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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Die Haster nannten ihn "Onkel Hermann"
Zwischenüberschrift:
Die Hermann-Moormann-Straße in Haste erinnert an den volkstümlichen Arzt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Dr. med. Hermann Moormann (1889 bis 1979) war ein Haster Original, eine Institution, vor allem aber: ein Menschenfreund und Helfer in jeder Lebenslage. Zu seinem 20. Todestag widmete die Stadt dem praktischen Arzt und Geburtshelfer im Haster Neubaugebiet Auf dem Klee eine Straße. Sie schließt sich westlich an die Anna-Marquard-Straße an. Mit der ähnlich beliebten Hebamme Marquard arbeitete Moormann jahrzehntelang eng zusammen. Die beiden verhalfen mehr als 1000 Erdenbürgern zu einer glücklichen Ankunft.
Moormann stammt aus Herzlake. Er studierte Medizin in München und Gießen. Im Ersten Weltkrieg diente er als Regimentsarzt und promovierte anschließend mit einer Arbeit über die Eigenschaften von Blutplättchen. Nach zweijähriger Tätigkeit als Assistenzarzt ließ er sich 1921 als erster Arzt überhaupt in der damals noch selbstständigen Landgemeinde Haste nieder. Zunächst hatte er seine Praxis in dem schönen Fachwerkhaus des Tabakfabrikanten Wilhelm Diersmann, Bramscher Straße 245. 1928 bezog er das von ihm neu erbaute Haus Bramscher Straße 227 (heute Radio Rosbeck). Hier hielt er Sprechstunde, hier lebte und feierte er bis ins hohe Alter. Ein Flugzeugabsturz in seinen Garten in den späten 1920er-Jahren konnte ihm zum Glück nichts anhaben. Eine viersitzige Focke-Wulf, die den Bäderdienst nach Wangerooge versah, hatte den Landeplatz Netter Heide knapp verfehlt.
Der Haster Chronist Wido Spratte beschrieb Moormann so: " Von einem guten Dorf- und Landarzt erwartete man, dass er nicht nur gültige Diagnosen abgeben und richtige Medikamente verschreiben konnte, sondern dass er auch für die Sorgen und Nöte der Patienten ein offenes Ohr hatte. Zu diesen Ärzten gehörte Dr. Moormann." Für die Haster war er ganz einfach " Onkel Hermann". Er wurde als Arzt und als Mensch gleichermaßen verehrt, wobei die Sicherheit seiner Diagnosen gerühmt wurde wie auch die Gewissenhaftigkeit, die er jedem Patienten entgegenbrachte. Spratte schrieb weiter: " Unverwechselbar war seine Stimme. Viele Haster erinnern sich noch an das ' Wo liegt der Kranke?' beim Betreten und sein ‚… dreimal täglich! beim Verlassen des Hauses."
Am wichtigsten war wohl, dass Moormann nicht nur die Krankheit sah, sondern den Menschen, seine Umgebung, seine Familie. Da er in viele Häuser kam, wusste er genau, in welcher Familie Not herrschte. Er half in Notzeiten mit kostenloser Behandlung, wenn kein Versicherungsschutz bestand, und auch mit Geld oder Lebensmitteln aus seinem Garten, ohne dass Außenstehende etwas mitbekamen. Dank wollte der bescheidene Mann nicht. Wenn dann doch einmal jemand zu Lobeshymnen über die guten Taten des Arztes anheben wollte, fiel dieser ihm barsch ins Wort, wie von mehreren runden Geburtstagsfeiern berichtet wird.
Als Landarzt versorgte er auch die Nachbargemeinden Belm, Lechtingen, Rulle und Wallenhorst. In den 1920er-Jahren legte er die Strecken dorthin bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zurück. Nach dem Krieg wurde der VW-Käfer zu seinem Wahrzeichen. Damit fuhr er auch zur Jagd und ließ sich gern vor dem Heck des Wagens mit seiner Jagdbeute knipsen. Danach wurde bei Sandmanns Agnes, beim " Schmied im Hone", auf die Abschüsse angestoßen. Zu Moormanns 75. Geburtstag stand die Jägerschaft vor dem Problem, dass er die silberne und die goldene Ehrennadel längst erhalten hatte. Auch die Ehrenmitgliedschaft im Kreisjagdverband war ihm schon ausgesprochen worden. Nun setzte Kreisjägermeister Eduard Petersilie noch eins drauf und machte ihn zum Ehrenmitglied des Landesjagdverbandes.
Kaum vorstellbar, dass daneben noch weitere Freizeit blieb, aber Moormann war auch eifriger Sangesbruder in der " Liedertafel Haste von 1875" und Förderer des Sports, besonders des Fußballs im Verein " TuS Haste 01". Zum Heiraten war aber endgültig keine Zeit mehr.
Für seine Nichten und Neffen, später die Großnichten und - neffen, tat Moormann alles. Viele wohnten zeitweise bei ihm, um höhere Schulen in Osnabrück besuchen zu können. Eine Großnichte, die Medizin studierte, adoptierte er, um den Praxisübergang zu erleichtern. Die heute in Kiel verheiratete Dr. Mechthild Nöldeke erinnert sich: " Er war ein urwüchsiger und grundehrlicher Mann, der sich niemals verbiegen ließ und auch kein Blatt vor den Mund nahm. Unter den Nazis brachte ihn das in Schwierigkeiten. Alle hatten Angst, dass er abgeholt werden würde. Aber da er der einzige Arzt in Haste war, ließ man ihn wohl in Ruhe."
Bis zu seinem 84. Lebensjahr praktizierte Dr. Moormann. Er galt als " Nestor" der Osnabrücker Ärzteschaft, die ihn als den Ältesten in ihren Reihen zum Ehrenmitglied machte. Am 1. Dezember 1979 starb Moormann im Alter von 90 Jahren.
Bildtexte:
Die Hermann-Moormann-Straße verläuft durch Haste.
Dr. Hermann Moormann im Jahr 1964.
Fotos:
Joachim Dierks, Archiv Dr. Nöldeke
Autor:
jod


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