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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
DBU: Strompreis neu berechnen
 
"Beim Strom wird es ein Kräftemessen geben"
Zwischenüberschrift:
Umweltstiftungsleiter Bottermann: Atom- und Kohlestrom verschleiern wahre Kosten
 
DBU-Generalsekretär Heinrich Bottermann über die Energiewende unter der neuen Bundesregierung
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Heinrich Bottermann, fordert eine Neubewertung der unterschiedlichen Energieträger bei der Strompreisberechnung: Aus seiner Sicht verschleiern die niedrigeren Preise für konventionell erzeugten Strom dessen wahre Kosten.
Während Stromkunden in ganz Deutschland noch einmal ihre Stromzähler ablesen, um für 2014 eine Preissetzung auf Schätzbasis durch ihre Energieversorger zu verhindern, tritt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt für ein Umdenken bei der Strompreisbildung ein. Ihr Generalsekretär Heinrich Bottermann hat sich im Interview mit unserer Zeitung für eine Neubewertung erneuerbarer und konventioneller Energieträger ausgesprochen. Unter der neuen Bundesregierung müssten die langfristigen Kosten konventioneller Stromerzeugung stärker in den Vordergrund gerückt werden, sagte Bottermann. Die entscheidende Frage sei: " Sind denn die regenerativen Energien wirklich teurer? Ich bin der Auffassung, dass sie den tatsächlichen Preis widerspiegeln und dass bei konventionellen Energieträgern wie Atom oder Kohle die wahren Kosten verschleiert werden." Dadurch würden " einfach nur Lasten auf kommende Generationen verlagert. Das halte ich für falsch", sagte der seit Oktober amtierende Generalsekretär. Die DBU werde gemeinsam mit anderen Akteuren darauf hinwirken müssen, dass die tatsächlichen Kosten konventionellen Stroms künftig stärker berücksichtigt würden. " Sie muss helfen, das eigentliche Ziel zu erreichen die Vollendung der Energiewende."
Dabei rechnet Bottermann mit Widerstand etwa von Interessengruppen, die sich für die Erdgasförderung durch das sogenannte Fracking einsetzen. Der frühere Präsident des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz von Nordrhein-Westfalen zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass diese Gruppen mit ihren Anliegen an der neuen Bundesregierung scheitern würden.
Die langfristigen Kosten der Atomenergie beschäftigen unterdessen die neue Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD): Bei der Zwischenlagerung von ab 2015 nach Deutschland zurückkehrendem Atommüll setzt sie jetzt vor allem Hessen unter Druck. " Es kann nicht sein, dass nur sozialdemokratisch geführte Regierungen Atommüll aufnehmen", sagte Hendricks der " Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Bund und Länder hatten sich im Frühjahr geeinigt, ein geeignetes Atommüll-Endlager neu zu suchen. Voraussetzung soll sein, dass im bisher erkundeten Salzstock Gorleben in Niedersachsen keine Castor-Behälter mehr zwischengelagert werden.

