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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
"Ich hatte 1000 Schutzengel"
Zwischenüberschrift:
Wie der Osnabrücker Werner Proske den Terror in Paris erlebte
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Werner Pros ke aus Osnabrück besuchte Bekannte in Paris, als Terroristen am Freitagabend die Hauptstadt Frankreichs angriffen. Vom Konzerthaus Bataclan, wo die meisten Menschen ermordet wurden, wohnte er nur wenige Gehminuten entfernt. " Ich hatte 1000 Schutzengel", sagt der 76-Jährige.

Werner Proske ist halber Franzose, hat große Teile seiner Kindheit in Südfrankreich verbracht und reist mindestens einmal im Jahr in seine zweite Heimat. Als Geschäftsführer der Deutsch-Französischen Gesellschaft Osnabrück fühlt er sich dem Nachbarland außerdem eng verbunden. Seine jüngste Reise, die ausgerechnet nach Paris führte, wird Proske wohl niemals vergessen.

Über die fünf Tage an der Seine sagt er rückblickend: " So wunderschön es anfing, so bitter war das Ende." Die Attentate vom 13. November hätten die Stadt der Liebe " in Schockstarre" versetzt. Er selbst sei dem Terror nur knapp entkommen. Denn wäre er am Freitagabend nicht bei Freunden weit draußen zum Essen eingeladen gewesen, " ich wäre bei den frühlingshaften Temperaturen wahrscheinlich selbst durch die Straßen rund um das Bataclan geschlendert oder hätte draußen vor einem der Restaurants gesessen, wo die Attentäter wahllos in die Menge schossen."

So aber saß Werner Proske nach einem Louvre-Besuch in privater Runde zu Tisch, genoss Pfannkuchen, Kaviar und eine Flasche Rotwein und bekam von den Ereignissen, die sich zur selben Zeit nur einen Katzensprung von seiner Herberge entfernt abspielten, nichts mit. Bis die Gastgeber zu vorgerückter Stunde die Liveübertragung des Fußball-Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland im Fernsehen einschalteten. Und von den dort eingeblendeten Eilmeldungen über die Bombenexplosionen und Schießereien rund um das Stadion und andernorts in Paris überrascht wurden.

" Die waren völlig konsterniert und verstanden die Welt nicht mehr", berichtet Proske. Bis tief in die Nacht hätten sie danach wie gebannt die Nachrichten verfolgt gemeinsam, denn an eine Rückkehr nach Hause war nicht zu denken. " Zu gefährlich!" Erst am Samstag wagten sich der Osnabrücker und seine Bekannte zurück in die Wohnung nahe dem Unglücksort Bataclan.

Bei einem Spaziergang am Eiffelturm bekam Werner Proske dann die bleischwere Trauer zu spüren, die plötzlich auf Paris lastete. Denn außer ihm war auf den breiten Alleen rund um das Wahrzeichen kaum eine Menschenseele unterwegs. " Wo sonst das Leben tobt, herrschte eine Stille wie auf dem Friedhof. Kein Pieps. Das habe ich in all den Jahrzehnten nicht erlebt."

Am Sonntag gingen der Osnabrücker und seine Bekannte dann vier Tatorte in der Nachbarschaft ab. Legten Blumen nieder. Hielten inne. Gedachten der Toten. So wie Tausende andere vor und nach ihnen. " Es war uns ein Bedürfnis, den Opfern unsere Ehre zu erweisen", erklärt Proske. " Es hätte ja jeden von uns treffen können." Um ihn herum hätten die Menschen, darunter viele junge Leute, geweint " wie die kleinen Kinder. Das war sehr ergreifend".

Eine vorzeitige Abreise aus Paris sei für den 76-Jährigen trotz des Terrors nie infrage gekommen. Wie geplant kehrte er erst am Montag mit dem Zug nach Osnabrück zurück. Auch vor der nächsten Reise nach Frankreich fürchtet sich der Rentner nicht. " Man darf jetzt keine Angst haben", findet Werner Pros ke. " Wir müssen es machen wie die Franzosen und sagen: Jetzt erst recht!"

Bildtext:

Als die Erinnerung an seine Elebnisse beim Terrorangriff auf Paris brachte Werner Proske aus Osnabrück zwei französiche Tageszeitungen mit. Vom " Terror in Paris" berichtete am Samstag die Zeitung " Le Monde", und " le Parisien" titelte mit Blick auf das Charlie-Hebdo-Attentat vom Januar 2015: " Dieses Mal ist es Krieg".

Foto:

Sebastian Stricker

Wo die Terroristen in Paris ihr Blutbad anrichteten, legten die Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an.

Bei der Schießerei vor dem Pariser Restaurant " Le Petit Cambodge" kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben. Nach dem Anschlag blieb es geschlossen. Fotos: Werner Proske

Übertragungswagen in den Straßen von Paris: ein gewohnter Anblick seit den Terroranschlägen vom 13. November.
Autor:
Sebastian Stricker


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