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1.
Erscheinungsdatum:
19.09.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Straßenkunde
Überschrift:
Ein Handwerksmeister unter Bauern
Zwischenüberschrift:
Der Weitkampweg in Schinkel-Ost erinnert an den Lohgerberamts-Gildemeister
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Die
alten
Höfe
in
Schinkel-
Ost
haben
ihren
Niederschlag
auf
Straßenschildern
gefunden.
Boltenweg,
Entrupweg
und
Ruppenkampstraße
verweisen
auf
das
bäuerliche
Erbe.
Gleich
um
die
Ecke
stößt
man
auf
den
nach
einem
Handwerksmeister
benannten
Weitkampweg.
Wie
kommt
er
dahin?
Bis
1972
hieß
er
noch
Wellmannsweg,
nahm
also
Bezug
auf
den
Hof
Wellmann.
Doch
mit
der
Eingemeindung
Voxtrups
musste
ein
neuer
Name
gefunden
werden,
denn
in
Voxtrup
gab
es
bereits
einen
Wellmannsweg
–
neben
den
Wellmannswiesen
und
dem
Wellmannsbruch.
Als
Namenspatron
stand
Georg
Rudolph
Weitkamp
(1797–1863)
bereit.
Er
ist
Namensgeber
der
Lohgerberei
Weitkamp
in
der
Johannisstraße
108,
aus
der
in
späteren
Generationen
die
Lederfabrik
und
der
Ledergroßhandel
wurden.
Daneben
bekleidete
Weitkamp
das
quasi-
öffentliche
Amt
des
Lohgerberamts-
Gildemeisters.
Das
war
ein
Wahlamt.
Der
Mann,
den
die
selbstständigen
Lohgerber
aus
ihren
Reihen
dazu
erkoren,
ihren
Stand
nach
innen
und
außen
zu
vertreten,
musste
schon
etwas
darstellen,
fachlich
kompetent
und
in
der
Lage
sein,
sich
Gehör
zu
verschaffen.
In
der
ersten
Hälfte
des
19.
Jahrhunderts
gab
es
in
Osnabrück
27
Gerbereien.
Die
Aufbereitung
der
Tierhäute
zu
gebrauchsfähigem
Leder
war
eine
aufwendige
Arbeit,
die
Mensch
und
Umwelt
belastete.
Nachdem
der
Lohgerber
die
Fleischreste
und
Fette
auf
dem
Schabebaum
vom
Balg
entfernt
hatte,
erfolgte
das
sogenannte
Äschern
mit
Kalk
in
der
Äschergrube,
wodurch
sich
die
Haare
vom
Balg
lösten
und
in
einem
zweiten
Schabegang
entfernt
werden
konnten.
Dann
wurden
die
Kuhhäute
in
den
Lohgruben
aufeinandergelegt,
wobei
zwischen
jede
Haut
Eichenlohe
(zerkleinerte
Baumrinde)
gestreut
wurde.
Wenn
die
drei
Meter
tiefe
Lohgrube
voll
war,
wurde
sie
mit
Wasser
gefüllt
und
mit
Findlingen
beschwert.
Weitkamp
hatte
acht
Lohgruben,
in
denen
die
Häute
ein
Jahr
oder
länger
lagerten,
bevor
sie
zu
Pferdegeschirr-
,
Stiefel-
und
Kofferleder
weiterverarbeitet
werden
konnten.
In
dem
separaten
Gerbstofflager
zerkleinerte
eine
Lohmühle
die
tanninhaltigen
Baumrinden
zu
feinem
Lohmaterial,
das
für
die
pflanzliche
Gerbung
benötigt
wird
und
dem
Leder
die
hellbraune
Farbe
gibt.
Georg
Rudolph
Weitkamp
kam
1797
auf
dem
Stammhof
der
Weitkamps
in
Gaste
zur
Welt.
Mit
ihm
fing
die
Geschichte
nicht
an,
sondern
er
repräsentiert
bereits
die
neunte
im
Stammbaum
erfasste
Generation.
Seine
Ururenkel
Klaus
und
Knut
Weitkamp,
Angehörige
der
13.
Generation,
haben
die
Familienchronik
weitergeführt.
Sie
sorgen
auch
für
den
Zusammenhalt
der
in
Gaste,
Osnabrück,
Münster
und
in
den
USA
verstreuten
Großfamilie
und
wollen
die
Tradition
der
"
Sippentage"
fortsetzen.
Georg
Rudolph
war
das
fünfte
von
sieben
Kindern,
somit
nicht
erbberechtigt
und
"
abgängig"
.
Mit
650
Reichstalern
abgefunden,
ging
er
in
Osnabrück
beim
Lohgerbermeister
August
Prins
an
der
Großen
Gildewart
11
in
die
Lehre.
1819
erhielt
er
den
Gesellenbrief,
in
dem
"
drei
angesehene
Geschworene
und
Meister
des
löblichen
Handwerks
der
Lohgerber"
ihm
bescheinigen,
dass
er
sich
"
treu,
fleißig,
stille,
friedsam
und
ehrlich
verhalten
hat,
wie
einem
jeglichen
Handwerksburschen
gebühret"
.
