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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Heute Schweigeminute in Osnabrück
Zwischenüberschrift:
12 Uhr auf dem Marktplatz – Zeitgleich mit Partnerstadt Angers
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Hunderte Bewohner von Osnabrücks französischer Partnerstadt Angers haben am Samstag Kerzen auf den Treppen des Grand Théâtre für die Opfer der Attentate von Paris angezündet. " Wir sind alle geschockt und können es nicht fassen", sagte die Osnabrücker Städtebotschafterin in Angers, Leonie Schulte. Am Montag um 12 Uhr wird in Frankreich und auch zentral auf dem Rathausplatz in Angers eine Schweigeminute abgehalten. Auch Osnabrück hält dann inne.

" Es fehlen einem die Worte für diesen barbarischen Akt", sagte Osnabrücks Oberbürgermeister Wolfgang Griesert am Sonntag. Er rief die Osnabrücker dazu auf, am heutigen Montag um 12 Uhr auf dem Markt mit einer Schweigeminute ihr Mitgefühl und ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen.

Griesert bewertete die Taten als " Anschlag auf die Demokratie, auf Europa und die europäischen Werte". Als Zeichen der Trauer und der Solidarität mit Frankreich änderte die Stadt ihre Homepage: Das Friedenszeichen mit dem Eiffelturm in der Mitte, entworfen vom französischen Künstler Jean Jullien, beherrscht die Seite, dazu nur zwei Sätze, die alles sagen: " Das war ein Anschlag auf Europa das war ein Anschlag auf uns. Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer." In der Stadt wird die Trauerbeflaggung fortgesetzt, die vorige Woche noch dem verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt galt. Griesert will prüfen lassen, ob die Stadt einen geeigneten Ort einrichten kann, wo Osnabrücker in den kommenden Tagen ihre Trauer und Solidarität zum Ausdruck bringen können.

Trauer in Angers

In ganz Frankreich wird am Montag um 12 Uhr eine Schweigeminute zum Gedenken der Opfer abgehalten. Auf der Internetseite von Osnabrücks französischer Partnerstadt Angers, 300 Kilometer südwestlich von Paris, hat Bürgermeister Christophe Béchu die Angeviner eingeladen, sich dazu auf dem Rathausvorplatz zu versammeln. " Diese Attentate sind ein Angriff gegen unser Land in einem Ausmaß, das es nie zuvor gegeben hat", wird er auf der Internetseite der Stadt zitiert. " Wie alle Attentate handelt es sich um einen feigen und barbarischen Akt, der Unschuldige trifft. Diese Attentate sind ein Kriegsakt gegen Frankreich." Er ruft den französischen Staat und die Regierung dazu auf, " mit Entschiedenheit gegen diesen Angriff vorzugehen und erbarmungslos gegen jede Form von Terrorismus zu kämpfen, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten." An alle Bürger appelliert er, Geschlossenheit zu zeigen. Am zentralen Platz von Angers, der Place du Ralliement, haben die Angeviner auf den Stufen des Grand Téâtre am Samstag Hunderte Kerzen entzündet. Unter dem Hashtag # AngersEnDeuil (" Angers trauert") teilen sie im sozialen Netzwerk Twitter ihre Empfindungen und Bilder.

" Es ist das Hauptthema Nummer eins", sagt Leonie Schulte, die zurzeit als Osnabrücker Städtebotschafterin in Angers arbeitet, " die Stimmung ist sehr gedrückt". Ein Freund von ihr habe am Freitagabend in der Stadt das Fußballspiel Frankreich - Deutschland verfolgt, als die Meldung über die Attentate kam, und sei sofort nach Hause gegangen, um den Rest des Abends am Fernseher die Nachrichten zu verfolgen so wie auch Schulte. Egal ob beim Einkaufen oder auf der Straße: Die Menschen seien alle sehr in sich gekehrt. Nach den Anschlägen auf das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo Anfang des Jahres seien die Attentate von Paris für die Franzosen " ein zweiter Schlag in die Magengrube". " Es war ein Anschlag auf die Franzosen", sagt Schulte, " es hätte jeden treffen können." Am Montag wird sie ganz normal zur Arbeit ins Rathaus von Angers gehen ob dort an diesem Tag aber überhaupt gearbeitet wird, weiß sie noch nicht.

Muslime verurteilen Akt

Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde in Osnabrück verbreitete am Sonntag eine Erklärung, in der der Terrorakt " auf das Schärfste" verurteilt wird. Alle Formen von Terrorismus und Extremismus seien völlig konträr zu den wahren Lehren des Islam. " Unter keinen Umständen rechtfertigt der Islam Mord und Terror. Diejenigen, die die Rechtfertigung ihrer hasserfüllten Taten im Namen des Islam suchen, entstellen den Islam bis zur Unkenntlichkeit."

