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1.
Erscheinungsdatum:
21.11.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Auch GIs haben vergewaltigt
Zwischenüberschrift:
Vortrag in der Volkshochschule über sexuelle Gewalt alliierter Soldaten
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Am
Ende
des
Zweiten
Weltkriegs
fielen
Rotarmisten
millionenfach
mit
sexueller
Gewalt
über
deutsche
Frauen
her,
während
amerikanische
GIs
sie
mit
Schokolade
und
Nylonstrümpfen
beglückten.
Und
wenn
es
nicht
bei
freundlichen
Geschenken
blieb,
sondern
ein
"
Besatzungskind"
entstand,
wird
die
Beziehung
wohl
einvernehmlich
gewesen
sein
–
so
lautet
eine
weitverbreitete
Überzeugung
in
der
westdeutschen
Nachkriegsgesellschaft.
Die
Wahrheit
sieht
jedoch
anders
aus,
hat
die
Historikerin
Miriam
Gebhardt
herausgefunden.
In
ihrem
als
Buch
erschienen
Forschungsbericht
"
Als
die
Soldaten
kamen"
räumt
die
in
Konstanz
lehrende
Professorin
mit
gängigen
Klischees
auf
und
weist
nach,
dass
auch
westalliierte
Soldaten
massenhaft
vergewaltigten.
In
einem
leider
nicht
sehr
gut
besuchten
Vortrag
in
der
VHS
stellte
sie
dem
Osnabrücker
Publikum
ihre
wichtigsten
Thesen
vor
und
gab
Leseproben
aus
dem
Buch.
Das
Ausmaß
der
von
Rotarmisten
begangenen
Vergewaltigungen
sei
bislang
auf
ein
bis
zwei
Millionen
Fälle
geschätzt
worden.
Dem
stellt
sie
als
eigene
Hochrechnung
die
Zahl
500
000
gegenüber.
Hinzu
kämen,
und
das
ist
in
dieser
Quantifizierung
neu,
rund
400
000
Vergewaltigungen
in
den
Westzonen
zwischen
1945
und
1955.
Für
die
Nennung
der
Zahlen
sei
sie
angegriffen
worden,
berichtete
die
Wissenschaftlerin.
Sie
habe
sie
aber
stets
auch
nur
als
Schätzungen
oder
Hochrechnungen
bezeichnet.
Es
liege
in
der
Natur
der
Sache,
dass
es
nichts
Genaueres
gebe.
Selbst
heute
in
unserer
freien
Gesellschaft
müsse
man
mit
hohen
Dunkelziffern
leben.
Gebhardt
stützt
ihre
Hochrechnungen
unter
anderem
auf
Berichte
von
540
bayerischen
Dorfpfarrern,
die
ihren
Bischöfen
über
die
Vorgänge
berichten
mussten,
und
auf
Kriminalstatistiken.
Sie
zog
aber
auch
Gesundheitsakten
bei,
die
wegen
der
Verbreitung
von
Geschlechtskrankheiten
aufschlussreich
seien,
und
Quellen
zum
politischen
Diskurs,
wenn
es
um
"
Kriegsschäden"
und
"
Kriegsrente"
ging.
Gebhardt
schilderte
auch,
wie
die
vergewaltigten
Frauen
in
späteren
Jahren
immer
wieder
zu
Opfern
wurden:
von
Ärzten,
die
Abtreibungen
willkürlich
befürworteten
oder
ablehnten,
von
Sozialfürsorgern,
die
Schwangere
in
Heime
steckten,
von
Juristen,
die
Entschädigungen
verweigerten.
Und
nicht
zuletzt
von
einer
Gesellschaft,
die
aus
Bündnissolidarität
schwieg.
Das
galt
sowohl
für
die
DDR
gegenüber
der
Rotarmee
wie
auch
für
die
Bundesrepublik
gegenüber
ihren
Nato-
Partnern.
Osnabrück
ist
der
nördlichste
Punkt
in
Gebhardts
Lesereise
durch
Deutschland.
Osnabrück
lag
in
der
britischen
Besatzungszone.
Britische
Soldaten
sind
nach
Gebhardts
Hochrechnung
"
nur"
für
45
000
Vergewaltigungen
verantwortlich
–
eine
deutlich
geringere
Zahl
als
bei
den
Amerikanern
(190
000)
oder
den
Franzosen
(50
000
in
einem
sehr
viel
kleineren
Besatzungsgebiet)
.
Carl-
Heinrich
Bösling,
der
VHS-
Geschäftsführer,
warf
die
Frage
auf,
ob
das
relativ
verhaltene
Interesse
an
Gebhardts
Vortrag
in
Osnabrück
auch
damit
zu
tun
haben
könnte,
dass
in
der
kollektiven
Erinnerung
der
Osnabrücker
sexuelle
Übergriffe
von
britischen
Besatzern
keine
Rolle
spielen.
Dieser
Vermutung
stützte
Thorsten
Heese,
der
im
Kulturgeschichtlichen
Museum
Zeitzeugen-
Gesprächskreise
leitet.
"
Das
können
nur
Einzelfälle
gewesen
sein,
denn
unseren
Interviewpartnern
ist
davon
nichts
zu
Ohren
gekommen"
,
sagte
er,
räumte
aber
auch
ein,
dass
das
Bild
nicht
repräsentativ
sein
müsse
und
für
Osnabrück
bislang
keine
systematischen
Untersuchungen
vorlägen.
Miriam
Gebhardt
bot
die
Erklärung
an,
dass
die
Briten
nur
etwa
ein
Jahr
Landkrieg
geführt
hatten
und
nicht
vier
Jahre
wie
die
Russen
und
zudem
auch
nicht
die
Besatzung
des
eigenen
Landes
unter
Gräueltaten
der
deutschen
Besatzer
miterleben
mussten.
Insofern
habe,
anders
als
bei
Rotarmisten,
das
Motiv
"
Rache"
für
die
Briten
wohl
keine
Rolle
gespielt.
Die
höhere
Neigung
der
US-
Amerikaner
zu
sexuellen
Übergriffen
könne
damit
zusammenhängen,
dass
in
ihren
Reihen
der
Eindruck
erweckt
worden
sei,
deutsche
"
Frauleins"
seien
ihrer
Natur
nach
dekadent
und
permissiv.
US-
Soldatenzeitungen
hätten
unterschwellig
das
Bild
der
deutschen
Frau
als
"
Trophäe"
vermittelt,
die
als
"
Belohnung"
nach
siegreichem
Kampf
auf
die
Befreier
warte.
Bildtext:
Die
Konstanzer
Historikerin
Miriam
Gebhardt
sprach
in
der
Volkshochschule
über
die
Vergewaltigung
deutscher
Frauen
durch
alliierte
Soldaten.
Foto:
Jörn
Martens
Autor:
Joachim Dierks