Bäumen, Bänken und über 100 Fahrradbügeln entstehen. " Unser Grundgedanke ist es, einen Schlossvorplatz mit Aufenthaltscharakter zu schaffen", sagt Vizepräsident Wilfried Hötker. Kosten für die Uni: 400 000 Euro.

Bildtext:

Kunststudenten der Uni Osnabrück haben zusammen mit den Stadtwerken als Energieversorger die Mittelspannungsstation in der Seminarstraße neu gestaltet.

Foto:

Jörn Martens
Autor:
Sebastian Stricker


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