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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Nazis aus der Mitte der Gesellschaft
Zwischenüberschrift:
Marie Toepper sprach im Nussbaum-Haus über Osnabrücks Ortsgruppenleiter
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Sie waren die Funktionäre an der Basis, die das Volk mit der Nazi-Ideologie indoktrinierten: die Ortsgruppenleiter der NSDAP. Im Nussbaum-Haus hat nun die junge Historikerin Marie Toepper einen Vortrag über die Osnabrücker Ortsgruppenleiter gehalten.
Nein, es gab nicht nur Erwin Kolkmeyer. Fast immer wenn es in Osnabrück um die Jahre 1933 bis 1945 geht, steht der tiefbraune Uhrmacher im Mittelpunkt. Auch im Vortrag von Marie Toepper spielte der Ortsgruppenleiter Kolkmeyer eine Rolle aber eben nicht die Hauptrolle. Denn neben Kolkmeyer gab es noch 14 andere, die in Osnabrück die NSDAP-Mitgliedsbeiträge eintrieben, Informationen für die Gestapo-Kartei beschafften und Sprechstunden für die Volksgenossen anboten.
Strafe erlassen
Zum Beispiel Rudolf Arnoldi, der bereits 1922 in die Partei eingetreten war. Arnoldi leitete die Ortsgruppe Neustadt und war stellvertretender Kreisleiter. 1945 kam Arnoldi als Mitglied der Wehrmacht für drei Jahre in Kriegsgefangenschaft. 1948 wurde er dann für seine Rolle als " Politischer Leiter" zu einer Strafe von 4000 DM oder 160 Tagen Gefängnis verurteilt. Laut Marie Toepper wurde ihm diese Strafe aber erlassen. " Sie galt durch die Internierungshaft als verbüßt."
Ähnliches widerfuhr Willy Münzer. Der kaufmännische Angestellte war Leiter der Ortsgruppe " Martinitor" und von 1934 bis 1940 außerdem hauptamtlicher Kreisleiter der NSDAP für die Stadt Osnabrück. Anschließend brachte er es zum Beauftragten des Reichskommissars für die besetzten niederländischen Gebiete. Mit diesem Amt hat er es sogar in die Wikipedia-Enzyklopädie geschafft. Doch während das Online-Lexikon behauptet, über Münzers Entnazifizierung sei nichts bekannt, hat Marie Toepper bei der Recherche zu ihrer Bachelorarbeit über die Osnabrücker Ortsgruppenleiter sehr wohl einiges zu Münzers Geschichte nach 1945 gefunden: Vier Jahre nach Kriegsende wurde Münzer als Minderbelasteter eingestuft und zu einer Geldstrafe in Höhe von 2000 DM verurteilt. Wie Arnoldi hatte auch Münzer in Kriegsgefangenschaft gesessen, und auch in seinem Fall galt die Strafe damit bereits als verbüßt.
" Im Großen und Ganzen wurden sie für ihre Tätigkeit als Ortsgruppenleiter nicht ausreichend zur Verantwortung gezogen", sagte Marie Toepper. " Und das, obwohl sie eine wichtige Position im System hatten."
Keine höhere Bildung
Beim formalen Vergleich der zehn Osnabrücker Ortsgruppenleiter, zu denen sich Akten im hiesigen Staatsarchiv finden, entdeckte Marie Toepper schließlich einige Auffälligkeiten. Vier der Männer waren zur Volksschule gegangen, eine höhere Bildung war also offenbar keine Voraussetzung für das Amt des Ortsgruppenleiters.
Ebenfalls vier von zehn Funktionären waren Kaufmänner, drei arbeiteten als Angestellte. Die Historikerin zieht daraus den Schluss, dass die Osnabrücker Ortsgruppenleiter fest in der Mittelschicht verwurzelt waren.
Alle zehn aktenkundigen Funktionäre schließlich hatten niedrige Parteinummern, waren also lange vor der Machtübernahme im April 1933 in die NSDAP eingetreten. Marie Toepper fasste diese Tatsache zusammen, indem sie die Nazi-Terminologie zitierte: " Das waren alles alte Kämpfer."
Bildtext:
Der Kreisstab und die Ortsgruppenleiter: Das Foto erschien am 25. Februar 1934 in der " Osnabrücker Zeitung".
Autor:
stk


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