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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Was wächst denn da?
Zwischenüberschrift:
In der Kornstraße im Stadtteil Sonnenhügel gedeihen prächtige Maispflanzen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Mitten im Stadtteil Sonnenhügel, in der Kornstraße, wachsen Maispflanzen. Wer die sonst eigentlich landwirtschaftlichen Pflanzen dort in ein Straßenbeet eingesät hat, ist (noch) nicht bekannt.

Ein aufmerksamer Zeitgenosse war vor einiger Zeit zu Besuch in Osnabrück. Da entdeckte der 23-Jährige aus dem Landkreis Diepholz die Maispflanzen in der Rabatte am Straßenrand: " Als Landwirt fand ich diesen Anblick kurios und erheiternd," sagt er. Anscheinend sei da jemand so fasziniert von dieser Pflanze wie er selbst beschreibt der Landwirt seine Gedanken beim Anblick der gut zwei Meter hohen Pflanzen.

Dem Mais scheint es in der Osnabrücker Innenstadt gut zu gefallen: Die kräftigen Stauden tragen allesamt Kolben. " Ich kann versichern, dass der Mais sehr gesund ausgesehen hat", sagt der 23-Jährige gegenüber unserer Redaktion.

Zuständig für die Bepflanzung der Beete zwischen Straße und Gehweg, in der Fachsprache Baumscheiben genannt, ist der Osnabrücker Servicebetrieb (OSB). Aber Mais? " Korn gehört normalerweise nicht zu unseren üblichen Bepflanzungen", erklärt Katrin Hofmann vom OSB auf Nachfrage amüsiert. Die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit versichert, dass so etwas " Exotisches" wie Mais als Begrünung nicht vom Servicebetrieb stamme; man habe noch nie Mais gepflanzt. " Da hat wohl jemand Guerilla Gardening betrieben", vermutet sie.

" Die Aussaat des Maises muss wohl etwas ungewöhnlicher Natur gewesen sein", sagt wiederum der junge Landwirt. " Denn normalerweise wird Mais mit acht bis elf Einzelpflanzen je Quadratmeter ausgesät, in Reihen mit 45 oder meist 75 Zentimeter Abstand und daraus resultierendem Abstand innerhalb der Reihe."

Der Mais in der Kornstraße jedoch scheine eher sehr ungleichmäßig gepflanzt worden sein, mal " auf einen Haufen", dann wieder vereinzelt, beschreibt es der Fachmann.

Und was passiert nun mit den Maispflanzen? Der Landwirt bezweifelt, dass der unbekannte Maisanbauer ernsthaft mit Feldhäcksler anrücken und die Kolben ernten werde. " Ansonsten sollten die Anwohner der Kornstraße vielleicht schon einmal ihre Autos ein wenig zur Seite fahren", scherzt der 23-Jährige. Der Ertrag einer möglichen Ernte habe allerdings ohnehin " Optimierungspotenzial".

" Was schön ist, ist schön"

Laut Katrin Hofmann wird zumindest der Osnabrücker Servicebetrieb den Mais voraussichtlich nicht entfernen: " Solange der Mais nicht das Sichtdreieck beeinflusst, lassen wir ihn stehen." Heißt: Beeinträchtigen die Maispflanzen nicht das Sichtfeld der Verkehrsteilnehmer, darf er weiter in der Baumscheibe wachsen. " Was schön ist, ist schön", sagt Hofmann. Auch wenn der Servicebetrieb bei Begrünung, die hoch wachsen soll, normalerweise auf Sonnenblumen zurückgreife.

Die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit möchte das aber ausdrücklich nicht als Aufruf an die Osnabrücker verstanden wissen, jegliche Baumscheiben und Beete an Straßenrändern nach Gusto selbst zu bepflanzen: " Grundsätzlich ist die Baumpflege unsere Arbeit", bekräftigt sie.

Im Übrigen hat sich der unbekannte Stadtgärtner womöglich ganz einfach vom Straßennamen leiten lassen. Immerhin heißt " Mais" auf Englisch " Corn" (" Cornflakes" sind also " Maisflocken").

Warum also sollte es in der Cornstraße, Verzeihung, in der Kornstraße, kein Maisfeld geben …?

Mehr Geschichten aus den Osnabrücker Stadtteilen lesen Sie auf www.noz.de/ os
Bildtexte:
Dem Mais scheint es im Stadtteil Sonnenhügel gut zu gefallen die Kolben sehen gesund aus.
Der Mais gedeiht gut auf der sogenannten Baumscheibe, wie Gärtner die Beete am Straßenrand nennen.
Fotos:
Michael Gründel

Guerilla Gardening
Guerilla Gardening (guerilla: span. für " kleiner Krieg", gardening: engl. für " Gärtnern") begann ursprünglich in New York. Der Name geht auf eine Gruppe um die Künstlerin Liz Christy zurück, die sich " Green Guerilla" nannte.
Beim Guerilla Gardening werden brach liegende oder " unschöne" urbane Flächen heimlich mit Saatgut bepflanzt.
Politisch motivierte Menschen nutzen es auch, um ihren Protest auszudrücken. So gibt es beispielsweise Gruppen, die Gentechnik-Freilandversuche stören, indem sie dazwischen natürliche Pflanzen säen. Andere Gärtner sehen darin die Möglichkeit der Selbstversorgung. Das urbane Gärtnern wiederum hat sich aus dem Guerilla Gardening entwickelt.
Streng genommen kann diese Form der Aussaat eine Straftat sein und in vielen Fällen als Sachbeschädigung verfolgt werden. In der Regel sehen Behörden jedoch von einer Verfolgung ab.
Autor:
Annalena Klein


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