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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Leserbrief
Zwischenüberschrift:
Es waren turbulente Jahre
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum Artikel " Alles schon mal da gewesen? Der Umgang mit Asylsuchenden vor 25 Jahren war anders als heute" (Ausgabe vom 29. August).

" Dem Bericht [...] sind wichtige Punkte hinzuzufügen in Bezug auf die Caprivikaserne: Ein Teil des leer stehenden Komplexes war 1992 Aufnahmelager für Aussiedler. Ab Januar 1992 hatten die etwa 50 Kinder und Jugendlichen vor Ort Deutschunterricht, wobei das Hauptproblem die Fluktuation war, denn die Menschen blieben nur ein bis drei Wochen.

Im September 1992 kam eine große Gruppe bosnischer Frauen und Kinder, die vom Roten Kreuz aus den Kriegsgebieten des Balkan geholt worden waren. Darunter waren 221 schulpflichtige Kinder.

Man kann darüber streiten, ob kriegstraumatisierte Menschen in Kasernen untergebracht werden sollen die Betroffenen waren einfach froh, in Ruhe und Sicherheit zu sein, und das hiesige Wohnungsproblem war bekanntlich enorm. Der damalige Kultusminister, Professor Rolf Wernstedt, besuchte die Einrichtung, fand passende Worte, denen er innerhalb kurzer Zeit Taten folgen ließ. In einem heute kaum vorstellbaren Tempo wurde die ' Schule in der Caprivikaserne' auf die Beine gestellt getreu der Aussage des Kultusministers ' Kinder brauchen Schule und Verlässlichkeit'.

Eine bosnische Lehrerin und fünf deutsche Lehrkräfte mit dem Schwerpunkt , Deutsch als Zweitsprache′ wurden eingestellt, die Verwaltung teilten sich die Heinrich-Schüren-Grundschule, die Hans-Calmeyer-Orientierungstufe Innenstadt und die Hauptschule Innenstadt. Die pädagogische Leitung hatte ich als Fachberaterin für interkulturelle Bildung, sehr tatkräftig, kompetent und erfreulich unbürokratisch unterstützt von Schulamtsdirektor Jürgen Barth.

Am 9. November 1992 beginnt der Unterricht. Im September 1994 wird die Flüchtlingseinrichtung in der Caprivikaserne aufgelöst und somit auch die Schule. Die Familien bekamen Wohnungen, die Kinder und auch Lehrkräfte gingen in die für sie gültigen Regelschulen.

Es waren turbulente Jahre, die wir Lehrkräfte nicht missen möchten, auch wenn wir oft arbeitszeitmäßig und emotional an unseren Grenzen waren (Gott sei Dank nicht alle gleichzeitig). Wir hatten unbürokratische Unterstützung von der Stadt, dem Schulaufsichtsamt, der Lagerleitung und den genannten Schulen. Ja, und vom Kultusminister.

Angesichts der heutigen Flüchtlingsproblematik habe ich meinen/ unseren Bericht über die Schule in der Caprivikaserne in den letzten Monaten überarbeitet und mit dem Titel versehen: ' Es wiederholt sich alles und ist doch ganz anders!' Professor Wernstedt hat ein eindrucksvolles Vorwort geschrieben und es gibt Überlegungen, dieses Stück Stadtgeschichte zu veröffentlichen."

Anke Fedrowitz

Osnabrück
Bildtext:
Am 31. August 1992 besucht Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD, Zweiter von rechts) die Kinderbetreuung für bosnische Flüchtlinge in der Caprivikaserne. Leiterin Christina Klausing (links) erläutert ihm die aktuelle Situation. Mit dabei: die SPD-Landtagsabgeordneten Karin Detert-Weber (Vierte von links) und Eckhard Fasold (rechts) sowie Hans Kaiser, Leiter der Schulabteilung bei der Bezirksregierung (Dritter von rechts).
Foto:
Archiv/ Gert Westdörp
Autor:
Anke Fedrowitz


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