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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Verkommt frühere Kirche zur Ruine?
 
Melanchthonkirche droht der Verfall
Zwischenüberschrift:
Südstadtkirchengemeinde sucht nach Entwidmung im Februar händeringend nach einem Käufer
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Ein knappes Dreivierteljahr nach Entwidmung der Melanchthonkirche in Osnabrück gibt es noch immer keinen Plan für eine Nachnutzung des Gebäudes. Die evangelisch-lutherische Südstadtkirchengemeinde sucht händeringend nach einem Käufer für das 1962/ 63 errichtete Gotteshaus auf dem Kalkhügel, das übergangsweise als Theaterspielstätte dient.
" Wir wollen es loswerden egal wie", sagt Geschäftsführer Ulf Jürgens. Am liebsten würde die Gemeinde die Melanchthonkirche dem Erdboden gleichmachen und das Grundstück zu einem guten Preis verkaufen. Doch seit staatlicher und kirchlicher Denkmalschutz ein Auge auf den sakralen Nachkriegsbau geworfen haben, lasse sich das Objekt nicht mehr vermarkten, so Jürgens. Nun drohe der Melanchthonkirche der Verfall.

Osnabrück. Für die Anfang 2015 entwidmete Melanchthonkirche im Osnabrücker Stadtteil Kalkhügel gibt es noch keine neue Verwendung. Wenn auch das Emma-Theater sie wie geplant im Herbst als Übergangsspielstätte aufgibt, droht dem früheren Gotteshaus der Verfall.

Die evangelisch-lutherische Südstadtkirchengemeinde sucht deshalb händeringend nach einem Käufer. Geschäftsführer Ulf Jürgens sagt: " Wir wollen die Melanchthonkirche loswerden egal wie!" Eine Instandhaltung des 1962/ 63 errichteten Gebäudes auf eigene Kosten komme nicht infrage.

In den vergangenen Monaten habe es zwar verschiedene Gespräche mit Interessenten gegeben, die vor allem ein Auge auf das knapp 7500 Quadratmeter große Grundstück geworfen hätten. Zu ernsthaften Verhandlungen sei es aber nie gekommen. Als größter Bremsklotz erweise sich jedes Mal der unklare Denkmalschutz-Status, erklärt Jürgens. Staatliche und kirchliche Denkmalpflege würden den Nachkriegsbau gerne bewahren. Eine endgültige Entscheidung darüber ist allerdings noch nicht gefallen. Fest steht nur: Solange die Prüfung läuft, ist ein Abriss der Melanchthonkirche verboten.

" Eine unbefriedigende Situation" sei das, so Jürgens, denn die Vermarktung werde auf diese Weise erschwert. Statt mit einem lukrativen Verkauf die Kasse zu füllen, zahle die Südstadtkirchengemeinde am Ende sogar drauf. " Wir haben weiterhin die laufenden Kosten am Bein und müssen Geld ausgeben, das uns woanders fehlt."

Bis Ende November werde das Osnabrücker Emma-Theater die Melanchthonkirche noch als Spielstätte nutzen mietfrei übrigens, denn für das Intermezzo des Kulturbetriebs die Hand aufzuhalten sei nicht durchsetzbar gewesen. " Das Theater nagt doch selbst am Hungertuch." Mithin gebe es für die Zeit danach keinen Plan, wie die Melanchthonkirche genutzt werden könnte. Geschäftsführer Jürgens: " Die Perspektive fehlt."

Der Idee, in dem früheren Gotteshaus nach Bielefelder Vorbild ein Restaurant einzurichten, habe die Stadt einen Riegel vorgeschoben. Für einen Verein, der sich wie in Atter des Gebäudes annehme, sei die Kirche zu groß. Und als neuer Standort für die Gesamtverwaltung des Kirchenkreises zurzeit provisorisch in Eversburg untergebracht komme die Melanchthonkirche mangels Parkplätzen nicht in Betracht. Und was wäre mit einem Umbau als Wohnung? Ulf Jürgens: " Wenn einer das machen will, nur zu." Allein die Außenhaut der Kirche mit ihren einzigartigen Betonfenstern müsse erhalten bleiben.

Grundsätzlich sei nach den " emotional aufwühlenden Tagen" zu Jahresbeginn Ruhe eingekehrt in der Südstadtkirchengemeinde. Man habe sich mit der Aufgabe der Melanchthonkirche abgefunden, auch wenn diese am Ende " sehr plötzlich" kam. Aus wirtschaftlicher Sicht habe es jedoch keine Alternative zur Schließung gegeben. " Die Entwidmung war der richtige Schritt. Ich würde jedes Mal wieder so handeln." Sachlich und nüchtern blickt Ulf Jürgens auch in die Zukunft: " Wir werden in die Melanchthonkirche nichts mehr investieren. Und wenn sie irgendwann in sich zusammenfällt."

Alles über die Entwidmung der Melanchthonkirche bei uns im Internet auf www.noz.de/ os
Bildtext:
Der quadratische Glockenturm ist eines der besonderen Merkmale der Melanchthonkirche auf dem Kalkhügel. Aber weil der Denkmalschutz ein Auge auf das Gebäude geworfen hat, lässt es sich kaum vermarkten.
Foto:
Jörg Martens

Kommentar
Ruinös

Zu ihren besten Zeiten war die Melanchthonkirche in Osnabrück ein Magnet und zog nicht nur zu den Feiertagen, sondern Sonntag für Sonntag Hunderte Gottesdienstbesucher an. Doch diese Zeiten liegen bald 30, 40 Jahre zurück. Heute möchte die evangelisch-lutherische Südstadtkirchengemeinde das ehemalige Gotteshaus auf dem Kalkhügel, in das am Ende keiner mehr gehen wollte, nur noch loswerden. Denn vom Hort der Progressivität und des Reformeifers ist es zum störenden Kostenfaktor geworden.

Mit der Entwidmung zu Jahresbeginn wurde mit höchstem Segen der erste Schritt vollzogen, um sich von Gebäude samt Grundstück zu trennen und so finanzielle Freiräume zu schaffen zur Erledigung vordringlicher Aufgaben. Den notwendigen zweiten Schritt aber lässt die Landeskirche die Gemeinde wegen denkmalpflegerischer Bedenken nicht gehen. Dabei sollten ihr die Menschen mehr wert sein als eine gottlose Ruine.
Autor:
Sebastian Stricker


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