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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Neues Konzept für die Maiwoche
 
Neues Konzept für Maiwoche
Zwischenüberschrift:
Schausteller wollen mittels Crowdfunding 2016 Top-Acts finanzieren
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Schaustellerverband Weser-Ems hat jetzt mit einem einzigartigen Konzept für die Maiwoche überrascht. Er will neue Orte in der Stadt bespielen und vor allem mittels Crowdfunding auf einer Bühne am Neuen Graben Top-Acts präsentieren.

Osnabrück. Der Neue Graben als Feiermeile für Zehntausende mit großer Festivalbühne zwischen IHK und Osnabrück-Halle, Riesenrad am Ledenhof und der höchsten mobilen Aussichtsplattform der Welt am Tor zum Neumarkt: So stellt sich der Schaustellerverband Weser-Ems die Maiwoche in Osnabrück ab 2016 vor. Für Top-Acts im Programm können die Besucher dann selbst sorgen: per Internetabstimmung und Schwarmfinanzierung.

Das von den heimischen Schaustellern entwickelte und unserer Redaktion exklusiv vorliegende Konzept holt die Maiwoche damit bis vor das Osnabrücker Schloss. Unter dem Titel " Kultur Offensive" stellt es Künstler und Gastronomie aus dem Raum Osnabrück in den Vordergrund, setzt aber zugleich spektakuläre Akzente. Die Stadt kostet die Umsetzung dieser Idee angeblich keinen Cent extra.

Denn für den Rahmen wollen die Schausteller selbst sorgen und von der Bühne über Fahrgeschäfte und Buden bis zum Toilettenwagen die gesamte Infrastruktur stellen. Das nötige Geld für Konzerte ihrer Lieblingsstars sollen die Besucher aufbringen. " Crowdfunding" heißt hier das Stichwort.

" Viele Volksfeste haben Besucherprobleme", hat Henning Hammoor, Marketingbeauftragter des Schaustellerverbands Weser-Ems, festgestellt. Übermäßige Kommerzialisierung schrecke Gäste ab, die Beschicker wiederum verzweifelten an explodierenden Standgeldern, hinzu komme die Abhängigkeit vom Wetter. " Mit unserem Konzept wollen wir die Kult-Veranstaltung Maiwoche neu beleben." Dazu gehöre nicht nur die Erschließung neuer Räume, wie sie etwa der baustellenbedingte Wegfall etablierter Bühnen in der Innenstadt nötig mache.

Insbesondere soll dem wachsenden Wunsch besonders vieler junger Menschen Rechnung getragen werden, während der Maiwoche auch namhafte Künstler zu holen. " Das Publikum will Events", ist Henning Hammoor überzeugt. Die Kultur-Offensive biete trotz leerer öffentlicher Kassen die Chance dazu, indem sie die Massen beteiligt, gestalterisch und finanziell. " Unser Null-Euro-Konzept soll ein Zeichen setzen. So etwas hat es in Deutschland noch nicht gegeben."

Im ersten Schritt stimmt die Öffentlichkeit online darüber ab, welche Top-Acts sie auf der Maiwoche sehen will. Danach wird auf einer speziellen Internetplattform um Spenden geworben mit dem Ziel, die Favoriten für einen Auftritt in Osnabrück zu verpflichten. Stufe drei ist die Vorstellung der Ergebnisse und des vorläufigen Programms für die Maiwoche.

" Für 2016 könnten wir die Crowdfunding-Bühne jetzt noch realisieren", sagt Henning Hammoor. Voraussetzung sei, dass Politik und Verwaltung sich schnell für die " Kultur Offensive" entschließen. In den offiziellen Maiwochen-Workshops der Stadt, wo unter Federführung der Osnabrück Marketing- und Tourismusgesellschaft (OMT) das Gesamtkonzept der Veranstaltung überarbeitet wird, habe die Idee bereits große Zustimmung erfahren. " 2017 wäre es auf jeden Fall machbar."

Den Standort Neuer Graben hält der Schaustellerverband gleichsam für ideal. Die 19 Meter breite Crowdfunding-Bühne würde auf der Straße zwischen OsnabrückHalle und IHK errichtet. Treten dort gerade keine schwarmfinanzierten Stars auf, soll sie lokalen Sternchen eine Plattform bieten. Zudem sei am angrenzenden Ledenhof eine Maiwochen-Bühne geplant. Hier sehe die Veranstaltungsagentur Royal Concepts Osnabrück als einer von bislang acht " Konzeptpartnern" ein Programm im Stil der Timezone-Bühne (Herrenteichs straße) vor, wo vor allem Bands auftreten, die bei der gleichnamigen Osnabrücker Plattenfirma unter Vertrag stehen. Am Ledenhof könnte ein Riesenrad aufgebaut werden, vor dem Uni-Shop ein Kinderkarussell, gegenüber eine " Offene Bühne" für Comedy und Karaoke. Der Schlossgarten ist nach Ansicht der Schausteller prädestiniert für ein Brillant-Feuerwerk. Und auf der Kreuzung zum Neumarkt könnte der " City Skyliner" stehen: mit einer Höhe von 81 Metern und einer Kabine für 60 Personen der größte mobile Aussichtsturm der Welt.

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Bildtext:
Eine große Festivalbühne am Neuen Graben in Osnabrück ist Kernstück des neuen Maiwochen-Konzepts namens " Kultur Offensive", das der Schaustellerverband Weser-Ems entwickelt hat. Topacts sollen über Crowdfunding bezahlt werden.
Symbolfoto:
Schaustellerverband Weser-Ems

Kommentar
Hol dir deinen Star

Auf den ersten Blick scheinen die Maiwochen-Pläne des Schaustellerverbands Weser-Ems größenwahnsinnig. Doch das Konzept namens " Kultur Offensive" ist offenbar gut durchdacht. Und die Jahrmarktprofis sind nicht allein: Bekannte Namen aus der Osnabrücker Club- und Eventszene stehen hinter ihnen.

Mit der abenteuerlichen Idee für eine Volksfestbühne, bei der das Publikum nicht nur bestimmt, wer dort auftritt, sondern diese Künstler durch Spenden überhaupt erst bucht, betreten die Schausteller und ihre Partner Neuland. Geht sie auf, dürfte Osnabrück zum Paradebeispiel für unkonventionelles Veranstaltungsmanagement werden. Scheitert sie, hat sie zumindest heftig an den Grundfesten eines Geschäfts gerüttelt, das bislang vor allem auf Profit ausgerichtet ist.

Die Vorteile des Crowd fundings liegen auf der Hand: Es schafft Transparenz, fördert Eigeninitiative, stärkt das Verantwortungsgefühl und stiftet Identität bei den Besuchern, aber auch bei den Künstlern. Und letztlich geht es auch für die Schausteller um die Existenz. Nur ein erfolgreiches Volksfest sichert ihnen die Lebensgrundlage. Und wenn sie mit einer großartigen Inszenierung zum Selbstkostenpreis nicht an, sondern auf der Maiwoche verdienen, kann dies dem Besucher nur recht sein.
Autor:
Sebastian Stricker


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