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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Flugbegeistert bis in den Tod
Zwischenüberschrift:
Die Bödekerstraße im Stadtteil Wüste erinnert an den Weltrekordhalter im Segelflug
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Im Umfeld der Parkstraße im Stadtteil Wüste sind vier Straßen nach Pionieren der Luftfahrt benannt. Zwei von ihnen, Otto Lilienthal und Hugo Eckener, standen in keiner besonderen Beziehung zu Osnabrück, wenn man einmal davon absieht, dass Eckener mit dem Luftschiff LZ 7 am 28. Juni 1910 knapp südlich von Osnabrück, am Limberg bei Iburg, abstürzte. Die anderen beiden, Gustav Tweer und August Bödeker, waren hingegen waschechte Osnabrücker.
August Bödeker, nach dem die kleine Anliegerstraße zwischen Limberger und Kokscher Straße benannt ist, wurde am 26. Oktober 1910 in Osnabrück geboren. Er war erst 43 Jahre alt, als er am 5. September 1953 an den Folgen eines Flugzeugabsturzes in Achmer starb. Davor hatte er Großes für den Segelflugsport in Deutschland geleistet. Er hält den bis heute nicht überbotenen Weltrekord im motorlosen Dauerfliegen.
Schon als Schüler bastelte Bödeker mit ausdauernder Begeisterung Segelflugmodelle. Mit 18 Jahren trat er dem " Ring der Flieger" bei, einem Zusammenschluss von Fliegerkameradschaften, denen nach dem Versailler Vertrag zunächst noch kein Motorflug gestattet war. Er lernte Werkzeugmacher auf dem Stahlwerk, aber jede Minute der Freizeit gehörte der Segelfliegerei. Auf dem Fluggelände Lengericher Berg schleppte er Sonntag für Sonntag die Fluggeräte den Hang hinauf. In rascher Folge legte er die Prüfungen für die Segelflugscheine A, B und C ab und erflog auch das Silber-C-Leistungsabzeichen mit den damals heiß begehrten " drei Schwingen auf blauem Grund im silbernen Kranz".
Aus der sportlichen Freizeitbeschäftigung wurde Beruf. 1934 bot sich ihm eine Anstellung als Segelfluglehrer an der Reichssegelflugschule in Rossitten/ Ostpreußen. Das Fluggelände auf der Kurischen Nehrung im heutigen Oblast Kaliningrad hatte sich nach der Wasserkuppe (Rhön) zu einem zweiten Zentrum des Segelflugs im Reich entwickelt. Die Flugbedingungen waren hier meistens günstig. Konstanter Ostwind über das Haff bescherte den Fliegern gute Aufwinde an den bis zu 60 Meter hohen Dünen. Zwischen 1922 und 1945 ließen sich hier 30 000 Segelflieger aus- und weiterbilden. Bödeker übte mit seinen Schülern tagaus, tagein den Hangflug längs der Küstenlinie.
Er wurde dabei ein so perfekter " Thermik-Jäger", dass er sich einen Angriff auf den bestehenden Weltrekord im Dauerflug zutraute. Am 9. Dezember 1938 stieg er mit seinem Kopiloten Karl-Heinz Zander in einem " Kranich II" auf. Die Winde erwiesen sich als nicht so konstant wie erwartet, die Temperatur sank in den beiden Nächten auf minus acht Grad, der Vollmond war meistens von Wolken verdeckt es war eine gewaltige physische und psychische Leistung, die Bödeker und Zander dennoch 50 und eine halbe Stunde durchhalten ließ. Damit war ein neuer Weltrekord aufgestellt, der bis heute nicht übertroffen wurde.
Im Krieg brauchte die Luftwaffe keine Segelflieger. Der Pilotennachwuchs musste möglichst schnell zum Führen von Kampfflugzeugen befähigt werden. Bödeker erhielt eine Zusatzausbildung zum Motorfluglehrer und bildete fortan angehende Nachtjäger-Piloten im Blindflug aus.
Nach dem Zusammenbruch kehrte Bödeker in seine Heimatstadt zurück und setzte sich mit aller Kraft für die Wiederbelebung des Segelflugsports ein, nachdem die Alliierten dies zugelassen hatten (ab Juni 1951). Als einer der führenden Köpfe des " Osnabrücker Vereins für Luftfahrt" (OVfL) organisierte er den 30. August 1953 als " Tag der Luftfahrt". Auf dem Marktplatz wurden drei neue Segelflugzeuge getauft. Dann ging es nach Achmer, wo Bödeker mit seinem Kopiloten Hugo Niehaus im Zweisitzer " Doppelraab" aufstieg. Noch während des Winden-Starts geschah das Unglück: Durch eine " tragische Anhäufung von Zufällen und einen technischen Defekt", wie es in einer zeitgenössischen Zeitungsmeldung heißt, stürzte die Maschine ab. Der Hagener Luftfahrthistoriker Martin Frauenheim geht von einem Kupplungsschaden aus, bei dem eine eigentlich ordnungsgemäß verspleißte Trennstelle im Stahlseil nicht hielt. Nach einer anderen Version verfing sich das Seil im Bugrad, sodass ein Ausklinken nicht mehr möglich war. Jedenfalls schmierte das Flugzeug ab. Beide Insassen kamen schwer verletzt ins Krankenhaus. Hugo Niehaus, der spätere Vorsitzende des Osnabrücker Aero-Clubs, überlebte, während August Bödeker am 5. September 1953 starb.
Bildtext:
August Bödeker auf dem Flugplatz Achmer (1950).
Die Bödekerstraße liegt im Stadtteil Wüste:
Foto:
Luftfahrt-Archiv Martin Frauenheim, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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