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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Zahl seit 2014 mehr als verdreifacht
Zwischenüberschrift:
Stadt Osnabrück hat ihr Soll an minderjährigen Flüchtlingen übererfüllt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Die Stadt Osnabrück wird durch die Einführung der Verteilung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) seit einem Monat entlastet. 61 müsste Osnabrück nach der bundesweiten Quote aufnehmen. Aktuell betreut das Jugendamt 102 dieser Jugendlichen, einige davon müssen in andere Kommunen weiterziehen.

Der Verteilungsschlüssel für die einzelnen Bundesländer und Kommunen, der sich an dem für Erwachsene orientiert, könnte aber in Kürze überholt sein. Denn seit der Einführung der Verteilung Minderjähriger müssen die bundesweit 640 Jugendämter täglich die aktuellen Zahlen der betreuten Jugendlichen melden. Dadurch gibt es seit Kurzem erstmals einigermaßen verlässliche Zahlen darüber, wie viele UMF sich in Deutschland aufhalten.

Laut Schätzung waren es 30 000. Diese Zahl ist seit den täglichen Meldungen rapide in die Höhe geschnellt. Nach der jüngsten Statistik beträgt sie knapp 60 000. " Und das sind nur diejenigen, die bei den Jugendämtern bekannt sind", sagt Hermann Schwab, Leiter des städtischen Fachbereiches für Kinder, Jugendliche und Familien.

Der Gesetzgeber hatte sich für das Verteilverfahren entschlossen, weil einige Städte gegenüber ländlichen Bereichen einen unverhältnismäßig hohen Zustrom erlebten. Nach früherem Recht mussten die Jugendlichen dort aufgenommen werden, wo sie aufgegriffen wurden. Die in der Stadt gelandeten UMF wurden vor allem in Zügen von der Bundespolizei aufgegriffen. Im vergangenen Jahr waren es 38, in diesem Jahr schon mehr als 150.

Angesichts der sprunghaft steigenden Zahlen waren und sind die Plätze in der Inobhutnahme der Stadt ständig überfüllt. Mithilfe freier Träger wie der katholischen Jugendhilfe Don Bosco und der Arbeiterwohlfahrt wurden neue Plätze für minderjährige Flüchtlinge geschaffen.

Manche Jugendliche nutzen die Inobhutnahme nur für eine Verschnaufpause. Sie wollen zu Angehörigen oder Freunden in anderen Städten oder Ländern und verschwinden nach ein, zwei Nächten wieder. Wer bleibt, lebt in der Regel in einer Wohngruppe. Bei allem guten Willen ist es sehr schwer, angesichts der Lage auf dem Wohnungsmarkt für diese Gruppen neuen Wohnraum zu finden. Das gilt auch für die Jugendlichen, die nach einer Zeit des Einlebens aus der Gruppe in Betreutes Wohnen umsteigen könnten. Es gibt nicht genügend Wohnungen.

Da die Verteilung der UMF erst seit dem 1. November geregelt ist, leben in Osnabrück weiterhin 87 sogenannte Altfälle. Dazu zählen auch neun junge Flüchtlinge, die zwar volljährig geworden sind, aber weiterhin einer Betreuung bedürfen. Die jetzt neu kommenden UMF werden lediglich für einige Tage in der Osnabrücker Inobhutnahme aufgenommen und dann nach der Maßgabe des Landesjugendamtes auf niedersächsische Städte und Landkreise mit noch wenigen jungen Flüchtlingen verteilt.

Auch wenn die Unterkunft und Betreuung der UMF vom Land bezahlt werden, die zusätzlichen Stellen, die in der Verwaltung für die Bearbeitung gebraucht werden, bleiben auf der Stadt hängen. Während sich im Sozialen Dienst der Stadt bisher ein Mitarbeiter um die UMF kümmerte, sind es heute drei. Auch andere Bereiche, etwa bei den Vormundschaften, mussten aufgestockt werden.

Seit der Neuordnung am 1. November zahlt das Land zwar eine Verwaltungspauschale von 2000 Euro pro zugewiesenem Flüchtling. " Weil wir aber so viele Altfälle haben und keine neuen zugewiesen bekommen, erhalten wir auch keine Pauschale", sagt Hermann Schwab. Erst wenn die " alten" Flüchtlinge volljährig werden und keine Unterstützung mehr benötigen, kann Osnabrück neue UMF aufnehmen. Übrigens: Ein paar Kilometer weiter in Nordrhein-Westfalen zahlt das Land pro Zuweisung eine Pauschale von 3100 Euro.

Bildtext:

Die Stadt Osnabrück muss nach der aktuellen Quote 61 minderjährige Flüchtlinge aufnehmen. Derzeit betreut das Jugendamt 102. Allein 87 sind sogenannte Altfälle und fallen nicht unter die neue Regelung.

Kommentartext:

Es wird eng

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge genießen in Deutschland einen besonderen Schutz. Sie haben von Anfang an die gleichen Rechte und Anspruch auf Hilfeleistungen wie deutsche Jugendliche.

In Osnabrück sind die Zahlen der jungen Flüchtlinge wie überall sprunghaft angestiegen. Die Stadt kann dabei auf die gute Zusammenarbeit mit freien Trägern setzen. So konnten recht zügig neue Wohngruppen geschaffen werden. Auch mit dem Landkreis klappt die Zusammenarbeit. Stadt und Landkreis teilen sich die Plätze in einer Inobhutnahme.

Sollte sich angesichts der steigenden Zahlen auch die Aufnahmequote erhöhen was sehr wahrscheinlich ist –, wird es aber für die Stadt eng. Wohnungen fehlen, um weitere Gruppen einrichten zu können. Nicht zuletzt werden die Fachkräfte für die Arbeit mit den jungen und möglicherweise stark traumatisieren Jugendlichen rar.

Osnabrück kann dabei wenigstens noch als attraktiver Standort werben. Um wie viel schwerer haben es einige Landkreise im weiten Niedersachsen, die bisher mit minderjährigen Flüchtlingen kaum zu tun hatten und durch das neue Gesetz die gesamte Infrastruktur erst aufbauen müssen.
Autor:
Ulrike Schmidt


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