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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Friedensreiter aus der Fremde
 
22 Klassen für den Einstieg in Deutsch
Zwischenüberschrift:
Flüchtlingskinder bauen Steckenpferde
 
"Die Situation ändert sich wöchentlich"
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Heimatkunde und Basteln in bester Kombination steht seit Jahrzehnten in Vorbereitung auf das Steckenpferdreiten auf dem Stundenplan der Osnabrücker Viertklässler. Beim traditionellen Umzug am 15. Oktober werden auch Mohammad aus Syrien und Hussein aus dem Libanon dabei sein.
Die beiden Jungen besuchen die Sprachlernklasse in der Grundschule Eversburg. Dort lernen sie bei Marion Steinkamp Deutsch und nehmen in Fächern, bei denen es nicht so sehr auf die Sprache ankommt, am Unterricht einer regulären vierten Klasse teil.
An diesem Montag gibt es in der dritten und vierten Stunde Werken bei Anne Buderer und Guido Pankoke. Die Kinder basteln sich ihre eigenen Steckenpferde für ihren großen Auftritt. Die Eversburger Grundschule ist auch ohne Sprachlernklasse international. Hussein und Mohammad fallen in der Klasse mit Kindern unterschiedlicher Ethnien nicht weiter auf.
Zu zweit sollen die Kinder an Ohren und Zügeln arbeiten. Die beiden Neubürger (Hussein ist erst seit wenigen Wochen auf der Schule) tun sich zusammen. Anne Buderer führt vor, wie die Ohren angenäht und die Zügel hergestellt werden.
Wie lang soll der Nähfaden sein? Welche Farben soll das Zaumzeug haben? Hussein versteht zwar die Worte nicht, verfolgt aber konzen triert die praktische Vorführung. " Was er einmal gesehen hat, kann er wunderbar nachmachen." Anne Buderer ist beeindruckt von der schnellen Auffassungsgabe des Viertklässlers.
Seit 2011 hat die Grundschule Eversburg eine Sprachlernklasse. Konrektorin Marion Steinkamp ist Klassenlehrerin, die alle Kinder nach deren individuellen Fähigkeiten fördert und schaut, in welche Regelklassen mit welchen Fächern ihre Kinder passen.
Es gebe ein gutes Miteinander, erzählt Schulleiterin Cornelia Klösel: Die Klassensprecher holen Sprachlernmitschüler zu den gemeinsamen Stunden ab. Schließlich sitzen in den verschiedenen Klassen auch Kinder, die selbst mal Sprachlernschüler waren.

Mehr Fotos auf www.noz.de

Bildergalerie auf www.noz.de
Bildtext:
Aus Socken und Wollfäden entsteht ein Pferdekopf. Hussein aus dem Libanon (links) und Mohammad aus Syrien basteln an ihren Steckenpferden.
Foto:
David Ebener