Es
folgte
die
"
Walz"
,
die
ihn
bis
nach
Russland
führte.
Wer
Meister
werden
wollte,
musste
zwei
Jahre
Wanderschaft
nachweisen,
die
ihm
möglichst
viel
Erfahrung
für
den
späteren
eigenen
Betrieb
einbringen
sollten.
Zurück
in
Osnabrück,
trat
er
in
die
Dienste
des
Gerbermeisters
Johann
Christian
Bönkemeyer
in
der
Johannisstraße
108.
Nach
vier
Jahren
starb
der
Chef.
Georg
Rudolph
Weitkamp
heiratete
1827
die
Witwe,
übernahm
den
Betrieb,
führte
ihn
zu
neuer
stabiler
Größe
und
übernahm
das
Amt
des
Gildemeisters.
Weitkamp
und
seine
Söhne
hielten
die
Bönkemeyer-
Tradition
stets
in
Ehren.
So
nennt
die
Firma
Weitkamp
als
ihr
Gründungsdatum
das
Jahr
1752,
als
Johann
Dietrich
Bönkemeyer
mit
der
Lohgerberei
in
der
Johannisstraße
anfing.
Die
Chronisten
Klaus
und
Knut
Weitkamp
hatten
das
Glück,
kürzlich
auf
einen
Nachfahren
der
Bönkemeyer-
Linie
zu
stoßen.
Der
heute
in
Bramsche-
Epe
lebende
Dieter
Bönkemeyer
konnte
viele
bis
dato
unbekannte
Details
zur
Firmen-
und
Familiengeschichte
beisteuern.
Zeitsprung
von
Generation
9
nach
Generation
12:
1945
bauen
Hubert
und
Wilhelm
Weitkamp
die
kriegszerstörte
Gerberei
an
der
Johannisstraße
107–109
wieder
auf
und
weiten
sie
zu
einer
Lederfabrik
aus.
In
den
1960er-
Jahren
wirft
die
Geruchsbelästigung,
die
mit
der
Lederproduktion
zwangsläufig
verbunden
ist,
zunehmend
nachbarschaftliche
Probleme
auf.
Die
Stadt
möchte
den
Betrieb
am
liebsten
aussiedeln
und
bietet
Ausweichgrundstücke
im
Umland
an.
Doch
Hubert
und
Wilhelm
gehen
nicht
auf
die
Offerten
ein.
Zum
einen,
weil
keiner
aus
der
Generation
Nr.
13
Gerber
werden
möchte,
zum
anderen,
weil
das
Kunstleder
Skai
gerade
in
Mode
gekommen
ist
und
dem
klassischen
Leder
große
Marktanteile
wegschnappt.
So
endet
1963
die
Gerberei
an
der
Johannisstraße
und
damit
das
Gerberhandwerk
in
Osnabrück
insgesamt.
Hubert
und
Wilhelm
verlegen
sich
auf
den
Ledergroßhandel.
"
Wenn
befreundete
Jäger
aus
alter
Gewohnheit
ihre
Sauschwarten
vorbeibrachten,
dann
haben
wir
die
zum
Gerben
nach
Mettingen
gegeben"
,
erinnert
sich
Klaus
Weitkamp.
Im
Jahr
1987
endet
auch
der
Ledergroßhandel.
Huberts
Söhne
Knut,
Klaus
und
Karsten
lassen
die
zuletzt
als
Lagerraum
verpachtete
Gerberei
abreißen
und
gestalten
die
Fläche
als
Parkplatz.
Zusammen
mit
ihren
Vettern
Wilhelm,
Jürgen
und
Ernst-
Otto
bauen
sie
die
Häuser
Johannisstraße
106
bis
109
zu
einem
Geschäftshaus-
Komplex
um.
Wo
früher
Leder
gegerbt
und
verkauft
wurde,
versorgen
heute
Arztpraxen,
Anwaltskanzlei
und
Ladengeschäfte
ihre
Patienten,
Mandanten
und
Kunden.
Bildtexte:
Die
Brüder
Julius
(1873–1945)
und
Ernst
Weitkamp
(1870–1953)
aus
der
Generation
Nr.
11
gehörten
zu
den
ersten
Automobilisten
auf
Osnabrücks
Straßen,
hier
mit
ihrem
De
Dion-
Bouton
Parisienne
(um
1903)
.
Georg
Rudolph
Weitkamp
(1797–1863,
Ölgemälde
von
Richard
Zenke)
.
Lohgerber
der
Firma
Weitkamp
präsentieren
die
typischen
Arbeitsgerätschaften
ihrer
anstrengenden
und
mit
Geruchsbelästigung
verbundenen
Arbeit.
Der
Weitkampweg
in
Schinkel-
Ost.
Fotos:
Familienarchiv
Weitkamp,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks