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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Gute Nachbarschaft mit britischer Armee
Zwischenüberschrift:
Kirche St. Barbara vor 50 Jahren geweiht
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Weg zum Dom war weit für die katholischen Christen, die vor dem Natruper Tor im Nordwesten der Stadt wohnten. Zwischen den Weltkriegen waren längs der Natruper Straße viele neue Siedlungen entstanden. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde lauter. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vereitelte weitergehende Planungen.

Not lehrt Beten, das galt besonders für die Nachkriegsjahre. Nach dem vielen Leid, das die Menschen erfahren hatten, suchten sie Halt in der Kirche. Flüchtlinge aus Schlesien erhöhten die Zahl katholischer Christen sprunghaft. Zu den Gottesdiensten waren die Kirchen so überfüllt, dass manche vor den Türen stehen mussten. Es brach eine kirchenbaufreundliche Zeit an. Doch zunächst fehlten die Mittel. Es ging zuallererst darum, die zerstörten Gotteshäuser wiederaufzubauen. An eine eigene Kirche für die Natruper-Tor-Vorstadt war bis auf Weiteres nicht zu denken.

Katholische Soldaten der britischen Besatzungsmacht hatten es etwas besser als ihre deutschen Glaubensbrüder. Der Standortkommandant ließ kurzerhand eine ausgediente Wehrmachtsbaracke in den Garten eines Wohnhauses an der Ecke Barbara-/ Sedanstraße setzen, die den Soldaten und bald auch ihren nachgereisten Familien als Kapelle diente. Der Ort war gut gewählt, lag er doch nah beim Naafi-Einkaufsmarkt, beim Kino und anderen kulturellen Einrichtungen der Briten. Irgendwann fragte die Domgemeinde offiziell beim britischen Residenzoffizier an, ob auch Deutsche am britischen Gottesdienst teilnehmen dürften. Das wurde gestattet. Mit der Zeit kamen immer mehr Osnabrücker hinzu, sodass ab 1946 deutsche Sondergottesdienste in der Baracke stattfanden.

Ungefähr 1947 stand die Baracke anderen Vorhaben auf dem Grundstück im Wege und sollte abgerissen werden. Die Deutschen konnten erreichen, dass man ihnen die Baracke überließ. Etwas weiter westlich an der Sedanstraße wurde sie als Notkirche wiedererrichtet, in der ab Ende 1949 regelmäßig Messen gelesen wurden. Aber natürlich war dies kein Dauerzustand. Der Dom als Mutterkirche setzte sich durch Aufrufe, Eigenspenden des Domkapitels und Stiftungen für eine richtige Kirche aus Stein ein und erwarb das Grundstück auf dem Eck von Natruper und Barbara straße.

Der Name stand schnell fest. Die neue Kirche sollte der heiligen Barbara geweiht werden. Die Barbarastraße trug ihren Namen schon seit 1908 im Gefolge der Artilleriekaserne, die an der Nordflanke des Westerbergs errichtet worden war. Die heilige Barbara gilt all jenen Berufsständen als Schutzpatronin, bei denen es mitunter heiß und gefährlich zugeht: Bergleute, Hüttenarbeiter, Geologen und Glockengießer, aber auch Schmiede, Dachdecker, Elektriker, Kampfmittelbeseitiger, Feuerwehrleute und nicht zuletzt Artilleristen.

Bei der späteren Innenausstattung der Barbarakirche hat der Künstler Hermann Auf der Heide den Tabernakelschrein wie eine Felsgruppe mit eingelegten Bergkristallen gestaltet. Damit wollte er an die Legende der heiligen Barbara erinnern, die vor ihrem zornigen Vater Unterschlupf in einer Felsspalte fand. Dort kam sie nicht wieder heraus, bis Bergleute sie mithilfe von Schwarzpulver freisprengten.

