User Online: 1 | Timeout: 12:28Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Taxifahrer wollen wieder über den Neumarkt
Zwischenüberschrift:
Stadtbaurat befürchtet, dass sich noch mehr Autos über die Sperrung hinwegsetzen – Scharfe CDU-Kritik
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Nicht nur für Autos ist der Neumarkt tabu, sondern auch für Taxen. Das missfällt dem Gewerbe, das sich als Teil des öffentlichen Nahverkehrs versteht. Die CDU setzt sich dafür ein, den Neumarkt für Taxen freizugeben. Aber Stadtbaurat Frank Otte hält das für problematisch.

Bussen gewährt die Stadt freie Fahrt über den Neumarkt, die Taxen müssen über den Wallring. " Das stößt auf Unverständnis bei unseren Fahrern", sagt Frank Orbat von der Taxizentrale 32 0 11. Für viele Kunden bedeute das eine zehn Minuten längere Fahrt und damit auch höhere Kosten. " Warum bekommen wir nicht das gleiche Recht?", fragt Orbat.

Die Frage richtet sich an Stadtbaurat Frank Otte. Er ist strikt dagegen, den Neumarkt für Taxen freizugeben. Schon jetzt gebe es viele Autofahrer, die sich " aus Unkenntnis oder Dreistigkeit" über die Sperrung hinwegsetzten. Ein Taxi, das legal oder illegal durchfahre, werde von anderen Autofahrern als Signal aufgefasst, dass sie diesen Weg auch nutzen dürften. Die nicht mehr einheitliche Lackierung der Taxen mache zudem die Unterscheidung schwierig. Außerdem müssten dann auch Mietwagen zugelassen werden, sagt Otte. Er befürchtet, dass bei einer solchen Lockerung häufiger schnell gefahren wird, was wiederum eine größere Gefahr für Fußgänger und Radler bedeute.

Taxiunternehmer Frank Orbat findet diese Argumentation nicht nachvollziehbar. Wenn die Beschilderung Taxen auf dem Neumarkt zulasse, könnten sich normale Pkw-Fahrer doch nicht darauf berufen. Auch wenn die Farbe Hellelfenbein heute nicht mehr vorgeschrieben sei, sorge die Taxileuchte auf dem Dach immer noch für einen erkennbaren Unterschied. Und wenn die Stadt eine Straße für Taxen freigebe, müsse das nicht automatisch für Mietwagen gelten, vermerkt Orbat. Denn die gehörten eben nicht zum öffentlichen Nahverkehr.

Die Neumarkt-Frage sollte nach dem Willen des Rates in einem Gespräch zwischen Stadt und Taxigewerbe erörtert werden. Ein entsprechender Beschluss vom 22. September ist bislang allerdings nicht umgesetzt worden. CDU-Fraktionschef Fritz Brickwedde griff die Verwaltung deshalb kürzlich scharf an und drohte mit Konsequenzen. Die SPD reagierte mit einer ebenso scharf formulierten Pressemitteilung. Stadtbaurat Otte ließ jetzt verlauten, der Fachbereich Bürger und Ordnung bemühe sich um einen Termin mit dem Taxigewerbe.

In dem Gespräch soll es auch um das Taxi-Rondell am Neumarkt gehen, das die Stadt zu Beginn der Bauarbeiten vor anderthalb Jahren stillgelegt hat. Ersatzweise wurden Taxistände an der Möserstraße und am Neuen Graben ausgewiesen, doch die werden nicht angenommen. Fahrgäste, die sich dorthin verirren, können nicht mit einer Beförderung rechnen. Und Taxifahrer, die auf Laufkundschaft hoffen, müssen viel Geduld aufbringen. Dass seine Kollegen die Ersatz-Taxistände meiden, erklärt Juri Müller von der Funkzentrale 83 0 83 so: " Wenn ich angeln gehe und an fünf Tagen beißt kein Fisch an, muss ich mir einen anderen Fluss suchen!"

Ginge es nach ihm, dann würde das Rondell vor dem VGH-Gebäude wieder aktiviert. Den Stadtplanern passt das aber nicht ins Konzept. Vor zwei Jahren ging der Gestaltungswettbewerb für den Neumarkt zu Ende, zu dem 14 Architektenteams ihre Arbeiten eingereicht hatten. Ein Taxistand kam allerdings nirgendwo vor.

Bildtext:

Sollen Taxen über den Neumarkt fahren dürfen? Über diese Frage will sich die Stadt demnächst mit dem Taxigewerbe auseinandersetzen.

Foto:

Michael Gründel

Kommentartext:

Rächer der Enterbten

Das Taxigewerbe fühlt sich von der Stadt vernachlässigt, und das liegt nicht nur am Neumarkt. Unmut hat sich auch am Hauptbahnhof aufgestaut, wo orientierungslose Kurz-oder-Länger-Parker den Taxifahrern seit Jahren das Leben schwer machen. Da gilt es, im Gespräch zu bleiben und nach Lösungen zu suchen.

Es fällt allerdings auf, dass die Taxibranche in der Neumarkt-Frage moderatere Töne anschlägt als die CDU-Fraktion. Vielleicht, weil die Neumarkt-Sperrung aus Sicht der Taxiunternehmer zwar lästig ist, aber auch ihr Gutes hat. Denn die Schleife über den Wallring erhöht den Umsatz.

Wenn sich nun die CDU-Fraktion zum Rächer der Enterbten macht und sich Peitsche schwingend auf den Kutschbock setzt, sieht das nach einem durchsichtigen Manöver aus. Es stellt sich die Frage, ob das Taxi mehr ist als ein Vehikel, mit dem sich Stimmung gegen die unliebsame Neumarkt-Sperrung machen lässt.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


Anfang der Liste Ende der Liste