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1.
Erscheinungsdatum:
10.11.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Wie man im Berufsverkehr die Nerven behält
Zwischenüberschrift:
Verkehrspsychologe Andreas Brüggemann über Revierverhalten, Yogaübungen und BMW-Fahrer
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Wenn
einem
bei
einer
Stehparty
partout
kein
Gesprächsthema
einfallen
sollte,
kann
man
sich
immer
noch
über
die
Neumarkt-
Baustelle
und
den
zäh
fließenden
Verkehr
aufregen.
Wie
man
die
Zeit
im
Stau
sinnvoll
nutzen
kann
und
ob
BMW-
Fahrer
wirklich
die
schlimmsten
sind
–
das
erläutert
Verkehrspsychologe
Andreas
Brüggemann
im
Interview.
Herr
Brüggemann,
bringt
Autofahren
das
Schlimmste
im
Menschen
zum
Vorschein?
Ja,
ich
befürchte,
das
ist
so.
Hier
kommt
ja
auch
einiges
zusammen.
Im
Auto
benehmen
wir
uns
sehr
ungehemmt.
Wir
fühlen
uns
geschützt,
können
fluchen
und
schimpfen,
ohne
dafür
zurechtgewiesen
zu
werden,
fühlen
uns
unbeobachtet
. . .
. . .
was
man
merkt,
wenn
man
an
der
roten
Ampel
mal
in
den
Rückspiegel
blickt.
Richtig.
Frauen
schminken
sich,
Männer
bohren
schon
mal
in
der
Nase.
Hinzu
kommt,
dass
das
Auto
schallisoliert
ist,
und
wir
durch
diese
Schutzzone
auf
Abstand
zu
anderen
Verkehrsteilnehmern
gehen.
Wir
bewegen
uns
im
geschützten
Raum
durch
die
Straße,
also
unser
Revier,
das
wir
verteidigen
wollen.
Zugleich
begeben
wir
uns
in
eine
starke
Interaktion
mit
unserem
Umfeld
und
versuchen,
unsere
eigenen
Bedürfnisse
zu
befriedigen.
Also
möglichst
zügig
voranzukommen
und
unser
Ziel
zu
erreichen.
Und
natürlich
treffen
dann
auch
hier
unterschiedliche
Persönlichkeiten
mit
unterschiedlich
ausgeprägtem
Narzissmus
aufeinander.
In
Osnabrück
regen
sich
die
Autofahrer
derzeit
über
die
Neumarktsperrung
sowie
viele
andere
Baustellen
auf.
Leser
berichten
uns,
dass
sie
für
ihren
Heimweg
statt
15
Minuten
plötzlich
45
Minuten
brauchen.
Sie
sitzen
fest
–
im
Stau.
Das
totale
Ohnmachtsgefühl.
Was
raten
Sie
ihnen?
So
banal
das
klingt:
zunächst
einmal
die
Autofahrt
entsprechend
zu
planen,
also
rechtzeitig
loszufahren.
Auch
wenn
Autofahrer
häufig
meinen,
sich
über
die
Naturgesetze
der
Zeit
hinwegsetzen
zu
können
. . .
Schließlich
sollte
man
sich
überlegen,
was
einem
Stress
verschafft.
Und
das
ist
meistens
Termindruck.
Gerade
bei
beruflichen
Terminen
sollte
man,
wenn
man
im
Verkehr
feststeckt,
den
Kunden
einfach
anrufen
und
die
Lage
schildern.
Komischerweise
trauen
sich
das
viele
nicht.
Etwas
anderes
ist
es
natürlich,
wenn
man
ein
Kind
von
der
Schule
oder
dem
Kindergarten
abholen
muss.
Das
lässt
sich
nicht
verschieben.
Und
wenn
ich
nun
meinen
Kunden
angerufen
habe
–
was
mache
ich
die
ganze
Zeit
im
Auto?
Sehen
Sie
sie
als
Geschenk
an!
Wir
Psychologen
sprechen
da
von
Reframing,
also
einer
Umdeutung.
Statt
sich
über
vergeudete
Zeit
zu
ärgern,
nehmen
Sie
die
Zeit
im
Auto
als
willkommene
Ruhephase
an.
Überdenken
Sie
in
Ruhe
Probleme,
betreiben
Sie
progressive
Muskelentspannung
oder
Yogaübungen,
hören
Sie
eine
gute
Radiosendung
–
also
nicht
unbedingt
Formatradio,
das
wirkt
sicherlich
weniger
entspannend
–,
oder
legen
Sie
ein
Hörbuch
ein.
Sie
können
sich
auch
einmal
umschauen,
was
die
anderen
Verkehrsteilnehmer
gerade
so
treiben.
Ein
Flirt
im
Stau?
Warum
nicht?
!
Aber
es
hilft
auch,
wenn
ich
einem
Geschäftsmann
neben
mir
ein
verständnisvolles
Lächeln
schenke.