Osnabrück. In Osnabrück gibt es 22 Sprachlernklassen, in denen Kinder und Jugendliche nach dem Zuzug konzentriert Deutsch lernen, ehe sie in Regelklassen wechseln. Angesichts des derzeitigen Flüchtlingszuzuges werden in nächster Zeit weitere Sprachlernklassen eingerichtet werden müssen.
" Die Situation ändert sich wöchentlich", sagte Gaby Grosser von der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern aus Zuwandererfamilien (RAZ) vor dem Schulausschuss. Das liege vor allem an der steigenden Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Die Zahl der Kinder werde sich noch einmal deutlich erhöhen, wenn die ersten Flüchtlinge ihre Familien nachholen.
Allerdings, darauf wies Andrea Butke, Leiterin des Fachbereichs Schule/ Sport, zu Beginn der Diskussion hin, ist Zuwanderung nicht auf Flüchtlinge beschränkt. Syrische Familien stellen inzwischen die größte Zuwanderergruppe dar, gefolgt von bulgarischen Familien. Die Schüler in den Sprachlernklassen kommen aber aus vielen verschiedenen Herkunftsländern: Afghanistan, Bulgarien, China, Georgien, Ghana, Irak, Israel, Italien, Kasachstan, Libanon, Litauen, Lettland, Mazedonien, Rumänien, Russland, Pakistan, Polen, Portugal, Somalia, Sudan, Syrien, Türkei, Ungarn und Ukraine.
Nach einer Anmeldung im Einwohnermeldeamt oder bei der Ausländerbehörde kommen die Eltern mit ihren Kindern zur Erstberatung in die RAZ und werden von dort aus Sprachlernklassen oder im Einzelfall auch Regelklassen zugeordnet. Die Zahlen wachsen stetig an: Im vergangenen Schuljahr wurden in der RAZ 295 zugezogene Kinder und Jugendliche erfasst. Mit Beginn dieses Schuljahres wurden 66 Kinder aufgenommen, die während der Sommerferien nach Osnabrück kamen. Seit Mitte August wurden 25 neue Kinder angemeldet.
Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge erfüllen ihre zwölfjährige Schulpflicht bisher im Berufsschulzentrum am Westerberg. Dort gibt es inzwischen sieben Sprachlernklassen. Nach Butkes Auskunft übernimmt die Berufsschule in Haste elf Neuankömmlinge in Absprache mit dem Berufsschulzentrum am Westerberg in einer Sprachlernklasse.
Geregeltes Leben
Das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium hat bisher nach Bedarf eine Sprachlerngruppe eingerichtet. Mit einer Sprachlernklasse für alle Jahrgänge ist mit Beginn des neuen Schuljahres auch das Gymnasium " In der Wüste" dabei. Die Kinder und Jugendlichen erhalten sprachliche Grundkenntnisse und werden langsam an die Regelklassen herangeführt. Anfangs in Fächern, in denen Sprachkenntnisse nicht im Vordergrund stehen: Sport, Musik und Kunst, in den Grundschulen auch Mathematik und im für alle Schüler neuen Fach Englisch.
Angesichts der Situation rechnet Gaby Grosser damit, dass schon in Kürze einige Sprachlernklassen überbelegt sind und geteilt werden müssen. Dringend gebraucht würden weiter Lehrerinnen und Lehrer mit einer Qualifizierung für das Fach Deutsch als Zweitsprache (DAZ). Das Niedersächsische Kultusministerium biete entsprechende Fortbildungen an.
Die Sprachlernklassen sind von einem stetigen Wechsel geprägt: Sobald Kinder in eine Regelklasse wechseln können, werden die Plätze während des laufenden Schuljahres von Neuankömmlingen besetzt. Gaby Grosser bemüht sich, Kinder ohne große Wartezeit sofort in eine Sprachlernklasse zu vermitteln. Besonders für Flüchtlingsfamilien sei das sehr wichtig, sagte sie auf Nachfrage unserer Redaktion: Wenn die Kinder wieder in die Schule gingen, sei das der erste Schritt zurück in ein geregeltes Leben.

Weitere Informationen über Flüchtlinge in und um Osnabrück im Internet auf der Seite www.noz.de/ lokales

Kommentar
Erfahrene Studenten

Manche Kinder haben noch nie einen Stift in der Hand gehabt, andere kommen mit guten Schulnoten. Die Lehrerinnen und Lehrer in den Sprachlernklassen müssen außerordentlich flexibel sein, um ihren Schützlingen den besten Start in das deutsche Schulleben zu bieten.

Angesichts der vermehrten Zuzüge wird es aber langsam eng bei der Suche nach Lehrkräften mit der Zusatzqualifikation Deutsch als Zweitsprache. Auch wenn das Ministerium viele Angebote macht, die von den Lehrern gut angenommen werden, muss sich der Deutschunterricht für Kinder mit anderer Muttersprache an allen Universitäten etablieren. In sämtlichen Schulformen und Jahrgängen wird es in den kommenden Jahren zahlreiche Kinder und Jugendliche geben, für die Deutschland die Zukunft ist und die Deutschland für die Zukunft braucht.

Osnabrück bringt schon seit Jahren viele Lehrer hervor, die genau diese Qualifikation mitbringen. Lehramtsstudenten arbeiten beim Verein zur pädagogischen Förderung von Kindern aus Zuwandererfamilien mit Kindern mit anderen Muttersprachen.

Die Praxiserfahrung während des Studiums befähigt sie in hohem Maße für die Arbeit mit Kindern von Flüchtlingen und Zuwanderern. Entsprechend begehrt sind die jungen Lehrer von der Universität Osnabrück.
Autor:
Ulrike Schmidt


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