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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Auf die Mimik kommt es an
Zwischenüberschrift:
Walter Galisch ist Tierpräparator in Osnabrück – Mit einer Laborratte fing es an
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Fuchs beobachtet ganz entspannt die Gänse, ein Habicht lauert auf Beute, das Eichhörnchen knabbert an einer Haselnuss, der Feldhase setzt zum Sprung an, das fast weiße Hermelin erspäht aufgerichtet die Umgebung, die Schneeeule sitzt unbeweglich da, hat aber alles im Blick. Mehr Schein als Sein ist das, was sich bei Walter Galisch (63) auftut. Der Zoologische Präparator erweckt in seiner Werkstatt die schönen Exemplare der Tierwelt scheinbar wieder zum Leben.

Am Gartenhaus des großen Grundstücks müffelt es etwas. Aus Eimern stechen Gehörne hervor, die zuvor erhitzt worden sind. Auch der Kopfschmuck von Mufflons verliert in einer Seifenlauge die letzten Reste von Fleisch, bevor der Präparator sie auf eine hölzerne Platte drapiert, die als Wandhalterung dient. Der Auftrag kam von einem Waidmann, der die eingedrehten Hörner als Erinnerungsstück für einen erfolgreichen Abschuss in Thüringen aufarbeiten lässt.

Walter Galisch ist auch immer dann gefragt, wenn Tiere als Ganzes präpariert werden sollen, Vögel ebenso wie Säugetiere. Nicht immer geht es um Wildtiere ob geschossen oder am Straßenrand gefunden sondern auch um Hund, Katze oder Meerschweinchen. Doch bei Haustieren wehrt Galisch ab: " Das mache ich sehr ungern."

39 Jahre ist er nun schon Zoologischer Präparator. Gleich nach der Schule absolvierte er eine Werkzeugmacher-Lehre, wollte eigentlich Maschinenbau studieren. Ein Zufall brachte ihn davon ab. Er las von der Eröffnung einer Berufsschule für Präparatoren in Bochum seine Entscheidung war gefallen. " Natur und Umwelt, Pflanzen und Tiere, das war schon immer mein Ding", sagt er. Seine Liebe für Präparate entdeckte er, als er mit 18 Jahren seinen Jagdschein machte. Heute ist er außerdem Ausbildungsleiter für Jungjägerkurse der Jägerschaft Osnabrück-Stadt, in denen Tierpräparate wichtige Anschauungsobjekte sind.

Schon in der Ausbildung entschied sich Galisch für den biologisch-zoologischen Bereich des Berufes. Auch wenn die Lehre mit einer weißen Laborratte begann: " In der Pathologie habe ich mich nicht so gut gefühlt". Sein Beruf führte ihn schließlich zur Universität Osnabrück, wo er im Fachbereich Biologie 35 Jahre tätig war. " Der Präparator muss handwerkliche und künstlerische Fähigkeiten haben, die Tiere sollen ja anatomisch korrekt nachgebildet werden", beschreibt Galisch.

Die Arbeit steht und fällt mit dem Fellabziehen. Saubere, verdeckte Schnitte mit dem Skalpell sind die Voraussetzung, dass später keine " Narbe" zu sehen ist. Besonders kniffelig ist das bei Augen, Mundschlitzen, Ohren und Nase. Das Fell lässt Galisch beim Gerber behandeln, bevor es über ein Körpermodell des Säugetieres gezogen wird, das er nach einem Gipsabdruck angefertigt hat. Wo früher Holzwolle zur Körperform gewickelt wurde, werden heute mehr Kunststoffmodelle verwendet.

Dass auch Blut tropft, wenn der Präparator dem Tier das Fell über die Ohren zieht, ist für den 63-Jährigen kein Problem: " Die Haut muss innerhalb von zwei Tagen verarbeitet werden, sonst halten die Haare nicht". Bei Wildschwein und Dachs wächst dieser Teil zur Knochenarbeit aus. Später ist Filigranarbeit gefragt, denn gerade bei den Säugetieren kommt es auf die Mimik, den Stand der (Glas-) Augen und der Ohren an. Bei Tierpräparaten sollen die genähten Schnitte nicht sichtbar sein.

Mit Vögeln zu arbeiten ist ebenfalls eine hohe Kunst, auch wenn es hier nicht so sehr auf die Mimik ankommt. Doch Fasan, Brachvogel, Wiedehopf, Stockenten, Habicht und Schneeeule lebensecht nachzuarbeiten, ihnen das Federkleid nicht zu beschädigen, erfordert Geduld, Routine und Geschick. Bei seiner Arbeit kommt dem 63-Jährigen zugute, dass er die Wildtiere genau kennt. So kann er den Körper modellieren, die Beine exakt einsetzen und die Gesichtszüge formen. " Nichts ist schlimmer als schlecht positionierte Augen oder schiefe Gesichtszüge", erklärt Galisch. Da geht es ihm so wie einem guten Bildhauer.

Bildtext:

Mufflonkopf als Jagdtrophäe: Walter Galisch ist Zoologischer Tierpräparator. Foto: Harald Preuin


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