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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Stadt sperrt sich beim Sperrmüll
Zwischenüberschrift:
75-Jährige soll alte Möbel 100 Meter weiter tragen – Abfallwirtschaft rudert zurück
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Monika Scholz ist sauer. 53 Jahre lang hat sie in einem Haus im Stadtteil Darum/ Gret esch/ Lüstringen gewohnt. Jetzt ist sie in die Stadt gezogen und kann den Sperrmüll aus ihrer ehemaligen Bleibe nicht mehr von der städtischen Abfallwirtschaft abholen lassen. Der Grund: Sie ist dort nicht mehr gemeldet, hat auch keine Mülltonnen mehr dort. Das aber ist Voraussetzung dafür. Über den Kompromissvorschlag der Abfallwirtschaft kann Monika Scholz nur den Kopf schütteln.

Ihr wurde angeboten, dass sie ihren Sperrmüll stattdessen zum Haus des Nachbarn bringen kann. Von dort würde er dann abgeholt werden. Mit diesem Vorschlag wollte ihr die Abfallwirtschaft entgegenkommen, wie eine Sprecherin sagt. Das Problem: Monika Scholz ist 75 Jahre alt, die Einfahrt des Nachbarhauses gute 100 Meter von ihrem Haus entfernt. Und in dem Gebäude befinden sich noch Schränke, Tische, Gartenstühle, schwere Vorhänge und allerlei weiteres Sperrgut. " Wie soll ich das dorthin tragen?", fragt sie.

Die Regelung in der Abfallwirtschaftssatzung ist klar formuliert: " Nur wer an die Müllabfuhr angeschlossen ist, kann Sperrgut abholen lassen", erklärt die Sprecherin der Abfallwirtschaft. Ist man nicht mehr an die Müllabfuhr angeschlossen, gibt es also auch keine Sperrmüllabfuhr. " Das System gibt es nicht anders her." Denn wer keine Mülltonne hat, ist dort nicht gelistet. " Ich finde das so kurzsichtig gedacht. Das führt doch dazu, dass die Leute ihren Müll woanders abladen", sagt Scholz. Als Alternative könnte sie einen Container bei einem privaten Anbieter bestellen.

Dabei sah es zunächst so aus, als sollte doch alles so funktionieren, wie sich die Seniorin das dachte. Eine erste Fuhre Sperrmüll wollte Scholz im Oktober abholen lassen das klappte problemlos. Da allerdings war sie noch in ihrem alten Haus gemeldet. Seit November ist sie das nicht mehr. Vor ein paar Wochen schließlich wollte sie eine zweite Sperrmüllabfuhr beantragen. " Der Mitarbeiter sagte mir am Telefon, sie würden eine Ausnahme machen und die Sachen von meinem Haus abholen", erzählt die 75-Jährige. Als nach einiger Zeit noch immer keine Karte mit einem Terminvorschlag in ihrem Briefkasten lag, habe sie noch einmal angerufen. Da hieß es dann, dass eine Sperrmüllabfuhr nicht möglich sei, da sie keine Mülleimer mehr dort habe.

" Die Erklärung leuchtet mir nicht ein", sagt Scholz. " Ich habe hier 53 Jahre für die Müllabfuhr gezahlt und zahle sie jetzt für meine neue Wohnung. Es ist doch sogar die gleiche Stadt." Außerdem habe sie für den neuen Termin auch Geld gezahlt.

Ursprünglich sollte ihr Müll am Mittwoch in einer Woche vom Nachbarhaus abgeholt werden. Scholz wollte sich Helfer suchen, die die Möbel dorthin tragen. Nach einer erneuten Nachfrage der NOZ bei der Abfallwirtschaft dann die Wende: " Sie haben mich angerufen und gesagt, dass sie eine Ausnahme machen", so Scholz. " Rechtlich würde es zwar nicht gehen, aber sie holen den Müll von meinem Haus ab."
Bildtext:
Alles für die Tonne: Eine Menge alter Gartenstühle, Tische, Vorhänge und Schränke sind noch im alten Haus von Monika Scholz. Jetzt soll das ausgewohnte Mobiliar auf den Sperrmüll.
Foto:
Gert Westdörp

Kommentar
Mehr Flexibilität

Weil eine 75-Jährige nach ihrem Umzug keine Mülleimer mehr für ihr altes Haus gemeldet hat, will die städtische Abfallwirtschaft ihren Sperrmüll von dort nicht abholen. Das gibt weder die Verordnung noch das Computerprogramm her, heißt es.

Der Fall ist ein Beispiel für die überbordende Bürokratie in unserem Land. Formulare, Regeln, Richtlinien Abweichungen sind undenkbar. Ohne Gesetze geht es nicht, das ist klar. Aber wenn die Sperrmüllabfuhr 100 Meter weiter fährt, um den Müll aufzuladen, schadet das niemandem. Einen Vermerk im PC oder auf einem Zettel zu machen muss auch möglich sein. Schließlich wird für die Dienstleistung bezahlt. So steht die Verordnung ganz im Gegensatz zum Namen desjenigen, der für die Abfallwirtschaft zuständig ist: der Osnabrücker Servicebetrieb.

Ein bisschen mehr Flexibilität an den richtigen Stellen unseres meist zu starren Systems würde uns allen guttun.
Autor:
Nadine Grunewald


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