User Online: 2 | Timeout: 08:51Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Osnabrück will Hauptschulen abschaffen
 
Die Hauptschule wird abgeschafft
Zwischenüberschrift:
Rzyski legt Konzept vor – Dritte Gesamtschule am Sonnenhügel
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Stadt Osnabrück steht vor tiefen Reformen in der Schullandschaft: Die Schulverwaltung schlägt vor, die Hauptschulen abzuschaffen und mit einer dritten Gesamtschule am Sonnenhügel und einer Neuen Schule in der Innenstadt zusätzliche, integrierende Angebote zu schaffen. Der Schulausschuss wird sich kommende Woche mit dem Plan befassen, den Schuldezernentin Rita-Maria Rzyski am Dienstag im Internet veröffentlichte. Nach vorläufigen Schätzungen sind Investitionen von 14 bis 16 Millionen Euro nötig, um die neuen Konzepte vom Schuljahr 2018/ 2019 an den Start zu bringen. Das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, das zum Schulzentrum Sonnenhügel gehört, soll auch nach Einrichtung einer Gesamtschule erhalten bleiben. Rzyski geht von weiter steigenden Schülerzahlen aus.

Osnabrück. Schuldezernentin Rita-Maria Rzyski hat ein umfassendes Schulkonzept vorgelegt. Die zwei Kernpunkte: Die Hauptschule wird als Schulform abgeschafft, Standort der geplanten dritten Gesamtschule wird das Schulzentrum Sonnenhügel. Die Investitionskosten: bis zu 16 Millionen Euro. Die schulpolitische Debatte nimmt Fahrt auf.

Wenige Wochen vor ihrem mutmaßlichen Wechsel in die Landeshauptstadt Hannover offeriert Rita-Maria Rzyski der Politik ein dickes Reformpaket, das die Schullandschaft in Osnabrück verändern kann wenn der Rat am Ende dem Konzept und der Finanzierung zustimmt. Rzyski schlägt vor, die von SPD und Grünen im Wahlkampf versprochene dritte Gesamtschule am Schulzentrum Sonnenhügel zu realisieren, wobei das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium (EMA) erhalten bleiben soll. Parallel dazu soll unter dem Arbeitstitel Neue Schule aus der Hauptschule Innenstadt, Möser-Realschule und der Schule an der Rolandsmauer ein integrierendes Angebot hervorgehen. Das würde in der Konsequenz die Abschaffung der Hauptschule in Osnabrück bedeuten. Der Ausschuss für Schule und Sport wird sich am Donnerstag, 24. September, erstmals mit dem Konzept der Schulverwaltung befassen.

EMA soll bleiben

Die dritte Gesamtschule und die Neue Schule bilden in Rzyskis Paket eine Einheit. Sie müssten als " gemeinsames Paket beschlossen und synchron geplant werden", damit sie zum Schuljahr 2018/ 19 parallel ihre Arbeit aufnehmen können, schreibt sie in der Vorlage für die politischen Gremien. Würde nur eines dieser Projekte verwirklicht, bliebe eine Hauptschule in der Stadt übrig entweder die Hauptschule Innenstadt oder die Felix-Nussbaum-Schule am Sonnenhügel. Rzyski warnt vor möglichen Folgen: Die letzte Hauptschule geriete vermutlich " unter erheblichen Druck" und müsste sich möglicherweise " eines zunehmenden Stigmatisierungseffekts erwehren und könnte als Restschule wahrgenommen werden". Das Doppel-Paket bietet nach Ansicht der Schuldezernentin eine Entwicklungschance für den Sekundarbereich I insgesamt. Kinder mit Hauptschulempfehlung hätten einen Anspruch, an einer der drei Gesamtschulen aufgenommen zu werden. Darüber hinaus könnte die Neue Schule mit ihrem spezifischen Unterrichtskonzept Schülern mit Hauptschulempfehlung den Weg ins Berufsleben bedarfsgerechter ebnen.

