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1.
Erscheinungsdatum:
29.08.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
"Hut ab vor den Verwundeten"
Zwischenüberschrift:
August 1915: Buntmetall-Abgabe, Pferde-Aufkauf, Apfel-Diebstahl
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Mit
dem
Beginn
des
zweiten
Kriegsjahres
bekommen
die
Osnabrücker
neben
den
bereits
hinlänglich
bekannten
Rationierungen
von
Lebensmitteln
nun
auch
die
Auswirkungen
des
Mangels
an
bestimmten
kriegswichtigen
Rohstoffen
zu
spüren.
Die
alliierte
Seeblockade
zeigt
Wirkung.
Sie
schneidet
die
Rüstungsindustrie
vom
Nachschub
an
solchen
Stoffen
ab,
die
nicht
im
Reich
vorkommen
und
daher
importiert
werden
müssen.
Bleiben
die
Importe
aus,
bleibt
als
Ausweg
nur
die
Heranziehung
von
im
Lande
vorhandenen
Beständen.
Das
"
Osnabrücker
Tageblatt"
druckt
die
Bekanntmachung
des
Stellvertretenden
Generalkommandos
ab,
nach
der
Buntmetall-
Gegenstände
in
Privathaushalten
und
Firmen
beschlagnahmt
werden:
"
Alle
Kupfer-
,
Messing-
und
Reinnickel-
Gegenstände,
gebrauchte
und
ungebrauchte,
unterliegen
der
Meldepflicht,
Beschlagnahme
und
Ablieferung"
,
heißt
es
da.
Auch
die
aus
diesen
Materialien
hergestellten
Geschirre
und
Wirtschaftsgeräte
in
Haushalten
und
Backstuben
wie
etwa
Waschkessel,
Badewannen,
Kochmaschinen,
Warmwasserschiffe
in
Kochherden,
Mörser
oder
Türen
an
Kachelöfen
gehören
dazu.
Die
Übernahmepreise
sind
auf
vier
Mark
pro
Kilo
Kupfer,
drei
Mark
für
Messing
und
13
Mark
für
Nickel
festgesetzt.
Zunächst
besteht
nur
eine
Meldepflicht.
Die
Gegenstände
dürfen
vorerst
weiter
benutzt,
aber
nicht
verändert
oder
verkauft
werden.
Bei
Übertretungen
drohen
bis
zu
sechs
Monate
Gefängnis
und
Geldstrafen
bis
10
000
Mark.
"
Wer
die
Mühe
der
Bestandsmeldung
vermeiden
will,
kann
die
beschlagnahmten
Gegenstände
auch
gleich
abliefern.
Diese
freiwillige
Ablieferung
muss
bis
zum
25.
September
erfolgen"
,
schreibt
die
Zeitung.
Mit
einer
anrührenden
Geschichte
werden
die
Osnabrücker
an
ihre
Pflicht
erinnert,
Verwundeten
Achtung
und
Respekt
entgegenzubringen:
"
In
der
Straßenbahn
einer
westdeutschen
Großstadt
steckt
eine
nach
der
Mode
gekleidete
Dame
ihr
Näschen
in
die
Luft,
schnuppert
mit
verhaltener
Entrüstung
und
befiehlt
dem
Schaffner
dann
nachdrücklich:
‚
Sagen
Sie
dem
Soldaten
da,
daß
er
sich
auf
die
Plattform
stellt
–
ich
kann
den
Karbolgeruch
nicht
vertragen.′
Es
handelt
sich
um
einen
Verwundeten,
der
den
Arm
in
der
Schlinge
trägt
und
gerade
vom
Verbinden
kommt.
Der
Schaffner
sieht
in
seine
Betriebsordnung.
Darin
steht,
daß
Fahrgäste,
die
mit
hervorstechenden
Gerüchen
behaftet
sind,
nur
die
Außenplätze
benutzen
dürfen.
Eine
Ausnahme
für
Krieger
findet
er
nicht.
Er
sagt
das
dem
Verwundeten.
Der
erhebt
sich
schweigend
und
tritt
heraus.
Das
wiederum
löst
eine
große
Empörung
unter
den
anderen
Fahrgästen
hervor.
Die
Dame
sieht
sich
wüsten
Beschimpfungen
ausgesetzt
und
verlässt
die
Bahn
an
der
nächsten
Haltestelle."
Und
die
Moral
aus
der
Geschichte?
"
Wir
sehen
jetzt
so
viele
Verwundete
in
der
Stadt"
,
schreibt
das
Blatt.
"
Vergessen
wir
nicht:
Jeder
einzelne
von
ihnen
ist
ein
Held!
Vor
jedem
von
ihnen
den
Hut
ab!
"
Vor
anderen
Subjekten
hingegen
wird
gewarnt.
