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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Eine Stadt vor der Stadt
Zwischenüberschrift:
Straße "In der Dodesheide" erschließt größtes Neubaugebiet der Nachkriegszeit
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Ob Bischof Dodo bei der Namensgebung seine Finger im Spiel gehabt hat? Oder kommt der Name Dodesheide eher von " toter Heide", also unfruchtbarem Land? Beides erscheint plausibel. Plaggendüngung ist seit dem Hochmittelalter im Osnabrücker Land verbreitet. Dabei wurde die Humusschicht der Heide abgestochen, mit Tierdung angereichert und an anderer Stelle zur Bodenverbesserung eingesetzt. Die zurückgebliebene Heide bestand bald nur noch aus kargem Sand und wurde zur " toten Heide". Auf weite Bereiche der nördlichen Gemarkung Schinkel rund um das Klostergut Dodeshaus traf diese Beschreibung einer armseligen Bodenqualität zu.
Für wahrscheinlicher halten die Lokalhistoriker inzwischen jedoch die Ableitung von dem früher verbreiteten Eigennamen Dodo. Möglicherweise hat sogar einer der beiden Osnabrücker Bischöfe namens Dodo seinen Namen dafür hergegeben. Dodo I. waltete von 918 bis 949 seines Amtes, Dodo II. von 978 bis 996. Das Klostergut diente den Bischöfen als Wirtschaftshof, " Dodos Haus" wurde zu Dodeshaus, und der Weg dorthin bekam den Namen Dodeshausweg. 1481 ging der Gutshof durch ein Tauschgeschäft vom Domkapitel auf das Kloster Gertrudenberg über, nach 1803 verwaltete ihn die Klosterkammer. Letzter Pächter war Alfons Meyer. Er gab die Landwirtschaft auf, nachdem der Hof große Teile seiner Flächen für den neuen Waldfriedhof Dodesheide hergeben musste. 1960 übernahm die Stadt den Hof und betrieb hier zeitweise ihren Bauhof.
Westlich der alten Hofstelle und des Dodeshauswegs war bis 1958 kaum etwas anderes als Sumpfgebiete und Heide, eben die nach dem nahe gelegenen Dodeshaus benannte Dodesheide. Ein Jahr später sah die Sache anders aus. " Die größte Baustelle des Regierungsbezirks befindet sich in Osnabrück!", frohlockte das " Osnabrücker Tageblatt" im Oktober 1959. " Bis zum siebten Stockwerk ragt auch schon eines der achtstöckig geplanten Hochhäuser in den Himmel. Wer sich auf das oberste Gerüst dieses Hochhauses stellt, erkennt unter sich die gewaltigen Ausmaße dieser Baustelle. Hier entsteht praktisch eine kleine Stadt für sich. In ihr fehlt außer einer Sportanlage so gut wie nichts."
Um der großen Wohnungsnot in der Nachkriegszeit zu begegnen, hatte die Stadt zusammen mit der " Niedersächsischen Heimstätte" und zwei weiteren Wohnungsbaugenossenschaften die 37 Hektar große Fläche im Dreieck der Straßen In der Dodesheide, Haster Weg und Ellerstraße zum größten Siedlungsprojekt der Osnabrücker Nachkriegsgeschichte entwickelt. Es war städtebaulich durchgeplant und sollte Vorbild für ähnliche Bauvorhaben in anderen Städten Niedersachsens werden. Daher die Bezeichnung " Demonstrativbauvorhaben". Architekten und Städteplaner gaben sich in den Musterhäusern die Klinke in die Hand.
830 Wohnungseinheiten für 3000 Menschen waren vorgesehen, teils in eineinhalbgeschossigen Reihen-Eigenheimen, teils in Mehrfamilien-Mietshäusern. Besonders gefördert wurden Mietwohnungen im Rahmen eines Bauprogramms für Sowjetzonen-Flüchtlinge. Als bahnbrechend neu galt die Planung eines Grünzugs, der die Siedlung von Nord nach Süd durchzieht und über Seitenäste jedes Haus auf reinen Fußwegen erreichbar macht. Dagegen wurde auf eine durchgehende Fahrzeug straße verzichtet. Lediglich Stichstraßen führen zu den einzelnen Garagenhöfen. Mit Schulzentrum, Kirche, Kindergarten, Ladengeschäften, Sparkassenfiliale und Restaurant sollte eine weitgehend autarke Vorstadtsiedlung entstehen.
Die Eigenheime waren heiß begehrt. Für jedes gab es durchschnittlich drei bis vier Bewerber. Mit Landesmitteln gefördert, betrug der Festpreis für ein Reihenhaus 56 800 Mark. Für das Darlehen mussten die Käufer monatlich knapp unter 200 Mark aufbringen, zwei Mark pro Quadratmeter Wohnfläche. Ziel des sozialen Wohnungsbaus war es, dass der Familienvater das Häuschen bis zum Erreichen des Ruhestands abbezahlt hatte. In einem Zeitungsbericht zum 40-jährigen Bestehen der Siedlung 2001 ist nachzulesen, dass die Bewohner nach wie vor das Konzept in höchsten Tönen lobten. Der Zuschnitt der Häuser sei " sehr gut und wegweisend", sagte einer.
Anfang der Siebziger war die Dodesheide als Standort für den Campus der neu zu gründenden Universität in der Diskussion. Schließlich machte der Westerberg das Rennen. Ein Überbleibsel der damaligen Planungen ist das Studentenwohnheim an der Mecklenburger Straße. Es ist mit 206 Wohnplätzen eines der größten in der Stadt.
Bildtext:
Hochhäuser an der Diepholzer Straße bildeten zu Beginn der 1960er-Jahre den weithin sichtbaren Mittelpunkt des neuen Stadtteils Dodesheide.
Foto entnommen aus:
Matthias Rickling, Osnabrück 1949 1979, Sutton-Verlag, 2013.
" In der Dodesheide" im gleichnamigen Stadtteil.
Foto:
Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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