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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
117 Flüchtlinge in Hellern angekommen
 
117 Flüchtlinge in Hellern angekommen
Zwischenüberschrift:
Industriehalle als Notunterkunft
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. 117 Flüchtlinge haben am Samstagabend die Notunterkunft im Osnabrücker Stadtteil Hellern erreicht. Die Stadt Osnabrück leistet Amtshilfe für das Land Niedersachsen und bringt die Schutzsuchenden in Sicherheit. Die 13 Alleinreisenden und 19 Familien aus Syrien, Afghanistan, Marokko und dem Irak hatten den bayerischen Ort Feldkirchen über die Balkanroute erreicht. Von dort machten sie sich am Samstagmorgen auf in Richtung Niedersachsen und wurden nach der Ankunft in Osnabrück in einer Industriehalle eines ehemaligen Uhrengroßhandels untergebracht. Viele Erkältungen und Infektionen gebe es nach der langen Reise, stellt Winfried Bisping vom Roten Kreuz fest. Nach der ersten Nacht haben sich 24 Flüchtlinge entschieden, weiter nach Belgien und Schweden zu reisen.

Osnabrück. Am Samstagmorgen starten 117 Flüchtlinge im bayerischen Feldkirchen, am Samstagabend erreichen sie nach einer langen Reise die Not unterkunft in Osnabrück-Hellern einen ehemaligen Uhrengroßhandel.
Die Stadt Osnabrück leistet Amtshilfe für das Land Niedersachsen und bringt die Schutzsuchenden in Sicherheit. Insgesamt sind 13 Alleinreisende und 19 Familien aus Syrien, Afghanistan, Marokko und Irak angekommen. Sie leben nun in einer Halle im Gewerbegebiet. Schnell werden noch die letzten Betten verschraubt, Bettwäsche verteilt und Toiletten beschriftet. Die Helfer in der Notunterkunft richten bis zur letzten Minute den Raum her, so gut es geht.
Udo Kunze, Leiter des Fachbereiches für Soziales und Gesundheit, gibt den Dolmetschern und Helfern die letzten Instruktionen. " Einen Ausweis für die Unterkunft gebt ihr ihnen, wenn die Personalien aufgenommen sind. Und die Kinder sollen bitte immer bei ihren Eltern bleiben." Dann geht alles ganz schnell, der erste Bus fährt vor. Die Übersetzer begrüßen die Flüchtlinge: Mit Arabisch, Persisch und Kurdisch erreichten sie die meisten Menschen. Viele kommen aus Afghanistan und Syrien. Über die Balkanroute haben sie Deutschland erreicht.
" Ein Chaos"
Namen, Geburtsdatum, Nationalität und Familienzugehörigkeit werden zunächst erfasst, eine Registrierung erfolgt später. " Viele wissen ihr Geburtsdatum nicht oder können nicht schreiben. Ein Chaos", sagt Udo Kunze. Trotzdem sind die ersten 54 Menschen schnell in die Liste aufgenommen. Die Stadt leistet mit der Notunterkunft Amtshilfe für das Land Niedersachsen, dessen Erstaufnahmeeinrichtungen überfüllt sind. Die Schutzsuchenden werden in den nächsten vier Wochen an die Erstaufnahme übergeben, wo sie registriert werden.
Ragaei El Shamarka von den Johannitern verteilt unterdessen Plüschtiere an die Kinder. " Mit ein paar einfachen Begriffen kann man sich schon gut verständigen", berichtet der Ägypter. Entgegen der Ankündigung sind viele Familien gekommen und nur wenige männliche Alleinreisende. Der Informationsfluss aus Bayern, so heißt es, sei diesbezüglich spärlich und habe den Helfern keine Zeit gelassen, sich auf die Situation einzustellen und zum Beispiel Babynahrung zu besorgen. Die Helfer bauen daher weitere Bauzäune auf und verkleiden sie mit Plane ein wenig Privatsphäre in einem Schlafraum für über 100 Menschen.
In einer Ecke hat sich Familie Horo niedergelassen. Ihr Weg führte sie aus Syrien über die Türkei und den Balkan nach Deutschland. Kahlil und Zacharia Horo verraten Dolmetscherin Dindar Mustafa ihre Wünsche. " Wir wollen eine Zukunft für unsere Kinder. Sie sind gut in der Schule und bekommen hoffentlich in Deutschland einen Platz", sagt Kahlil Horo. Er war in Syrien Schneider und leitete 17 Jahre seine eigene Firma.
Die Strapazen sind den Flüchtlingen anzusehen. Einige legen sich direkt ins Bett, andere stillen ihren Hunger mit Gulaschsuppe. Die Syrer und Afghanen reisen meist nur mit Rucksack, deswegen fragen sie die Dolmetscher vor allem nach Waschmöglichkeiten und Windeln. Ein Handy haben aber fast alle dabei. An den zahlreichen Steckdosen laden die Geräte, um später Kontakt zu Verwandten aufzunehmen. Ein Flüchtling zeigt den Dolmetschern eine Nachricht auf Arabisch, ein Wort sticht hervor: Eisenhüttenstadt. Ob das weit sei, ob die Familie ihn besuchen könne, fragt er. An diesem Abend bleiben einige Fragen unbeantwortet.
Auch das Schicksal von Yussef, einem Jungen mit Schultornister. Der 13-Jährige ist vor Bombenangriffen in Syrien geflohen. 20 Tage war er ohne Eltern unterwegs und wurde überfallen. " Ich möchte kein Haus, kein Geld, kein Essen, ich möchte nur meinen Vater, meine Mutter und meine Geschwister wiedersehen", übersetzt Dolmetscher Mohamed Negmel-Din den Wunsch des Jungen.
Krank von der Reise
Viele Erkältungen und Infektionen gebe es nach der langen Reise, stellt Winfried Bisping vom Roten Kreuz fest. In schlimmeren Fällen bekommen die Flüchtlinge einen Kranken- und Medikamentenschein ausgestellt. Die Notunterkunft bietet gute Wohnbedingungen: Klima und Lüftung funktionieren automatisch. Zwei Duschen sind eigentlich zu wenig, aber alles ist sauber, und die Fußbodenheizung sorgt für Wärme. Der frühere Tresorraum teilt die Halle in Schlaf- und Essbereich.
" Viele sind einfach im Wasser verschwunden", erzählen Abdullah Habash und Rudi Osman aus Syrien. Neun Stunden seien sie auf einem Boot gewesen. Mit dem Bus und zu Fuß erreichten sie schließlich die Schweiz und danach Deutschland.
Sie wirken auf den ersten Blick vital, die Freude, endlich am Ziel angekommen zu sein, überwiegt. Die Anspannung, Angst und Unsicherheit der vergangenen Wochen fallen bei den Flüchtlingen erst einmal ab. Ein Gefühl von Sicherheit macht sich breit. Nach der ersten Nacht haben sich 24 Flüchtlinge entschieden, weiter nach Belgien und Schweden zu reisen.

Weitere Fotos von der Ankunft in Hellern auf www.noz.de/ os
Alles zum Thema Flucht und Migration auf noz.de/ fluechtlinge
Bildtexte:
Mit zwei Bussen sind 117 Flüchtlinge aus Bayern in Hellern angekommen. Johanniter Ragaei El Shamarka verteilt Plüschtiere an die Kinder, die Kinder danken mit einem Lächeln.
Verkleidete Bauzäune zwischen den Betten sorgen für ein Mindestmaß an Privatsphäre.
Fotos:
Stefanie Preuin
Autor:
preu


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