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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Kohle, Schwarzbrot und Blasmusik
Zwischenüberschrift:
Die Heroldstraße in Pye erinnert an den Leiter der Zeche Piesberg
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Siedlungsstraße parallel zum Pyer Kirchweg hieß bis zur Eingemeindung Pyes nach Osnabrück Heideweg. Seit 1972 trägt sie den Namen Herold straße. Damit erinnert die Stadt an den Bergmeister Johann Andreas Herold, der den Kohleabbau im Piesberg im 19. Jahrhundert neu organisierte und ihm zukunftsweisende Impulse gab.
Über Herolds Herkunft, Kindheit und Jugend ist nicht viel bekannt. Als Geburtsjahr wird 1768 mit einem Fragezeichen dahinter angegeben. In der Franzosenzeit war Herold Obersteiger in der Zeche Bölhorst bei Minden. 1809 holte ihn die Stadt Osnabrück als Fachmann an den Piesberg, weil sie mit der bisherigen Betriebsführung unter den Bergmeistern Wohlgemuth senior und junior und insbesondere den Fördermengen nicht zufrieden war.
Herold erfüllte die Erwartungen. Während der jährliche Gewinn unter den Wohlgemuths zwischen 500 und 1000 Talern lag, steigerte Herold die Zahlen sofort auf über 4000 und in der Spitze bis auf 7000 Taler. Er richtete eine ordentliche Buchführung ein, schrieb nachvollziehbare Berichte und verbesserte das zuvor völlig zerrüttete Verhältnis zwischen Betriebsleitung und Hauern.
Als Osnabrück 1815 zum Königreich Hannover kam, kümmerte sich die neue Regierung nicht mehr so stark um den Piesberg. Herold nahm sich Eigenmächtigkeiten heraus. 1827 begann er ohne Genehmigung des Magistrats mit dem Vortrieb des Hase stollens. Oberbergrat Jugler aus Hannover wurde als Gutachter eingeschaltet und befürwortete das Vorgehen Herolds. Gleichzeitig empfahl er dem Magistrat, dem Bergmeister einen Untersteiger als Assistenten an die Seite zu stellen. Denn die Führungsaufgaben hatten sich vermehrt. Unter Herolds Leitung waren auch auf der Lechtinger Seite Versuchsschächte abgeteuft worden. Die Flöze Dreibänke und Mittel wurden entdeckt. Die Zukunft des Bergbaus schien gesichert, der Magistrat holte den Bergassessor Pagenstecher von der Bergakademie Clausthal. Doch Herold war über die ihm zugedachte Hilfe nicht erfreut. Er witterte in Pagenstecher einen Aufpasser und hielt ihn von allen wichtigen Entscheidungen fern. Die Bergwerkskommission der Stadt sah sich genötigt, die Kontrahenten zu trennen und jedem einen eigenen Verantwortungsbereich zuzuweisen. Für Herold war dies die westliche Revierhälfte, für Pagenstecher die östliche.
Auf Pagenstechers Seite lief es besser als auf Herolds Seite. Ob dies Herold grämte und zu seinem frühen Tod beitrug, ist nicht bekannt. Als Herold 1833 starb, stellte man den Abbau am Westhang vorläufig ein. Pagenstechers Position war gefestigt. Er stieg zum Berggeschworenen und 1848 zum Bergmeister auf. Unter seiner Führung erlebte das Osnabrücker Bergwerk die wohl erfolgreichste Zeit.
Johann Andreas Herold dürfte es verschmerzen können, dass sein Nachruhm kaum auf seinen bergmännischen Leistungen aufbaut, sondern mit ganz anderen Dingen zu tun hat, nämlich mit Schwarzbrot und Musik. Denn Herolds Anwesen, das er sich 1818 an den Fürstenauer Weg auf der Kuppe zwischen Pye und Hollage gesetzt hatte, diente später als Brotfabrik. Das heute tipptopp renovierte Herrenhaus, an der Kreuzung mit dem Pyer Kirchweg und unweit der Heroldstraße gelegen, hatte nach Herolds Tod zunächst keine gute Zeit. Es kam ziemlich herunter und brannte 1880 nach einem Blitzschlag aus. 1884 erwarb es der Bäcker Ferdinand Feldkamp. Bäckerei und Lebensmittelgeschäft, dazu etwas Landwirtschaft, sicherten die Existenz einer großen Familie. Mit seiner Frau Liese hatte er zwölf Kinder. Der älteste Sohn Heinrich stellte die Bäckerei auf größere Beine, sodass man ab 1911 von einer Brotfabrik sprechen konnte. Er beauftragte einen Grafiker, den Herold zu Pferde als Bildsymbol zu gestalten. " Feldkamps Landschwarzbrot Marke Herold" wurde zur geschützten Wort-Bild-Marke angemeldet. " Wir wohnen hier auf dem He roldskamp oder kurz: auf dem Herold, wie man so sagte", weiß Heinrichs Sohn Theo Feldkamp zu berichten, " so steht es als Flurname im alten Katasterbuch." Der heute 86-Jährige war der letzte Geschäftsführer der Brotfabrik, die auf der anderen Straßenseite bis in die 1980er-Jahre produzierte.
Das Wohnhaus der Familie war und jetzt kommt die Musik ins Spiel zudem Gründungsstätte der Blaskapelle, aus der das heutige " Musikkorps Herold′ Pye" hervorgegangen ist. Nach der glücklichen Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg trafen sich " auf dem Herold" junge Männer aus dem Freundeskreis der Gebrüder Feldkamp, um den tristen Alltag der von Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Inflation gekennzeichneten frühen 1920er-Jahre zu vergessen. Eine Juxkapelle wurde ins Leben gerufen. Mit Handharmonika und Teufelsgeige, Kunstdünger-Scheffelmaß, Töpfen und Pfannen machte man Krach. Später wurden vernünftige Instrumente und Noten angeschafft. 1922 gilt als Gründungsjahr der Kapelle, sodass man im vergangenen Jahr das 90-jährige Bestehen feiern konnte. " Herold" präsentiert sich heute als ein schwungvolles Orchester mit über 50 aktiven Bläsern und Schlagwerkern, das keine Nachwuchssorgen kennt. Theo Feldkamp hat kürzlich die Schutzrechte an dem Herold-Markenzeichen verlängern lassen und der Kapelle die exklusive weitere Nutzung von Name und Logo gestattet.
Bildtexte:
Herold lebt in Pye weiter: Die Blaskapelle trägt ebenso wie eine Siedlungsstraße seinen Namen.
Das Straßenschild der Heroldstraße
Fotos:
Archiv/ Pentermann, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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