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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Leserbriefe
Zwischenüberschrift:
Ehrenamtliche können Fachkräfte nicht ersetzen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zu dem Artikel " Zwei neue Sozialarbeiter für Flüchtlinge Neues Konzept für Asylbewerber" und dem Kommentar von Jean-Charles Fays " Mehr Ehrenamtliche!" (Ausgabe vom 16. November).

" Als Kursleitende von Integrationskursen an der VHS Osnabrück begrüße ich es sehr, dass die Stadtverwaltung ein Konzept zur Wohnraumversorgung und Integration von Flüchtlingen erstellt hat und sich intensiv darum bemüht, für die bald unter uns lebenden 260 syrischen Flüchtlinge Sprachkurse anbieten zu können.

In diesem Zusammenhang betont der Migrationsbeirat der Stadt Osnabrück in einer Beschlussvorlage [...] die Notwendigkeit kostenloser Sprachkurse für Flüchtlinge, die von ausgebildeten Fachkräften angeboten werden sollten; ehrenamtliche Arbeit könne ergänzend stattfinden.

Asylbewerber haben bislang nicht das Recht, an Integrationskursen teilzunehmen. Bei den 260 syrischen Flüchtlingen handelt es sich jedoch um Kontingentflüchtlinge, die dieses Recht haben! Um 260 Flüchtlinge in Osnabrück unterrichten zu können, bedarf es allerdings vieler weiterer Sprachkurse und damit im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) ausgebildeter Lehrkräfte. Vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist zu fordern, die Integrationskurse nicht nur für Kontingentflüchtlinge, sondern auch für Asylbewerber zu öffnen, um bei den Flüchtlingen kein Zwei-Klassen-System beim Erwerb der deutschen Sprache zu errichten.

Das Problem fehlender Lehrkräfte bleibt bestehen, darf aber angesichts der prekären Arbeitsbedingungen der in Integrationskursen tätigen Lehrkräfte nicht verwundern. Hier wäre es sicherlich möglich, Lehrer mit abgeschlossenem Studium und Referendariat zu gewinnen, wenn für diese berufliche Tätigkeit Verträge vergleichbar mit denen an Regelschulen geschlossen würden und das BAMF in Kommunen wie Osnabrück, das eine relativ hohe Anzahl syrischer Flüchtlinge aufnimmt, möglichst umgehend eine zusätzliche Qualifizierungsmaßnahme für diese Lehrkräfte anböte, damit sie auch in Integrationskursen unterrichten dürfen.

Wenn es nach dem Verfasser des Neue-OZ-Artikels Jean-Charles Fays ginge, wäre es allerdings prima, wenn die Stadt offiziell ihre Bürger aufriefe, ehrenamtlich tätig zu werden! Denn wenn nicht genug Geld und nicht ausreichend Lehrer zur Verfügung ständen, dann so Herr Fays werde die ehrenamtliche Hilfe umso wichtiger. Jeder Schulleiter einer Regelschule würde sich mit Grausen wenden, wenn Ehrenamtliche nach dem Motto , Das kann ja jeder′ eigenverantwortlich den Unterricht übernehmen würden!

Wichtiger wird nach meiner Auffassung einmal mehr, dass die Kommunen und das Land sich an das BAMF und damit an die Bundesregierung wenden und sich vehement dafür einsetzen, dass alle Flüchtlinge die Integrationskurse besuchen dürfen, und die finanziellen Mittel einfordern, um hoch qualifizierte DaZ-Lehrkräfte entsprechend bezahlen zu können. Für die Sprachvermittlung reicht Engagement allein nicht aus! Dies betrifft in besonderem Maße die Flüchtlinge, die noch alphabetisiert werden müssen. Die derzeitige Haushaltslage oder andere politische Sachzwänge dürfen nicht ständig bemüht werden, um eindeutige Positionierungen zu vermeiden. Ansonsten bleibt es bei einer lediglich im Munde geführten symbolträchtigen , Willkommenskultur′, die sicherlich nicht zum Gelingen der Integration beiträgt.

