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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Quadratisch, praktisch, gut
Zwischenüberschrift:
Die Lukaskirche am Schölerberg ist 50 Jahre alt geworden
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Nach der Theorie des Urknalls expandiert das Universum zunächst, um dann irgendwann später wieder in sich zusammenzufallen. Ähnlich scheint es sich mit den Kirchengemeinden in Osnabrück und anderswo zu verhalten. In der Expansionsphase trieb die Katharinenkirche kräftig aus und entließ unter anderem die Lutherkirche 1927 in die Selbstständigkeit. Aus dieser wiederum gingen 1957 die Margareten-, 1962 die Melanchthon- und 1965 die Lukasgemeinde hervor. 2009 setzte die Gegenbewegung ein. Die Lutherkirche fing ihre Töchter wieder ein und vereinigte sie unter dem Dach der Südstadt-Kirchengemeinde.

Die Lukasgemeinde an der Heckerstraße im Stadtteil Schölerberg ist ein typisches Kind der Wende. Nach dem preisgekrönten Entwurf des Architekten Werner Johannsen aus Oktober 1962 sollte sie neben dem Gemeindehaus auch einen eigenständigen " richtigen" Kirchraum und einen Glockenturm erhalten, wobei der Turm genau im Schnittpunkt von Heckerstraße, Jellinghausstraße und Ertmannplatz gestanden hätte. Die Mittel reichten jedoch nur für ein Gemeindezentrum und ein Pfarrhaus.

Bis Anfang der 1970er-Jahre hegte der Kirchenvorstand noch die Hoffnung, auch den dritten Bauabschnitt mit Kirche, Glockenturm und einem Verbindungsgang zum Gemeindezentrum, wie das Architekturmodell ihn vorsieht, verwirklichen zu können. Doch dann wurde Klartext gesprochen: Die Landeskirche würde die dafür nötigen Mittel nicht bereitstellen können. Angesparte Spendengelder für den dritten Bauabschnitt, etwa 35 000 Euro, dienten 2002 als Grundstock für eine umfassende Renovierung des Gemeindezentrums.

Die evangelischen Christen am Schölerberg arrangierten sich mit ihrer unscheinbaren Bungalowkirche. Alles war besser als zu Zeiten der heillos überlaufenen Lutherkirche in den 1950er-Jahren, als sie durch Zuzug in die Neubaugebiete auf 15 000 Seelen angewachsen war. Viele Gläubige mussten während der Gottesdienste stehen oder kamen gar nicht erst in das Innere der Kirche ein Zustand, den die heutigen Pastoren der Südstadt-Kirchengemeinde Martin Wolter, Alexander Wilken, Renate Jacob und Julia Telscher-Bultmann nicht einmal von Heiligabend her kennen.

Schon 1957 begannen die Überlegungen zum Bau einer Kirche nördlich des Schölerbergs zwischen Meller und Voxtruper Straße. Im gleichen Jahr legte der Kirchbauverein mit dem Einsammeln von Spenden los. Schneller als ein Grundstück war der Name gefunden: Lukaskirche sollte sie heißen und sich damit gut in den Ring der sogenannten Apostelkirchen einfügen, die rings um den Stadtkern in den Randgebieten entstanden. Bis ins Jahr 1962 zogen sich die Grundstücksverhandlungen hin. Dann konnte endlich das Grundstück an der Heckerstraße erworben werden. Wenige Wochen später wurde der Architektenwettbewerb ausgeschrieben, aus dem der Johannsen-Entwurf siegreich hervorging.

Baubeginn für das Pfarrhaus war 1963, für das Gemeindezentrum 1964. Am 23. Mai 1965 kam die Gemeinde zum Weihegottesdienst zusammen. Der Gemeindesaal war als vorläufiger, wie man damals noch glaubte Kirchsaal ausgerüstet worden mit Altar, Taufstein und einer kleinen Kanzel. Nach dem gemeinsam gesungenen Lied " Tut mir auf diese schöne Pforte" nahm Superintendent Hans Wenschkewitz die Weihehandlungen vor.

Erster Inhaber der Lukas-Pfarre, die zum 1. Juli 1965 ihre Selbstständigkeit vom Landeskirchenamt zugesprochen bekam, war Pastor Schwab. Ihm folgte 1972 Siegfried Kaiser, der der Lukasgemeinde mehr als 25 Jahre die Treue hielt. Zum 15-jährigen Bestehen schenkte sich die Gemeinde 1980 einen neun Quadratmeter großen gewebten Wandbehang, der das Gleichnis vom verlorenen Sohn thematisiert. Gegenüber vom Altar aufgehängt, erhöhte er den sakralen Charakter des ansonsten schlichten Kirchsaals. Vor dem jetzigen Pastorenteam der Südstadtgemeinde war Doris Jäger von 1997 bis 2012 Lukas-Pastorin.

Im Norden des Gemeindezentrums, dort, wo ursprünglich Kirche und Glockenturm ihren Platz haben sollten, steht jetzt der Neubau der Kindertagesstätte. Seit 2007 hat sich das Lukas-Gemeindezentrum zu einem Familienzentrum entwickelt. Und das nicht nur für gemeindeangehörige Familien, sondern offen für alle Konfessionen und Kulturen im Stadtteil Schölerberg. Durch die Öffnung wurde eine wesentliche Unterstützung seitens der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte ermöglicht. Im Familienzentrum wird ein breit gefächertes Angebot von Begegnung, Betreuung, Bildung und Beratung vorgehalten.

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Bildtexte:
Architekurmodell des Siegerentwurfs für die Lukaskirche von Architekt Johannen aus dem Jahr 1962. Ausgeführt wurde nur der eingeschössige Flachbau mit dem Innenhof und das Pfarrhaus am rechten Bildrand.
Richtfest des Gemeindezentrums im Oktober 1964. Der Blick geht in östlicher Richtung hinüber zu Wohnhäusern am Höltyweg und an der Jellinghausstraße.
Ein geweihter Kirchraum befindet sich nach wie vor in dem verschachtelten Bungalow-Komplex.
Fotos:
Hartwig Fender/ NOZ-Archiv, Fricke/ NOZ-Archiv, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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