Osnabrück. Heinrich Bottermann leitet seit Oktober die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Nach seinem Dafürhalten müssen sich die erneuerbaren Energien nun dem Wettbewerb stellen. Doch er empfiehlt auch, die Befreiung von Industrie betrieben von der Ökostromumlage zu hinterfragen.
Herr Dr. Bottermann, welche Botschaften an die Umwelt lesen Sie aus den Personalien der neuen Bundesregierung und aus dem Koalitionsvertrag?
Die Energiewende ist das zentrale Thema. Dass die Zuständigkeit dafür ins Bundeswirtschaftsministerium verlagert wird, zeigt, dass Fördermechanismen und Wirtschaftlichkeitserwägungen für erneuerbare Energien nun unter anderen Prämissen gesehen werden. Man muss nun abwarten, wie sich das Thema im Wirtschaftsministerium entwickelt. Positiv ist, dass mit Rainer Baake als Staatssekretär ein Fachmann kommen soll, der seit der ersten Stunde an der Energiedebatte teilnimmt. Ähnlich ist es mit der Personalie Gerd Billen im Verbraucherschutzministerium. Da wurde offensichtlich nicht nach Parteizugehörigkeit, sondern nach Kompetenz ausgewählt.
Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und die CSU-Minister Alexander Dobrindt fürs Verkehrs- sowie Hans-Peter Friedrich fürs Landwirtschaftsressort haben sich umweltpolitisch bisher nicht hervorgetan.
Ich denke, ein Minister muss in erster Linie gut managen und die politischen Botschaften vermitteln können. Ich blicke auch der Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium positiv entgegen. Frau Hendricks hat sich mit umweltpolitischen Themen beschäftigt. Sie war übrigens auch Mitglied im Kuratorium der DBU.
Klar ist, dass die Förderung der erneuerbaren Energien zurückgefahren wird. Wie finden Sie das?
Die erneuerbaren Energien in den Wettbewerb zu stellen ist sicher richtig. Andererseits: Wir haben den Berg noch nicht erklommen. Der Anteil der Erneuerbaren ist noch zu gering. Und wir dürfen beispielsweise unsere Solarindustrie nicht so weit beschneiden, dass nur noch Akteure aus anderen Teilen der Welt Geschäfte machen können. Es muss ein Wettbewerb mit Augenmaß sein.
Offenkundig gilt die Sorge der Bundesregierung aber eher der Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Industriebetriebe.
Im Moment beherrschen die Strompreise für die großen Unternehmen die Debatte, das stimmt. Dass man bei der Umlagebefreiung für Betriebe nachsteuern muss, war schon im letzten Jahr klar. Die entscheidende Frage ist für mich: Sind denn die regenerativen Energien wirklich teurer? Ich bin der Auffassung, dass sie den tatsächlichen Preis widerspiegeln und dass bei konventionellen Energieträgern wie Atom oder Kohle die wahren Kosten verschleiert werden. Da werden einfach nur Lasten auf kommende Generationen verlagert. Das halte ich für falsch.
In den Reihen der neuen Regierung hört man solche Aussagen kaum .
Wir werden gemeinsam mit vielen anderen Akteuren darauf hinwirken müssen, dass diese Seite der Strompreisbildung stärker in den Vordergrund gerückt wird.
Wie das?
Es wird natürlich ein Kräftemessen der Interessen geben. Auch die DBU muss sich mit diesem Thema beschäftigen, sobald ihr neues Kuratorium feststeht, um ihre Förderpolitik entsprechend zu justieren. Sie muss helfen, das eigentliche Ziel zu erreichen die Vollendung der Energiewende. Denn eines ist klar: Zur Energiewende gibt es keine Alternative.
Kann die DBU politisch Stellung beziehen?
Wir werden weiterhin zu wichtigen politischen Grundsatzthemen unsere Stimme erheben, so wie wir das beim Thema Fracking gemacht haben. Aber weder emotional noch parteipolitisch, sondern auf der Basis von Daten und Fakten, über die wir eine fundierte Meinung definieren.
Sind unter den neuen Entscheidern in Berlin Personen, die anders über die Energiewende denken etwa beim Thema Fracking?
Dass es Interessengruppen gibt, die Fracking befürworten, und dass sie auf die politischen Entscheidungsträger Einfluss nehmen, ist unstrittig. Ich bin aber sehr optimistisch, dass diese Gruppen nicht zum Zuge kommen. Ich glaube, dass die neue Bundesregierung in hohem Maße Gewähr dafür bietet, dass die Energiewende gelingen kann.
Welche großen umweltpolitischen Herausforderungen erwarten die neue Bundesregierung jenseits der Energiewende?
In Zeiten, in denen sich alles um die Energiewende dreht, darf die Bundesregierung auch die anderen Themen nicht aus den Augen verlieren. Der Flächenverbrauch ist nach meiner Auffassung ein zentrales Problem, mit dem sie sich beschäftigen muss. Nach wie vor verbrauchen wir knapp 80 Hektar Grund und Boden pro Tag. Die fehlen uns an anderer Stelle, etwa in der Landwirtschaft. Wenn wegen schrumpfenden Flächenangebots Pachtpreise steigen, hat das zur Folge, dass die Flächen intensiver bewirtschaftet werden müssen, was zum Beispiel bei großflächigem Maisanbau unter anderem auch zur Schädigung der Artenvielfalt führt. Mir ist es wichtig, immer wieder auf dieses Problem hinzuweisen, weil es langfristig dramatische Konsequenzen für unsere Umwelt hat. Ebenso auf die Belastung des Wassers durch Biozide und Mikroschadstoffe aus Quellen wie giftigen Bootsanstrichen als Schutz gegen Bewuchs der Schiffsrümpfe, der Landwirtschaft oder auch Arzneimittelrückständen, die in den Kläranlagen bisher oft nicht herausgefiltert werden können. Das sind Themen, die ich genauso in den Mittelpunkt stellen will wie die Energiewende.
Bildtext:
Hofft auf die neue Regierung: DBU-Generalsekretär Heinrich Bottermann.
Foto:
Jörn Martens

Umweltstiftung
Viele Menschen haben spannende Ideen, wie man etwas für die Umwelt tun kann. Oft sind das Forscher oder Unternehmer. Ihnen fällt zum Beispiel ein, wie man eine Fabrik so umbaut, dass sie weniger Strom verbraucht. Oder sie überlegen sich, wie sie eine Lackfarbe so herstellen können, dass weniger umweltschädliche Stoffe drin sind.
Damit sie ihre Einfälle in die Tat umsetzen können, brauchen diese Leute Geld. Oft haben sie für ihr Projekt aber nicht genug. Dann kommt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück ins Spiel: Wenn jemand eine besonders gute Idee hat, gibt die Stiftung ihm Geld, damit er sie verwirklichen kann. Sie hat nämlich ziemlich viel davon. Seit ihrer Gründung im Jahr 1990 hat die Stiftung mit insgesamt 1, 5 Milliarden Euro mehr als 8600 Projekte gefördert.
Autor:
dpa, Christian Schaudwet


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