Doch zunächst musste die äußere Gestalt der Kirche bestimmt werden. Ein Entwurf der Architekten Ernst Kroeber und Hans Rickmann erhielt im Frühjahr 1961 den Zuschlag. Am 18. Februar 1962 setzte Dompfarrer Franz Kramer den ersten Spatenstich, am 12. August 1962 folgte die Grundsteinlegung durch Generalvikar Wilhelm Ellermann. Im Dezember 1963 war die Kirche fertig und wurde der Gemeinde zur Nutzung übergeben. Mit der endgültigen Weihe durch Bischof Helmut Hermann Wittler am 4. September 1965 war auch die formelle Abpfarrung aus der Domgemeinde verbunden.

Im Grundriss stellt die Kirche ein kurzschenkeliges Kreuz dar, wobei die vier außen abgerundeten Kreuzarme sich zum Zentrum hin dreieckförmig aufweiten. Andere sehen in der Grundfläche eine sich öffnende Blüte oder ein Kleeblatt. Der 36 Meter hohe Turm wächst wie ein Schiffsbug aus dem Gesamtbau empor, ohne den Grundriss auszuweiten. Er ist außen genauso gerundet wie die Kreuzarme des Kirchenschiffs, allerdings nach innen zur Dachfläche hin abgeplattet. Hier befinden sich die verblendeten Schallöffnungen des Glockenstuhls. Die Architektur wirkte sehr modern und geradezu kühn″, fand in ihrer machtvollen Schlichtheit aber auch bei den eher konservativ eingestellten Gemeindegliedern Anklang. Der Entwurf passte mit den fächerförmig nah an den Altar heranrückenden Sitzreihen in die nachkonziliare Zeit der liturgischen Erneuerung.

Ab 1966 folgten weitere Bauabschnitte mit der Errichtung von Pfarrhaus, Jugendheim und Kindergarten. 1970 starb der erste Barbara-Pfarrer Hermann Jansen. Nach ihm kam Rudolf Hölscher, dessen langjährige Haushälterin Agnes Kellenbrink noch viele Geschichten über ihn zu erzählen weiß. Auch Alois Brockmann, Franz Elbert und Otto Burke gehören zu den Urgesteinen″, die aus den Anfangsjahren der Gemeinde berichten können. Burke steht das gute Verhältnis zu den englischen Nachbarn noch gut vor Augen. Wenn der Kirchenvorstand etwas im Außenbereich, etwa bei den Parkplätzen, verändert haben wollte, reichte ein kurzer Anruf, und hilfsbereite Pioniere rückten mit schwerem Gerät für die Erdbewegung an.

1977 erhielt der Kircheninnenraum einen Akustikputz, der die schwierigen Schallverhältnisse verbessern sollte. Das Ergebnis war nicht zufriedenstellend, zumal der Putz schon bald abzubröckeln begann. Eine Verbesserung brachten Lochsteine, die man 1984 vor die Innenwände setzte. Im Juli 1990 wurden vier Glocken, auf die schon lange angespart worden war, auf die Namen Barbara, Maria, Petrus und Niels Stensen getauft und im Turm aufgehängt. 2009/ 10 waren Kirche und Turm fast ein Jahr lang eingerüstet. Die Fassaden mussten saniert werden, nachdem Stahlanker für Rostsprengungen gesorgt hatten.

In Zeiten des akuten Priestermangels hat die Domgemeinde St. Peter ihre vor 50 Jahren in die Eigenständigkeit entlassene Tochtergemeinde inzwischen wieder eingefangen″: St. Barbara stellt wie Herz Jesu eine Filialkirche der Domgemeinde dar. Gleichwohl wird des 50. Jahrestags der Kirchweihe gedacht. Die Gemeinde begeht ihn an diesem Sonntag um 10 Uhr mit einem Familiengottesdienst und anschließendem Grillfest.

Eine Bildergalerie mit vielen Fotos aus der Gründungszeit der Barbaragemeinde finden Sie auf noz.de
Bildtexte:
Die Baustelle der St.-Barbara-Kirche, aufgenommen am 25. September 1962 von Hartwig Fender, Fotograf des " Osnabrücker Tageblatts".
Die Barbarakirche stellt im Grundriss ein kurzschenkeliges Kreuz dar.
Fotos:
Archiv, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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