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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Winter in der Region bald frostfrei?
Zwischenüberschrift:
So könnte sich der Klimawandel vor der Haustür auswirken
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Es wird wärmer, es wird nasser, und wenn in der Region nicht ausreichend vorgesorgt wird, dann drohen Teile einfach weggespült zu werden. Sei es durch Sturmflut, Starkregen oder Ems und Weser, die über die Ufer treten. So lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels auf Niedersachsen kurz zusammenfassen. Vorbeugende Maßnahmen verschlingen bereits jetzt jährlich viele Millionen Euro. Doch ohne diese Investitionen wäre alles noch viel teurer.

Eines der eindrucksvollsten Beispiele ist der Küstenschutz. 610 Kilometer Deiche entlang der Küste halten die launige Nordsee zurück. Um 50 Zentimeter soll ihr mittleres Tidehochwasser als Folge des Klimawandels künftig steigen. Deswegen müssen auch die Bollwerke gegen die Flut erhöht werden. Für entsprechende Schutzmaßnahmen sind laut Landesumweltministerium jährlich fast 62 Millionen Euro vorgesehen. Seit den 50er-Jahren seien bereits zwei Milliarden Euro investiert worden.

Eine Sprecherin des Ministeriums sagt, die Deiche seien mit der Aufstockung " für lange Zeit auch gegen schwere Sturmfluten gesichert". Absoluten Schutz könne es aber nie geben. Experten gehen davon aus, dass es infolge des Klimawandels zwar nicht häufiger zu eben jenen Sturmfluten kommen soll. Sehr wohl könnten diese aber heftiger ausfallen. Also heftiger noch als beispielsweise die Flut am Nikolaustag 2006, als in der Emsmündung Rekordpegelstände gemessen wurde.

Eine Analyse des Umweltbundesamtes und weiterer Behörden zur Verwundbarkeit Deutschlands angesichts des Klimawandels macht eindrücklich deutlich, was das bedeuten kann. Nimmt die Veränderung des Klimas an Intensität zu, dann könnten Sturmfluten nicht nur die Küste bedrohen, sondern auch die Anrainer von Flüssen wie Ems, Weser oder Elbe: Die Wassermassen könnten Sperrwerke wie das bei Gandersum einfach überrollen.

Das sind sehr unwahrscheinliche Szenarien. Doch auch ohne Klima-GAU werden Veränderungen feststellbar sein, zeigt die Analyse. So wird die Zahl der Frosttage, bei denen das Thermometer unter null Grad bleibt, weiter abnehmen. Bereits seit 1961 sank die Zahl um fast zehn. Der frostfreie Winter wird also wahrscheinlicher. Hingegen könnten Hitzeperioden zunehmen. Für den Landkreis Osnabrück etwa bedeutet das: je nach Ausprägung des Klimawandels bis zu 20 Tage im Jahr mehr mit Temperaturen jenseits der 30 Grad, im weniger drastischen Szenario immerhin noch fünf solcher Tage zusätzlich.

Das ist alles hypothetisch, doch der messbare Fakt ist: Seit 1881 ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes die durchschnittliche Jahrestemperatur bereits um 1, 4 Grad in Niedersachsen, Bremen und Hamburg gestiegen.

Gerade die Landwirtschaft ist von diesem bislang für den einzelnen Niedersachsen wohl kaum spürbaren Wandel betroffen: Trockenheit in der Wachstumsperiode, zu viel Nässe im Rest des Jahres ganz abgesehen von stärkeren Unwettern. Das macht die Bewirtschaftung schwieriger und verringert im Zweifelsfall den Ertrag.

Neues Landesgesetz

Auf der Klimakonferenz will die große Politik über internationale Ziele beraten. Das vergleichsweise kleine Niedersachsen plant derweil selbst, Fakten zu schaffen. Das Umweltministerium in Hannover arbeitet derzeit an einem Entwurf für ein Klimaschutzgesetz. Lediglich Eckpunkte sind zu erfahren. So sollen etwa feste Ziele zur Minderung des Treibhausgasausstoßes vorgeschrieben werden. Wie genau diese aussehen könnten, ließ eine Sprecherin auf Anfrage offen. Ebenso Mittel, um diese Ziele zu erreichen.

Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) ließ aber kürzlich wissen, dass besonders kleine und mittelständische Unternehmen " erheblichen Nachholbedarf" bei der Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen hätten.

Im Nachbarland Nordrhein-Westfalen gibt es so ein Gesetz bereits. Es schreibt fest, dass Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um mindestens 25 Prozent unter das Niveau von 1990 gesenkt werden sollen. Die Bundesregierung peilt im gleichen Zeitraum eine Reduktion um 40 Prozent an. Warum sich das zum Teil Grün-regierte NRW weniger ambitioniert zeigt? Die Bundesziele seien nicht realistisch. Und: " Unser Land hat aufgrund seiner strukturellen Besonderheiten eine besondere Ausgangsposition beim Klimaschutz im Konzert der Bundesländer", heißt es vom Klimaschutz-Ministerium in Düsseldorf. Wo Niedersachsen sich einordnen wird, ist bislang nicht bekannt.

Bildtext:

Karikatur: Klaus Stuttmann

Kommentartext:

Stunde der Wahrheit

Mehr heiße Tage im Sommer, weniger Frosttage im Winter: Der Klimawandel ist mittlerweile nicht nur in Afrika, Südostasien oder Südamerika spürbar, sondern auch in unseren Breiten. Doch während die Aus wirkungen hierzulande (noch) beherrschbar sind, droht anderen Regionen bereits der Untergang. Höchste Zeit also zu handeln. In Paris besteht nächste Woche Gelegenheit dazu.

Zwar überschatten viele ungelöste Probleme den Weltklimagipfel in der französischen Hauptstadt. Dennoch ist er eine große Chance vielleicht die letzte, die Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, was als gerade noch hinnehmbar gilt.

Hoffnung macht vor allem, dass in Paris nicht nur die Industriestaaten, sondern auch die Schwellen- und Entwicklungs länder nationale Klimaschutzziele nennen. Denn das Problem ist global und kann auch nur global gelöst werden.

Zwar sind die bisherigen Zusagen leider unzureichend. Es muss noch viel mehr geschehen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Doch ist dies kein Grund zu Pessimismus, solange die Bereitschaft besteht, die Ziele in ein paar Jahren zu überprüfen und weitere Schritte zu gehen. Die reichen Industriestaaten müssen dabei vorangehen und arme Länder massiv unterstützen.
Autor:
Dirk Fisser, Uwe Westdörp


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