User Online: 2 | Timeout: 23:49Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ärger um den Bahnhofsplatz
Zwischenüberschrift:
November 1913: Rattengift, Kaninchenfleisch, 25 Jahre Alpenverein
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Diskussionsstoff bot der Bahnhofsvorplatz auch schon vor hundert Jahren. Überbordender Individualverkehr war freilich nicht das Problem. Vielmehr beschwerten sich die Osnabrücker darüber, dass der ÖPNV nicht weit genug bis an das Bahnhofsportal heranfuhr. Das Straßenbahngleis endete stumpf in der Möserstraße. Von dort mussten die Reisenden (oder ihr " Johann") das Gepäck gut 200 Meter bis zum Bahnhof schleppen.

Die städtischen Gremien befassten sich im November 1913 zum wiederholten Male mit diesem Thema. Hemmschuh war eine gewisse Unbeweglichkeit der Königlich Preußischen Bahnverwaltung, die ihre Zustimmung zu einer Wendeschleife auf dem Bahnhofsvorplatz geben musste. Nunmehr berichtete Stadtbaurat Friedrich Lehmann von weiter gehenden Plänen. Die Wendeschleife der Straßenbahn solle einen größeren Bogen schlagen, der am Hotel " Reichshof" die Möserstraße verlassen und dann über die Goethestraße (heute Goethering) längs des Haseufers zur Bruchstraße und von dort vor das Bahnhofsportal führen solle.

Das " Osnabrücker Tageblatt" berichtete, dass die Verhandlungen mit der Bahn zwar noch nicht abgeschlossen seien, aber " letztere habe sich im Prinzip einverstanden erklärt". Insbesondere sei die Kostenfrage geklärt. 63 000 Mark würden fällig, um Gas- und Wasserleitungen zu verlegen und oberirdische Anlagen zu gestalten. Die Bürgervorsteher fanden auch deshalb Gefallen an dem Projekt, weil sich im gleichen Zuge ein alter Wunsch realisieren ließe: die Anlage einer Promenade vom Warmbadehaus Neumühle (später Pottgrabenbad) entlang der Hase in Richtung Bruchstraße. Oberbürgermeister Julius Rißmüller begrüßte das Projekt ausdrücklich, weil das Stadtbild " durch eine ähnliche eigenartige Anlage wie diejenige am Herrenteichswalle", ebenfalls längs der Hase laufend, wesentlich bereichert werde. Bei der folgenden Abstimmung wurde das Projekt in beiden Kollegien einstimmig angenommen.

Heute wissen wir, dass der ein halbes Jahr später beginnende Erste Weltkrieg einen Strich durch die Rechnung machte. Es dauerte bis 1937, bis die Schienen wenigstens bis vor das Empfangsgebäude verlängert wurden, und weitere zehn Jahre, bis 1947 eine Wendeschleife kam. Die beschrieb allerdings nicht den großen Bogen rund um das Hotel " Hohenzollern", wie 1913 beschlossen, sondern beschränkte sich auf eine enge Schleife vor dem Empfangsgebäude.

Rattengift

Damit die Osnabrücker mehr Freude an ihrer Hase bekämen, kündigte die Polizei-Direktion unter Max Reimerdes für den 17. und 18. November eine groß angelegte " Ratten-Vertilgung" an. An beiden Ufern der Hase werde Gift ausgelegt. Anwohner wurden dringend ersucht, Hunde und Katzen nicht frei herumlaufen zu lassen.

Straßenbeleuchtung

Aus den Gerichtsnotizen: Der Tiefbauunternehmer H. stieß, als er sich in Eversburg zum Bahnhof begeben wollte, in der Triftstraße in der Dunkelheit so heftig gegen einen Telegrafenmast, dass er schwere Verletzungen davontrug. Er verklagte sowohl den Fiskus als auch die Stadt, weil der Pfahl mitten auf den Fußweg gesetzt und die Straße nicht beleuchtet sei. Das Landgericht wies die Klage ab. Eversburg sei ein " ländlich eingerichteter Bezirk". Der Stadt sei nicht zumutbar, ihn zu erleuchten. Der Kläger habe die Gefahrenstelle gekannt. Daher hätte er im Dunkeln ganz vorsichtig gehen müssen, " etwa mit tastender Vorhaltung der Hand" oder er hätte eine Laterne mitführen müssen.

Alpenverein

Die Osnabrücker Sektion des Alpenvereins feierte im " Harmonie-Club" ihr 25. Stiftungsfest. Der Aufforderung des Vorstandes folgend, waren sämtliche Damen und Herren, 250 an der Zahl, " in Älplertracht oder im Berg steiger-Lodenrock" erschienen. Auch die Räume waren entsprechend geschmückt. Der Hauptsaal war von Malermeister Niebaum mit mehreren Bildern geziert worden, von denen das größte das Elendtal mit der Osnabrücker Hütte wiedergab. Die der Bühne entgegengesetzte Seite des Saales aber zeigte die hohen Schneegipfel, die " als Transparente das Alpenglühen zur Erscheinung brachten". Pastor Mielke aus Venne entbot in voller Bergsteigertracht einen Willkommensgruß in launigen Reimen. Bald darauf rief die " Glocke des Sennwirts" zur Tafel, die nur ein Hauptgericht bot: Geselchtes mit Sauerkohl, Kartoffel- und Erbsbrei, wozu Münchner Bier verabreicht wurde.

Kaninchenfleisch

Auf dem Wochenmarkt musste der Verkauf von Kaninchenfleisch unterbrochen werden. Der Kaninchenzuchtverein für Osnabrück und Umgegend hatte sich vertragsweise zur Lieferung von 1000 Pfund für das Winterhalbjahr verpflichtet. Wegen starker Nachfrage waren bis zum 18. Oktober schon 500 Pfund geliefert worden. Nun sei der Bestand an schlachtreifen Tieren vollständig verbraucht, der Nachwuchs bedürfe noch einiger Zeit bis zur Reife. Der Wiederbeginn werde frühzeitig bekannt gegeben.
Bildtext:
Blick aus der Hohenzollernstraße (heute Heinrich-Heine-Straße) auf den Hauptbahnhof. Links das Hotel Hohenzollern. Davor kreuzt die Goethestraße (heute Goethering).
Foto:
Wilhelm Piepmeyer, aus: Bildarchiv Alt-Osnabrück, Bd. 3, Hrsg. Wido Spratte, Wenner 1997
Autor:
Joachim Dierks


Anfang der Liste Ende der Liste