Landrat
Carl
von
Wangenheim
gibt
bekannt:
"
England
verdingt
nachgewiesenermaßen
durch
Agenten
in
Deutschland
verbrecherisches
Gesindel,
um
die
deutschen
Korn-
und
Mehllager
in
Brand
zu
setzen
oder
in
die
Luft
zu
sprengen.
Diese
echt
englische
Niedertracht
soll
dem
Aushungerungsplan
unserer
Feinde
zum
Erfolg
verhelfen.
Deutsche
Wachsamkeit
ist
berufen,
auch
dieses
hinterlistige
Vorgehen
zu
vereiteln.
Ich
bitte
alle
Kreiseingesessenen,
von
etwaigen
verdächtigen
Beobachtungen
auf
dem
schnellsten
Wege
Kenntnis
zu
geben."
Durch
einen
"
Blitzstrahl"
wird
das
Haus
des
Kolonen
Meier
zu
Bergsten
in
Hollage
in
Brand
gesetzt.
Das
Feuer
greift
mit
solcher
Heftigkeit
um
sich,
dass
nur
mit
knapper
Not
das
Vieh
gerettet
werden
kann.
Lediglich
ein
zwei
Tage
altes
Kalb
weiß
nicht
wohin
und
fällt
den
Flammen
zum
Opfer.
Auch
an
der
Meller
Straße
bekommt
die
Feuerwehr
Arbeit.
Der
zum
Haus
Meller
Straße
43
gehörende
Pferdestall,
ein
Gebäude
aus
Holzfachwerk,
gerät
in
Brand.
Der
Bereitschaftswehr
gelingt
es,
das
Feuer
auf
seinen
Herd
zu
beschränken,
doch
brennt
das
Stallgebäude
vollständig
nieder.
Das
Feuer
soll
durch
spielende
Kinder
verursacht
worden
sein.
Pferde
kommen
nicht
zu
Schaden.
Pferde
sind
kriegswichtig
und
daher
ein
knappes
Gut.
Ein
Pferdeaufkäufer
ist
unterwegs
und
inseriert:
"
Kaufe
für
Militärzwecke
brauchbare
Pferde,
nicht
unter
5
Jahre
alt.
Zahle
für
Nachweis
Provision.
J.
Levi,
z.
Zt.
in
Osnabrück,
Hotel
Germania.
(Im
Besitz
des
Erlaubnisscheins
vom
Generalkommando
des
VII.
Armeekorps.)
"
Nicht
fronttauglich
sind
allerdings
Schimmel,
da
sie
durch
das
helle
Fell
auch
bei
schwachem
Licht
"
ein
gutes
Zielobjekt
bilden"
.
Ein
Zeitungsschreiber
bemerkt:
"
Auf
dem
Lande
sieht
man
jetzt
wieder
viel
den
hannoverschen
Schimmel.
Jedenfalls
hat
man
wohl
noch
nie
so
viele
Schimmel
in
der
Landwirtschaft
gesehen,
wie
jetzt
während
der
Kriegszeit.
Er
ist
in
der
Kampffront
nicht
zu
gebrauchen,
deshalb
sieht
die
Heeresverwaltung
von
einem
Ankauf
ab.
Ebenso
werden
Beuteschimmel
von
ihr
an
die
Landwirtschaft
abgegeben."
Streng
geht
der
Landrat
mit
Obstdieben
um.
Wer
bei
den
Apfelbäumen
an
den
Chausseen
Fallobst
bewusst
herbeiführt
etwa
durch
das
Hineinwerfen
von
Steinen
oder
das
Herunterziehen
der
Zweige
mit
Harken,
begeht
Diebstahl,
der
mit
Geldstrafe
bis
zu
150
Mark
oder
entsprechender
Haft
geahndet
wird.
Französische
und
englische
Bezeichnungen
sind
zunehmend
unerwünscht.
Deutsche
Namen
lassen
sich
auch
für
Stoffe,
Farben
und
Bekleidung
finden,
die
vor
dem
Krieg
meistens
"
feindliche"
Namen
trugen.
Das
"
Tageblatt"
druckt
Auszüge
aus
einer
Liste
empfohlener
Ersatzbegriffe
ab:
Chiffon
=
Seidenmull,
Diagonal
=
Schräggewebe,
Kamelott
=
Kamelhaargewebe,
Trikot
=
Strickstoff,
chamois
=
gemsfarbig,
crême
=
elfenbein,
Pelerine
=
Schulterkragen,
Cape
=
Umhang,
Bordüre
=
Kante,
Plissé
=
Flachfalten,
Korsett
=
Schnürleib
oder
Mieder,
Manschette
=
Stulpe,
Cutaway
=
Gesellschaftsrock.
Bildtext:
Dank
und
Ehre
den
Verwundeten!
Die
Wohlfahrtskarte
aus
dem
Bestand
des
Kulturgeschichtlichen
Museums
Osnabrück
zeigt
Kaiserin
Auguste
Viktoria
nach
einem
Gemälde
vvon
Artur
Fischer
als
"
Samariterin"
.
Autor:
Joachim Dierks