Zum Hintergrund: Laut BAMF ist Sprache ein Schlüssel für erfolgreiche Integration. Aus diesem Grund ist mit Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes ein Mindestrahmen staatlicher Integrationsangebote geschaffen worden, dessen Kern der Integrationskurs ist. Der Sprachkurs stellt den stundenmäßig weitaus größten Teil dieses Integrationskurses dar. Ziel des Integrationskurses ist die Verständigung im Alltag und die Teilhabe an der deutschen Gesellschaft. Das Aufenthaltsgesetz regelt so das BAMF –, ob ein Migrant am Integrationskurs teilnehmen darf oder sogar dazu verpflichtet werden kann. Dabei unterscheidet der Gesetzgeber zwischen Ausländern, Bürgern der EU, Spätaussiedlern und deutschen Staatsangehörigen. Die Teilnehmer müssen sich in der Regel mit einem Euro€ je Unterrichtsstunde an den Kosten für einen Integrationskurs beteiligen. Befreiungen von der Kostenbeitragspflicht sind möglich."

Jutta Große

Osnabrück

Schlag ins Gesicht

" Das Engagement der Stadt Osnabrück sowie die Bereitschaft der Bevölkerung, den Flüchtlingen zu helfen, begrüße ich als eine VHS-Kursleiterin des Bereichs DaZ und Alphabetisierung von Migranten/- innen natürlich sehr.

Entsetzt habe ich jedoch den Vorschlag des Redakteurs Herrn Fays aufgenommen, Deutschkurse zukünftig ehrenamtlich anzubieten! Würde denn jemand auch auf die Idee kommen, den Flüchtlingen ehrenamtliche Heilkundige zur Seite zu stellen, um die Kosten für ausgebildete und anerkannte Ärzte und Krankenhäuser zu sparen?

Es ist ein Irrtum zu glauben, jeder könne mal eben nebenbei eine Sprache unterrichten, die er zufällig beherrscht! Als bürgerschaftliches Engagement denkbar und begrüßenswert wären hier sicherlich informelle Treffs, Nachbarschaftshilfe, Einladungen zu Vereinsarbeit und vieles mehr, die alle die professionelle Arbeit in den Sprachkursen ergänzen und das gesellschaftliche Leben bereichern, nicht aber ersetzen könnten.

Das BAMF lässt nicht einmal Germanistikabsolventen mit Referendariat in Integrationskursen unterrichten, sondern man benötigt noch eine zusätzliche Qualifizierung oder muss die Studiengänge , Deutsch als Fremd- beziehungsweise Zweitsprache′ absolviert haben und entsprechende Unterrichtserfahrung vorweisen können.

Zu behaupten, all das könnte man quasi nebenbei leisten, ist für die VHS-Dozenten/- innen ein erneuter Schlag ins Gesicht! Als ob es nicht reicht, dass wir unter äußerst prekären Bedingungen arbeiten (die Neue OZ berichtete), werden wir nun auch noch inhaltlich der Wertschätzung beraubt.

Asylbewerbern sollte der Zugang zu Integrationskursen ermöglicht werden. Dafür spricht nicht nur die methodisch-didaktische Erfahrung und Qualifikation der Kursleitenden, sondern auch unsere Beobachtung von Kursteilnehmenden, die sich seit vielen Jahren teilweise seit Jahrzehnten in Deutschland befinden, in der Vergangenheit jedoch keine kostenlosen Deutschkurse besuchen durften und sie aufgrund ihrer bescheidenen finanziellen Ausstattung als Flüchtlinge auch nicht selbst bezahlen konnten.

Diese haben dann oft auch etwas Deutsch ' gelernt', allerdings meist völlig ungesteuert, sodass sie es nur sehr unzureichend beherrschen und ihr Leben lang auf ' Dolmetscher' (was meist die Kinder sind, wodurch wiederum das familiäre Gleichgewicht oft empfindlich gestört wird) angewiesen sind. Kommen sie dann Jahre später (oft gezwungenermaßen, zum Beispiel aufgrund von Arbeitslosigkeit) in einen Integrationskurs, sind sie im Vergleich zu Neuzuwanderern oft im Nachteil und machen nur geringe Fortschritte. […]"

Denise Peters

Tecklenburg-Leeden
Bildtext:
Deutsch als Zweitsprache zu erlernen ist für Migranten eine mühselige Angelegenheit (hier bei einem Integrationskurs in Karlsruhe). Foto:
Imaga
Autor:
Jutta Große, Denise Peters


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