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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Superintendent kritisiert Flüchtlingspolitik
Zwischenüberschrift:
Deutliche Worte beim Sommerfest am Natruper Holz
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Das Osnabrücker Flüchtlingshaus am Natruper Holz hat am Samstagnachmittag sein erstes Sommerfest gefeiert. Superintendent Friedemann Pannen nutzte seine Eröffnungsrede für deutliche Worte.

Obwohl zahlreiche Politiker und andere hochrangige Personen das Sommerfest am von der Diakonie geführten Osnabrücker Flüchtlingshaus besuchten, galten die ersten offiziellen Worte den Bewohnern.

Auf Englisch und mit der Formulierung " liebe Gäste" begrüßte Friedemann Pannen, der Superintendent des Kirchenkreises Osnabrück, die am Natruper Holz lebenden Flüchtlinge.

Weiter sagte Pannen auf Englisch: " Unter Berücksichtigung der deutschen Geschichte ist es unsere Pflicht, aber auch unsere Freude, Flüchtlinge in unserem Land willkommen zu heißen." Auf Deutsch sagte Pannen dann, das Sommerfest setze ein Symbol der Toleranz und des Respekts vor Menschen, die um Asyl bitten. Er sei stolz, in Osnabrück zu leben einer Stadt, in der sich der Großteil der Menschen Sorgen um das Schicksal der Flüchtlinge mache.

Ministerin attackiert

Seine Eröffnungsworte nutzte Pannen auch für Kritik. Scharf attackierte er die bayerische Sozialministerin Emilia Müller. Die CSU-Politikerin hatte am vergangenen Dienstag ein Abschiebezentrum nahe Ingolstadt besucht und vor laufender Kamera zu einem Flüchtling gesagt: " Sie wissen aber, dass Sie zurückmüssen?" Friedemann Pannen nannte diese Worte eine " unsägliche In stinktlosigkeit".

Kritik übte der Superintendent auch an denjenigen, die die Meinung vertreten, Deutschland solle keine Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen. " Wer diese Menschen diffamiert und abschieben will, ohne sich für ein Einwanderungsgesetz einzusetzen, der handelt fahrlässig."

Für die Stadt Osnabrück sprach anschließend die Integrationsbeauftragte Seda Rass-Turgut ein Grußwort. Sie sagte, gerade in der vergangenen Woche hätten sie zahlreiche Anrufe und Mails von Menschen erreicht, die den Flüchtlingen helfen wollen. " Das hat mir noch mal gezeigt, dass in Osnabrück eine ganz besondere Stimmung da ist."

Sie glaube, es gebe grundsätzlich viele Ressourcen, so Rass-Turgut. " Und wenn alle zusammenschmeißen, dann kann man so eine Situation auch meistern." Die Gäste des Sommerfestes freuten sich dann vor allem darüber, dass die sintflutartigen Regenfälle vorbei waren und das Sommerfest weitgehend trocken über die Bühne gehen konnte. Geboten wurde dabei vor allem ein abwechslungsreiches Programm für Kinder: Hüpfburg, Fahrradparcours, Zaubershow, Schminken die jüngsten Besucher kamen voll auf ihre Kosten.

Für viele Unterstützer sollte das Sommerfest auch die Möglichkeit sein, sich vor Ort anzuschauen, wofür die vielen Geld- und Sachspenden verwendet wurden. Eine weitere Spende übergab am Samstag NOZ-Sportredakteur Alfons Batke. Stellvertretend für den Verein Osnabrücker Sportpresse konnte er 800 Euro überreichen.

Weitere Bilder auf www.noz.de/ os

Mehr Infos auf unserer Themenseite: noz.de/ fluechtlinge
Bildtexte:
Ein herzliches Miteinander prägt das Sommerfest am Flüchtlingshaus. Auf diese ganz besondere Stimmung wies die Integrationsbeauftragte in ihrem Grußwort hin.
Zahlreiche Gäste nutzten die Möglichkeit, sich an Ort und Stelle zu informieren.
Vor allem für die Jüngsten wurde beim Sommerfest viel geboten.
Fotos:
David Ebener

" Ein Fanal der Toleranz"

Aus der Rede von Superintendent Friedemann Pannen beim Flüchtlingsfest:

" Dieses Fest ist ein Zeichen der Solidarität mit flüchtenden Menschen. Dieses Fest ist ein Symbol der Menschenwürde, die jedem und jeder Einzelnen gilt. Dieses Fest ist ein Fanal der Toleranz und des Respektes vor Menschen, die uns um Asyl bitten. Wir feiern ein Fest als Ausdruck der Dankbarkeit für unglaubliche Hilfsbereitschaft der Osnabrückerinnen und Osnabrücker. Ich bin stolz, in einer Stadt zu leben, in der sich die allermeisten Menschen mehr Sorgen darüber machen, ob es den Gästen, die zu uns kommen, gut geht, als darüber, ob sie auch wieder gehen."

Kommentar
Halten wir das durch?

Stolz sei er auf die Osnabrücker, sagt der Superintendent. Die Integrationsbeauftragte spricht von einer ganz besonderen Stimmung in Osnabrück. Ja, recht haben sie. Die Region breitet die Arme aus, und die Menschen, die hier Zuflucht gefunden haben, erleben eine ungeheure Welle der Hilfsbereitschaft und Hinwendung. Manchmal schießt die Fürsorge sogar über das Ziel hinaus, wie jetzt in Hesepe zu beobachten war.

Doch was geschieht, wenn Bilder wie das des ertrunkenen Aylan oder der umhergestoßenen Flüchtlinge in Ungarn von anderen Schlagzeilen verdrängt werden? In unserer medial gesteuerten Welt werden die Themen in immer kürzeren Rhythmen gesetzt und verworfen. Irgendwann werden sich die Objekte wieder auf andere Neuigkeiten richten. Dann kommt es zum Schwur: Halten wir unsere Hilfsbereitschaft durch? Sind wir fähig und willens, aus dem spontanen Impuls zur Spende ein nachhaltiges und langfristiges Engagement wachsen zu lassen?

Die große Aufgabe, die Flüchtlinge einzugliedern, beginnt erst noch. Hoffen wir, dass der Superintendent in fünf Jahren immer noch stolz auf die Osnabrücker sein kann.
Autor:
Hendrik Steinkuhl, Wilfried Hinrichs


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