Durch
bewusstes
Lächeln
werden
bestimmte
Muskelgruppen
aktiviert.
Diese
Aktivierung
lässt
uns
glauben,
dass
wir
gute
Laune
haben.
Und
so
kommt
es
dann
auch.
Wir
können
also
autosuggestiv
den
Stress
weglächeln.
Sie
bereiten
unter
anderem
Autofahrer,
denen
die
Fahrerlaubnis
entzogen
wurde,
auf
die
medizinisch-
psychologische
Untersuchung
(MPU)
vor.
Früher
sprach
man
etwas
abfällig
vom
"
Idiotentest"
.
Wer
kommt
denn
so
zu
Ihnen?
Bei
uns
sind
es
in
90
Prozent
der
Fälle
Männer.
Wenn
die
Fahrerlaubnis
entzogen
wurde,
dann
gibt
es
dafür
drei
unterschiedliche
Gründe:
Alkohol,
Drogen
oder
Verkehrsauffälligkeiten
beziehungsweise
-
delikte.
Das
Durchschnittsalter
unserer
Kunden
liegt
bei
Alkohol
und
Verkehrsdelikten
bei
etwa
39
und
37
Jahren,
bei
Drogen
etwa
bei
29.
Und
ist
es
richtig,
dass
BMW-
Fahrer
die
schlimmsten
Raser
und
Drängler
sind?
Nun,
manche
Kollegen
vom
Tüv
sagen,
Audi-
Fahrer
seien
die
schlimmsten
(lacht)
.
Doch
wer
mit
offenen
Augen
über
die
Autobahn
fährt,
stellt
fest,
dass
bei
den
auffälligen
Verkehrsteilnehmern
vom
kleinen
Polo
bis
zum
dicken
Audi
alles
dabei
ist.
Ich
möchte
daher
an
dieser
Stelle
keine
Fahrzeugtypen
stigmatisieren.
Noch
eine
kleine
Frage:
Warum
kapiert
eigentlich
niemand,
wie
das
Reißverschlussverfahren
funktioniert?
Danke,
danke,
danke
für
diese
Frage!
Das
ist
nämlich
mein
Hauptthema.
Wir
sprachen
ja
bereits
von
der
Straße
als
Revier,
in
dem
ich
viele
Nachteile
durch
andere
Verkehrsteilnehmer
erfahre.
In
diesen
Situationen
der
gefühlten
Hilflosigkeit
kommt
es
zu
Stressreaktionen,
und
aus
der
Schule
kennen
wir
alle
noch
die
"
Flight-
or-
Fight-
Reaktion"
.
Flucht
ist
nicht
möglich,
also
kämpfe
ich:
Wenn
ich
nun
zwischen
den
Kolonnen
hin-
und
herspringe
und
in
eine
Lücke
links
von
mir
fahre
oder
die
Lücke
vor
mir
schließe,
weil
ich
einem
Einfädelnden
den
Vorsprung
nicht
gönne,
dann
habe
ich
den
Eindruck,
dies
geschehe
zu
meinem
Vorteil.
Allerdings
geht
das
auf
Kosten
des
gesamten
Verkehrs.
In
diesem
Moment
des
Konkurrenzdenkens
setzt
der
Verstand
aus,
das
große
Ganze
wird
nicht
mehr
gesehen.
Und
weil
viele
so
handeln,
entstehen
an
Engpässen
die
Staus.
Deswegen
nochmals
deutlich:
In
der
eigenen
Spur
bleiben
und
versetzt
zur
Nebenspur
Abstand
halten,
um
das
Einfädeln
am
Ende
der
Spur
zu
ermöglichen.
Eigentlich
ganz
einfach.
Fahren
Sie
denn
noch
selbst
Auto?
Ja,
jeden
Tag
etwa
60
Kilometer
zur
Arbeit.
Da
komme
ich
übrigens
auch
an
mehreren
Dauerbaustellen
vorbei,
an
denen
ich
mich
jedes
Mal
maßlos
darüber
ärgere,
dass
das
Reißschlussverfahren
nicht
funktioniert.
Aber
bitte
ärgern
Sie
sich
doch
nicht!
Nutzen
Sie
die
Zeit
für
progressive
Muskelentspannung
oder
ein
Hörbuch.
Und
wenn
das
nicht
hilft:
einfach
lächeln
…
Bildtext:
Andreas
Brüggemann
ist
Verkehrspsychologe
und
Teamleiter
bei
der
Tüv-
Nord-
Tochter
Nord-
Kurs,
die
MPU-
Vorbereitungskurse
anbietet
und
für
ein
Einzugsgebiet
von
Osnabrück
bis
Frankfurt
zuständig
ist.
Foto:
Brüggemann
Insbesondere
auf
dem
Osnabrücker
Ring
ist
das
Vorankommen
während
der
Hauptverkehrszeiten
oftmals
eine
Geduldsprobe,
Foto:
Archiv/
Gert
Westdörp
Autor:
Cornelia Achenbach