Sorge um Freunde

" Ich war vor drei Wochen noch in Paris", erzählt die Galeristin und Kuratorin Valérie Schwindt-Kleveman aus Bissendorf, und fährt fort: " Wir haben mit Freunden gelacht und gefeiert. Es war ein unvergessliches Wochenende." Umso mehr sei sie jetzt schockiert von den Terroranschlägen. " Das ist nicht das Ende. Das wird unser Alltag werden", meint Schwindt-Kleveman pessimistisch. Ihre Familie sei in der Terrornacht in großer Sorge um eines ihrer Mitglieder in Paris gewesen. Der junge Mann sei nicht erreichbar gewesen. " Am Ende hat er nur geschlafen", sagt Valerie Schwindt- Kleveman, die nicht nur Kunstevents wie zuletzt die Ausstellung " Konkret mehr Raum" in der Kunsthalle Osnabrück gemeinsam mit Julia Draganovic und Elisabeth Lumme gestaltet hat, sondern auch einen Teeladen an der Lotter Straße in Osnabrück betreibt. Sie habe die grauenhaften Nachrichten und Bilder von den Attentaten zuletzt gar nicht mehr ausgehalten, schildert sie ihren Abend vor dem Fernseher. " Jetzt ist überall so viel Angst, Trauer und Kummer. Aber das wollten die Terroristen wohl erreichen." Die Medienberichte empfinde sie nicht nur als informativ, sondern auch als bedrückend. Valérie Schwindt-Kleveman befürchtet, dass die Wirkung der Attentate bis nach Deutschland reichen wird. " Das wird die Situation hier nicht einfacher machen", sagt die Galeristin im Hinblick auf das Verhältnis zu den Flüchtlingen aus Syrien. Wie geht es weiter? Schwindt-Kleveman: " Niemand darf jetzt Hass schüren. Das würde alles nur noch schlimmer machen."

Geschockt

" Erst kommen der Schock und die Traurigkeit, danach kommt die Wut", sagt Jean-Pierre Lecomte, zweiter Vorsitzender der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) in Osnabrück. Er ist in Paris geboren und lebte zehn Jahre in Angers, bis er nach Osnabrück zog. Wie schon im Januar nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo wünscht er sich einen Trauermarsch in Osnabrück. " Wir wollen unbedingt agieren." Für ihn ist außerdem klar: " Die europäische Verteidigungspolitik ist ein Misserfolg." Es herrsche Krieg, " den kann man nur mit einem starken Engagement gewinnen." Deutschland sei im Gegensatz zu Frankreich zu passiv. " Weinen und demonstrieren ist ein erster Schritt", sagt Lecomte. " Aber dann müssen wir handeln. Europa ist in Gefahr."

Der Erste Vorsitzende der Osnabrücker DFG, Bernd Käsebier, war gerade zu einer Tagung mit anderen Französischlehrern in Berlin, als er von den Attentaten erfuhr. " Es ist entsetzlich", sagt er. Die Tagung fand statt im Maison de France am Kurfürstendamm. " Wir wohnten im Hotel genau gegenüber", erzählt der Osnabrücker und berichtet von dem großen Polizeiaufgebot, das dort rasch aufgezogen sei. " Das war schon sehr beängstigend."

Trauermarsch gewünscht

Einen Trauermarsch wünscht sich auch Adrien T′hooft aus dem nordfranzösischen Lille, der seit 2009 in Osnabrück lebt und den Kontakt zu jüngeren Franzosen und frankophilen Deutschen in Osnabrück hält. " Wir würden uns gern mit Herrn Griesert und der DFG zusammentun", sagte der 25-Jährige und schließt den französischen Städtebotschafter aus Angers in Osnabrück mit ein. Eigentlich habe für ihn und seine Freunde am Freitagabend Feiern im Vordergrund gestanden, erzählt er. Zusammen schauten sie im Grünen Jäger das Freundschaftsspiel Deutschland - Frankreich. " Ich bin sehr erschüttert und konnte es zuerst kaum glauben." Er hat Verwandte in Paris, ihnen gehe es gut.

Landrat erschüttert

Auch Michael Lübbersmann, Landrat des Kreises Osnabrück, hat sich zu den Anschlägen geäußert: " Ich bin zutiefst erschüttert von den grauenvollen Ereignissen in Paris. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden der Opfer."

Bildtext:

Hunderte Bewohner von Angers haben am Samstag auf dem zentralen Place du Ralliement Kerzen angezündet.

Foto:

Le Courrier de l` Ouest Laurent Combet
Autor:
Sandra Dorn,
 
Wilfried Hinrichs
 
Stefan Lüddemann
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