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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Edelkrebse in der Nette ausgelöscht
 
Krebspest in der Nette ausgebrochen
Zwischenüberschrift:
Massenhaftes Sterben heimischer Edelkrebse – Experten hoffen auf überlebende Exemplare
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Population der Edelkrebse in der Nette zwischen Belm-Vehrte und Osnabrück ist über den Sommer vermutlich fast vollständig ausgelöscht worden. Als Grund vermuten Naturschützer und Tierforscher die Krebspest. Die wertvolle Population zählte zu einem der letzten Vorkommen der heimischen Wildform in Niedersachsen. Der Edelkrebs oder Europäische Flusskrebs wird bis zu 20 Zentimeter groß und steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Die Krebspest wurde von Kramer- und Signalkrebsen eingeschleppt, die ursprünglich aus Amerika stammen. Ob in der Nette noch vereinzelt Edelkrebse überlebt haben, soll eine genaue Untersuchung im Frühjahr ergeben. Dann sollen auch Orte identifiziert werden, die sich möglicherweise für eine Neuansiedlung eignen.

Osnabrück. Die Edelkrebse in der Nette zwischen Belm-Vehrte und Osnabrück sind über den Sommer vermutlich fast vollständig der Krebspest zum Opfer gefallen. Die wertvolle Population zählte zu einem der letzten Vorkommen der heimischen Wildform in Niedersachsen.

Das ist eine Katastrophe″, bedauert Wolfgang Rötker. Er ist Projektleiter des Edelkrebsprojektes im Osnabrücker Land, dessen Träger die Fischereivereine in der Stadt und im Landkreis Osnabrück sind. Dort arbeitet er ehrenamtlich daran, die Tiere durch Wiederansiedlung vor dem Aussterben zu retten. Nun der Tiefschlag: Einer der größten Bestände ist erloschen.″ Er rechnet mit einem Verlust von Zehntausenden Exemplaren.

Der Edelkrebs oder Europäische Flusskrebs wird bis zu 20 Zentimeter groß und steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

Die eigentliche Tragödie spielte sich jedoch bereits vor 100 Jahren ab. Zu jener Zeit war der Edelkrebs in fast allen größeren Gewässern des Osnabrücker Landes zu finden. Nahezu alle Tiere wurden jedoch schon damals durch die Krebspest dahingerafft. Ausgelöst hatten sie Kramer- und Signalkrebse. Beide Arten wurden zum Ende des 19. Jahrhunderts aus Amerika eingeschleppt und verbreiteten sich rasch. Sie galten damals als Delikatesse.

Das Problem: Die US-Importe trugen eine Pilzinfektion. Sie selbst erkranken da ran zwar, sterben aber nicht. Die europäischen Edelkrebse besitzen hingegen keine Immunität″, erklärt Rötker. Zersetze sich ein gestorbener Krebs im Wasser, breitet sich die Pest wie ein Flächenbrand über das Gewässer aus.″

Durch einen Zufall hätten im Raum Osnabrück jedoch überlebende Edelkrebsvorkommen entdeckt werden können. Schon vor einigen Jahren begann die Krebsrettungsgruppe deshalb damit, Wildfänge in isolierten Gewässern anzusiedeln geschützt vor den amerikanischen Tieren. Die Nette zählte nicht dazu. Dort lebten die Tiere bis zum letzten Sommer unkontrolliert.

Für dieses Jahr waren eigentlich Untersuchungen geplant, um die Krebse noch besser schützen zu können. Aber gerade zu Beginn unserer Arbeit ist die Pest ausgebrochen.″ Warum sie sich ausgebreitet hat, soll nun ein Expertenteam herausfinden. Unter Federführung des Landkreises Osnabrück hat sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus der Niedersächsisch-Westfälischen Angelgemeinschaft (NWA), dem Dezernat für Binnenfischerei des Landes Niedersachsen und Krebsspezialisten, zusammengefunden.

Bedrohliche ökologische Auswirkungen an der Nette erwartet Rötker jedoch nicht: Die Funktion der Edelkrebse übernehmen jetzt zum Teil die amerikanischen Arten.″ Krebse seien eine Art Gewässerpolizei″ und zersetzten organisches Material wie Laub, Schnecken oder auch tote Fische.

Ob in der Nette noch Edelkrebse existieren, soll im Frühjahr untersucht werden: Wir hoffen, dass Tiere in isolierten Nebengewässern und im Oberlauf der Nette überlebt haben″, berichtet der NWA-Projektkoordinator Florian Möllers. In einem weiteren Schritt wird sich die Arbeitsgruppe mit der Wiederbesiedlung des Edelkrebses in geeigneten Gewässern im Landkreis befassen.

Für Wiederansiedlungen suchen wir Gewässer aus, die möglichst weit von Erregerquellen entfernt sind also isoliert liegen. Es dürfen keine amerikanischen Krebse im Wasser sein″, erklärt Krebsexperte Rötker. Gefahr droht aber auch aus der Luft: Die Krebspest könne auch durch einen Schwan übertragen werden genauso aber auch durch Gummistiefel oder Angelausrüstungen, die nicht desinfiziert wurden.

Die traurige Erkenntnis: Die Experten sind sich einig, dass durch die Krebspestinfektion im Sommer eine Wiederbesiedlung der Nette mit dem Edelkrebs vorerst kaum möglich sein wird.
Bildtext:
Kämpfen für die heimischen Scherentiere: Krebsexperte Wolfgang Rötker und Marlis Schulz (Landkreis).
Archivfoto:
Thomas Osterfeld
Montage:
Langer
Autor:
Sven Mechelhoff


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