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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Zurück zur Lochfassade
Zwischenüberschrift:
Das Textilkaufhaus L+T in der Großen Straße hat das Äußere stets aktuell gehalten
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. So wenig beliebt das Regenwetter gerade im Advent sein mag, wenn man doch eigentlich für die vorweihnachtliche Gefühlslage Niederschläge nur in Form von Schnee gebrauchen kann, so vorteilhaft wirkt das hier vorgestellte Bild der Weihnachtsbeleuchtung eines Kaufhauses durch die Nässe des Pflasters, in der sich die üppige Beleuchtung spiegelt.

Der Werbefotograf Georg Bosselmann wählte 1968 wohl nicht ohne Grund einen Regentag, als er die hell strahlende Schaufensterfront und die festlich dekorierte Fassade des Kaufhauses Lengermann & Trieschmann (L+ T) ablichtete. Auch die Abwesenheit jeglicher Menschen und Fahrzeuge war gewollt. Sie unterstützt die geradezu feierliche Inszenierung des erleuchteten Kaufhauses.

Exklusivität wird betont

In der Waren-Präsentation erkennen wir einen deutlichen Unterschied zu heute: Damals bevorzugte man lange Schaufensterbänder, während heute die klassische " Lochfassade" mit weniger Glas und mehr Naturstein wieder beliebter geworden ist. Architektur setzt hier den verkaufspsychologischen Ansatz um, nicht mehr mit einem breiten Angebot in die Beliebigkeit abzurutschen, sondern mit fokussierten Blicken auf das Marken-Sortiment dessen Exklusivität zu unterstreichen.

Bei den weihnachtlichen Deko-Elementen sind Tannenbäume und Sterne damals wie heute beliebt. Etwas anders verhält es sich mit Motiven, die die Erlebniswelt der Kinder widerspiegeln. Noch 1968 ging nichts über Grimms Märchen, wie die Galerie von scherenschnittartigen Motiven in den Fenstern des Obergeschosses zeigt. Das Bildprogramm etwa des Sterntalermädchens (links) oder der Bremer Stadtmusikanten (mittig) würde heute nicht mehr von jedem Kind erkannt zu groß ist die Konkurrenz durch Jedi-Ritter, Spiderman und Dinos geworden.

L+ T gilt heute mit einer Brutto-Verkaufsfläche inklusive Gastronomie, Markthalle und Kundenservice von 20 184 Quadratmetern und 500 Mitarbeitern als das größte eigentümergeführte Modehaus Norddeutschlands. Auf drei Etagen umfasst das Sortiment etwa 500 verschiedene Modefirmen, von denen 120 ihre Waren als Shop-in-Shop anbieten. Auf eine Filialisierung wurde bewusst verzichtet. Die Inhaberfamilie Rauschen machte damit zwar auch ihre Erfahrungen, indem sie 1975 eine Niederlassung in Lingen eröffnete. Doch schon 1981 wurde sie wieder geschlossen. Man konzentrierte sich fortan ausschließlich auf die Erweiterung des Stammhauses in Osnabrück.

Und das mit Erfolg. Als Friedrich Lengermann und Alfred Trieschmann 1935 das 1910 gegründete Textilhaus Alsberg & Co. übernahmen, betrug die Verkaufsfläche 3500 Quadratmeter. In der Bombennacht des 19. Juli 1942 ging sie auf Nullkommanull zurück. Der Neubau von 1948 wurde nach und nach aufgestockt und ergänzt, sodass man 1953 wieder bei 4400 Quadratmetern stand, was als kleine Sensation galt. Durch Zukauf umliegender Grundstücke, die Expansion bis zur Hase und durch den " Sprung über die Herrenteichsstraße" mit Übernahme des ehemaligen Möbel-Lahrmann/ Kaufhaus- Brinkmann-Gebäudes gelangen die Integration von Tiefgarage und Parkhaus und die Flächenerweiterung auf über 20 000 Quadratmeter. Neue Abteilungen wie die für Sport, für junge Mode oder für Übergrößen (" Ruby′s Kurvenqueen") kamen hinzu, während die Zeit über einige ältere klassische Sortimente hinweggegangen war. Anfang der 1980er-Jahre schloss man die Teppich-Abteilung, und nach dem Jahr 2000 verabschiedete man sich auch von Betten, Gardinen, Stoffen und Kurzwaren. Der nächste Expansionsschritt ist indes schon ins Auge gefasst: An der Stelle des ehemaligen Wilhelmstifts soll ein Sporthaus mit ausgeweiteten Aktionsmöglichkeiten, Personaltrainern, Ernährungs- und Gesundheitsberatung und einer Arztpraxis entstehen als Antwort auf den wachsenden Onlinehandel.

Bildtext:

Lange Schaufensterbänder sind out. Seit dem letzten Umbau setzt L+ T auf die klassische " Loch-Fassade" mit weniger Glas und mehr Naturstein. Foto: Jörn Martens

Tannen, Sterne und Grimms Märchen schmücken 1968 die Fassade des Kaufhauses L+ T . Der Blick geht vom Jürgensort zur Großen Straße, vorn rechts mündet die Große Hamkenstraße ein.

Foto:

Georg Bosselmann, Archiv Museum Industriekultur
Autor:
Joachim Dierks


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