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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Eon-Chef kritisiert Strom-Sklaverei
Zwischenüberschrift:
Energiewende zentrales Thema beim Stadtwerke-Kongress in Osnabrück
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. EON-Chef Johannes Teyssen hat beim Stadtwerke-Kongress in Osnabrück das Marktversagen in der Energiewende mit einem drastischen Vergleich erklärt: mit dem Mechanismus des Sklavenhandels.

Die derzeitigen Strukturen des Strommarktes seien nicht geeignet, die großen Mengen an erneuerbaren Energien aufzunehmen, sagte der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzern Eon während einer Podiumsdiskussion. " Das ist so, als würde jeden Morgen ein Heer von unbezahlten Sklaven zur Arbeit kommen und allen anderen die Jobs wegnehmen", sagte Teyssen. " Ich bin sicher, dass das aus Gewerkschaftssicht als Marktversagen verstanden würde." Der Hintergrund: Der Strom aus den hoch subventionierten erneuerbaren Energien muss vorrangig eingespeist werden und macht die konventionelle Stromerzeugung unwirtschaftlich.

Wie muss der Strommarkt konzipiert sein, um Energie (ohne Kernkraft) sicher und zu fairen Preisen zur Verfügung zu stellen? Auf dem Podium in der Osnabrück-Halle tauschten Experten und Praktiker ihre altbekannten Argumente aus. An der Seite von Eon-Chef Teyssen saß auch inhaltlich betrachtet Katherina Reiche, die neue Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Sie vertritt die Interessen der Stadtwerke in Deutschland, die in der ersten Energiewende auf Zuraten der Politik in die Energieerzeugung eingestiegen sind und nun auf unwirtschaftlichen Kraftwerksanteilen sitzen. Auch Reiche sieht ein Marktversagen und fordert, Mechanismen zu schaffen, die die Bereitstellung von Erzeugungskapazitäten für sonnen- und windschwache Stunden angemessen vergüten.

Diesen sogenannten Kapazitätsmarkt auf nationaler Ebene will Rainer Braake, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, auf keinen Fall, denn das Problem der hohen Schwankungen erneuerbarer Energien lasse sich nur europaweit lösen. Einfaches Beispiel: Wenn in Norddeutschland Flaute herrscht, sollen Wasserkraftwerke in Norwegen zugeschaltet werden. Alternativen wie der Einsatz von Großbatterien zur Speicherung seien noch zu teuer.

Braake sieht kein Marktversagen, im Gegenteil. Die hohen Überkapazitäten in der Stromerzeugung werden nach seiner Einschätzung durch den Druck des Marktes in Zukunft abgebaut. " Wir müssen durch das Tal der Tränen gehen", sagte Braake, " es wird eine Marktbereinigung geben." In diesem Punkt ist er einer Meinung mit EWE-Chef Werner Brinker: " Uns läuft der Strom aus den Ohren", sagte der Oldenburger.

Betroffen von dieser Marktbereinigung wären auch viele kommunale Versorgungsunternehmen, die wie die Stadtwerke Osnabrück Millionen in die Erzeugung investiert haben. So ist das moderne Gaskraftwerk Hamm-Uentrop, an dem die Stadtwerke Osnabrück mit 2, 5 Prozent beteiligt sind, nur zur Hälfte ausgelastet und erwirtschaftete 2014 einen Verlust von 50 Millionen Euro. Das Werk soll als " Warmreserve" am Netz bleiben.

Solche Reserven sollen aber auch entsprechend vergütet werden, fordert der Verband der VKU. Braake will Reserven dagegen nur als " zusätzliche Hosenträger zum Gürtel" zulassen also als letzte Sicherung, falls der " sehr unwahrscheinliche Fall" eintreten sollte, dass nicht genug Strom zur Verfügung steht. Solche Reservekraftwerke seien ausschließlich für den Notfall gedacht und dürften nicht am normalen Marktgeschehen teilnehmen, sagte Braake.

Andreas Feicht, Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen, und VKU-Geschäftsführerin Katherina Reiche appellierten an den Staatssekretär, beim Strommarktdesign stärker die Bedürfnisse der kleinen Stadtwerke zu berücksichtigen, die im Vertrauen auf politische Zusagen investiert haben. " Wir werden zu wenig angehört", klagte Reiche.

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Bildtext:
Eon-Chef Johannes Teyssen beim VKU-Kongress in der Osnabrück-Halle. Das Thema: Energiepolitik im Spannungsfeld der Wirtschaftsinteressen.
Foto:
Gert Westdörp
Autor:
Wilfried Hinrichs


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