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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Hasestraße: Areal mit Kiez-Qualitäten
Zwischenüberschrift:
Künstler vermessen die Stadt: "Tangency"
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Hasestraße pendelt zwischen Niedergang und Aufbruch. Alteingesessene Geschäfte ziehen weg, neue kommen. Das macht die Straße für die Kunst interessant: Für " Tangency Stadtvermessung 2015" setzen sich drei Künstler mit der Hasestraße auseinander.

Man muss nicht einmal besonders aufmerksam sein, um zu sehen, wie die Hase straße pulsiert. Einige Ladengeschäfte stehen leer, klar, in anderen sind Handwerker zu Gange. Im ehemaligen Asia-Shop zum Beispiel werkelt einer an einer Wand; das Gebäude ist komplett entkernt, wo früher exotische Zutaten auf Käufer warteten, stehen jetzt Paletten mit Baustoffen. In einigen Wochen soll hier ein Club entstehen; derzeit plärrt die Musik lediglich aus dem Kofferradio.

Hier arbeitet der japanische Künstler Yukihiro Taguchi. " Ich bin Yuki", sagt er knapp zur Begrüßung; seit einigen Jahren lebt und arbeitet der Künstler in Berlin. Für ihn ist es noch früh: " Yukihiro arbeitet bis spätnachts", sagt Elisabeth Lumme, und wer lang arbeitet, muss lang schlafen. Er hat einen Kaffeebecher und eine Brötchentüte in der Hand. Frühstück.

Die Kuratorin hat zusammen mit Stadtplaner Dirk Manzke das Projekt konzipiert, zu dem Taguchi beiträgt. " Tangency Stadtvermessung 2015" heißt es, und es setzt sich nach 2012 zum zweiten Mal das Ziel, den Stadtraum durch das Medium Kunst neu zu erleben. Drei Künstler haben Lumme und Manzke diesmal dazu eingeladen: Kati Gausmann will den Verlauf der Hase auf die Bürgersteige der Hase straße übertragen. Cheryl Pope hat für die Performance reihe " Was für ein Fest" in der Kunsthalle Osnabrück Porzellan zerdeppert; nun holt sie den Sternenhimmel über Osnabrück auf den Boden des Domvorplatzes herunter und baut ihn mit Blattgold nach.

Styropor wird Kunststoff

Taguchi arbeitet seit einigen Tagen: Einen kurzen Stop-Motion-Film kann er schon auf dem Display seiner Kamera abspielen. Er zeigt Styropor-Tafeln, die sich in dem Durchgang bewegen, der den einstigen Asia-Shop von der ehemaligen Parisiana-Bar, dort, wo demnächst eine Brasserie öffnet, trennt. Stück für Stück wandern die Platten nach vorne und schichten sich schließlich als Finale auf dem Bürgersteig zu einem Turm. " Mein Material habe ich hier gefunden", sagt der junge Japaner und deutet in die dunkle Tiefe des Spezialitätenladens. Keine Baustelle ohne Styropor.

An diesem Morgen baut er sein Styroportürmchen auf dem Bürgersteig gegenüber dem einstigen Asia-Shop auf. Die Passanten müssen um ihn herumgehen, manch einem wird ein gelenkiges Ausweichmanöver abverlangt: Yukihiro Taguchis Kunst greift als kleine Irritation ein ins alltägliche Leben: " Intervention" nennt man das wohl. Im Gegenzug erweist sich die Umwelt als harter Gegner. Denn der Wind bläst immer wieder Styroporteile weg; das Kunstwerk ist sehr flüchtig oder, wie Lumme sagt, " ephemer". Aber Taguchi hat sich längst, eine Selbstgedrehte zwischen den Lippen, in seine Arbeit vertieft und sammelt gleichmütig die vom Winde verwehten Platten und Quader wieder auf. Ohnehin ist die Styropor-Installation nur ein Schritt auf dem Weg zum eigentlichen Kunstwerk: Das besteht aus dem Stop-Motion-Film. Deswegen steht ein Stativ mit Fotoapparat neben der Installation, deswegen kauert Taguchi immer wieder hinter der Kamera.

Aber warum die Hasestraße? " Ich finde spannend, was hier passiert", sagt Lumme. Neue Clubs und Cafés, der Schallplattenladen Shock Records, eingeführte Institutionen wie die Bar " Heimlich" und das Hasetorkino mit der Kinokneipe 8 1/ 2 schaffen einen Mix, der Kiez-Qualitäten entwickeln kann. Am 5. September präsentiert Tangency seine Ergebnisse: Womöglich stellt sich dann heraus, ob in einer Nische dieses jungen Biotops die Kunst heimisch wird. Sie würde den Mix vielfältiger machen, und in der Regel sind ja vielfältige Biotope widerstandsfähiger als Monokulturen.

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Bildtext:
Der japanische Künstler Yukihiro Taguchi arbeitet an seinem Stop-Motion-Film, den er für das Kunstprojekt " Tangency Stadtvermessungen 2015" anfertigt.
Foto:
David Ebener
Autor:
Ralf Döring


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