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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Sprachkurse: Es geht auch unbürokratisch
Zwischenüberschrift:
Das Land zahlt, Bildungsträger liefern, und die Ministerin lobt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. In Deutschland ist alles haarklein geregelt, doch manchmal geht′s auch schnell und unbürokratisch. Ein Beispiel: Sprachkurse für Flüchtlinge in Osnabrück.

In einem Klassenzimmer der ehemaligen Teutoburger Schule am Schölerberg beugen sich 20 Männer und fünf Frauen über Hefte, Bücher und Zeichnungen. " Was kostet eine Flasche Wasser?", fragt Deutschlehrerin Zairab Alsarab. Aus der letzten Reihe kommt die Antwort: " Eine Flasche Wasser kostet einen Euro." Seit drei Wochen pauken die erwachsenen Schüler vier Tage in der Woche jeweils halbtags Deutsch, der fünfte Tag steht für die soziale Betreuung und Beratung zur Verfügung. Finanziert wird der zweimonatige Kursus aus einem Sonderprogramm des Landes, das im September 5, 2 Millionen Euro zur Verfügung stellte ohne zu wissen, wie in aller Eile die Deutschkurse auf die Beine zu stellen sein würden.

In 150 Fällen ist es bislang landesweit gelungen. " Ich habe manchmal Schweiß auf der Stirn gehabt", sagte die Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajic, am Donnerstag während eines Besuches in der Teutoburger Schule. Sie zollte den Bildungsträgern und allen Beteiligten " ein dickes Lob" für die rasche Umsetzung.

In Osnabrück hat sich ein Netzwerk aus Volkshochschule, Bildungswerk der Gewerkschaft Verdi, Arbeitslosenselbsthilfe und Verein Exil um eine schnelle Umsetzung gekümmert. VHS-Chef Karl-Heinrich Bösling lobte ausdrücklich die zupackende Art der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung, einer dem Ministerium zugeordneten Landesbehörde. Binnen Stunden seien telefonisch die wichtigsten Fragen geklärt worden, sagte Bösling. " Wir sind ja alle Bürokratie gewohnt und spüren immer den Rechnungshof im Nacken", so Bösling weiter. Aber in diesem Fall sei alles " ganz flott" gegangen.

Da nickte auch Martin Dust, Geschäftsführer der Bildungsagentur, und verwies darauf, dass inzwischen in 48 Gebietskörperschaften – " und damit flächendeckend in Niedersachsen" Sprachkurse aus Mitteln ihres Ministeriums gestartet seien. Die Kurse können Flüchtlinge unabhängig von ihrem Status und ihrer Bleibeper spektive wahrnehmen. Die Landesregierung habe nicht warten wollen, " bis von irgendwo was kommt", sagte Ministerin Heinen-Kljajic. " Wir wollten keine Zeit verlieren und haben deshalb das Geld in die Hand genommen."

Damit ist eine kleine Schneise im Bürokratiedschungel geschlagen, den großen Durchblick hat aber noch keiner. Denn noch herrsche große Ungewissheit, unter welchen Rahmenbedingungen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Arbeitsagentur Sprachkurse für Flüchtlinge finanzieren.

Ein großes Hindernis stellt die vom Bund geforderte, hohe Qualifizierung der Sprachlehrer dar, wie Bernd Müller von der Osnabrücker Volkshochschule berichtet. Nach derzeitigem Stand dürften nur ausgebildete Lehrer mit zweitem Staatsexamen unterrichten. Andere müssten zuvor eine bis zu 120 Stunden umfassende Zusatzausbildung absolvieren, die die Lehrkräfte selbst finanzieren müssen. " Bei dem Honorar macht das ja kaum einer", sagte Müller. Bundesweit gebe es einen großen Mangel an Deutschlehrern. Müller: " Ich weiß nicht, wie viele Lehrer es bundesweit gibt, aber wir brauchen locker die doppelte Zahl."

Hohes Bildungsniveau

Sieben Sprachkurse laufen zurzeit in Osnabrück. Die Teilnehmer werden vor allem über den Verein Exil in die Kurse vermittelt. " 200 Schüler haben wir in Deutschkursen untergebracht", sagte Annika Hesselmann von Exil. 50 weitere stünden auf der Warteliste.

Mit 25 Teilnehmern ist der Kurs in der Teutoburger Schule am 15. Oktober gestartet, alle sind noch dabei. Sie kommen aus Syrien, Pakistan, Afghanistan, dem Sudan und Ghana. Die meisten bringen einen hohen Bildungsabschluss mit, sprechen Englisch und sind, wie Wolfgang Scheda vom Bildungswerk Verdi sagt, " hoch motiviert".


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