Das Schulzentrum Sonnenhügel bilden das Ernst-Moritz-Arndt Gymnasium (EMA), die Wittekind-Realschule und die Felix-Nussbaum-Schule. Wittekind-Realschule und Nussbaum-Hauptschule sollen nach dem Rzyski-Konzept ab dem Schuljahr 2018/ 2019 auslaufen. Das EMA-Gymnasium soll dagegen nicht angetastet werden. Die Schuldezernentin spricht sich für einen Parallel-Betrieb mit dem gymnasialen Zweig der dritten Gesamtschule aus, wobei sich in der Oberstufe eine Kooperation anbieten würde. Rzyskis Begründung: Mit Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren (G 9) steigt der Raumbedarf an den Gymnasien. Außerdem seien weiter steigende Schülerzahlen zu erwarten, da sich Osnabrück in der strategischen Planung das Ziel Gesetz hat, bis 2020 auf 167 000 Einwohner anzuwachsen. Deshalb empfiehlt die Schuldezernentin, die maximale Aufnahmekapazität von acht Zügen am Standort Sonnenhügel zu erhalten.

Die Neue Schule will sich vor allem Schülern widmen, die Probleme mit der Schule haben und denen der Einstieg in den Arbeitsmarkt nur bei intensiver Begleitung oder nach mehreren Umwegen gelingt. Das zentrale Anliegen der Neuen Schule sei die Vermittlung einer " stringenten Lebenswelt- und Berufsorientierung", heißt es in der Ratsvorlage. Sie erlaube den Schülern eine bewusste Auseinandersetzung mit ihrer Lebenswirklichkeit und die Entwicklung einer eigenen Perspektive im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft. Die Neue Schule soll fünfzügig sein und ab dem Schuljahr 2018/ 19 jahrgangsweise aufgebaut werden. Wie die Gesamtschule soll auch die Neue Schule die Jahrgangsstufen fünf bis zehn führen.

Die Leiter der drei beteiligten Schulen haben das Konzept der Neuen Schule der Stadt Osnabrück im Januar 2015 vorgelegt. Die Landesschulbehörde hat es inzwischen geprüft und einige Änderungen vorgeschlagen. Die drei Schulen überarbeiten das Konzept zurzeit.

16 Millionen Euro?

Die Einrichtung der dritten Gesamtschule im Schulzentrum Sonnenhügel dürfte nach einer ersten vorsichtigen Schätzung der Bauexperten 6, 4 Millionen Euro kosten. Es wären Umbauten und Erweiterungen nötig. Für die Neue Schule gibt es derzeit drei Planungsvarianten. Die geschätzten Kosten liegen bei 10 Millionen, 9, 4 Millionen und im günstigsten Fall bei 7, 6 Millionen Euro. Das Gesamtpaket Neue Schule plus Gesamtschule käme also auf mindestens 14 Millionen Euro, in der teueren Variante auf 16, 4 Millionen.

Bis der Rat die finale Entscheidung treffen kann, wird es einige Monate dauern. Nach einem positiven Ratsbeschluss kann die Stadt eine Elternbefragung zur Gründung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) am Standort Schulzentrum Sonnenhügel einleiten und bei der Landesschulbehörde die Genehmigung für den Schulversuch Neue Schule beantragen.

Kommentar
Gute Idee aber wie bezahlen?

Rita-Maria Rzyski hat der Stadt ein schönes Abschiedsgeschenk gemacht. Wenn sie, wie es alle erwarten, demnächst in Hannover anheuert, kann sie aus der Ferne und ganz gelassen zuschauen, wie sich die Osnabrücker Kommunal politiker fetzen.

Die Schulpolitiker auf der linken Seite des Rates stehen beim Wähler im Wort. Sie werden das schlüssige Gesamtpaket mit Gesamtschule und Neuer Schule verteidigen und gewiss auch mit Hinweis auf die Integrationsaufgabe und den besonderen Förderbedarf von Flüchtlingskindern die Umsetzung einfordern. Auf der anderen Seite stehen die Gesamtschul-Skeptiker, die diese Schulform mehr dulden als fördern und denen die 15 Millionen für die Gesamtschule in Eversburg schon zu viel waren.

Doch abseits dieses ideologisch geführten Streits muss eine zurzeit genauso wichtige Frage beantwortet werden: Wer soll das Ganze bezahlen? Bis zu 16 Millionen soll die Stadt in die Schulbauten investieren und nebenbei Flughafen, Klinikum, VfL und Theater jeweils mit Millionen helfen. Schon schreien die Kulturschaffenden auf, weil deren Etat gekappt werden soll.

Alles geht nicht. Wenn kommenden Dienstag der Doppelhaushalt 2016/ 17 in den Rat eingebracht wird, beginnen spannende Wochen.
Autor:
Wilfried Hinrichs


Anfang der Liste Ende der Liste