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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Juden wünschen echte Anteilnahme
 
"Nicht vergessen und nicht vergeben"
Zwischenüberschrift:
75. Jahrestag der Reichspogromnacht – Zentralrat warnt vor ritualisierter Betroffenheit
 
Vor 75 Jahren brannten auch im Nordwesten Deutschlands Synagogen und Gebetshäuser: Wo es jüdisches Leben gab und was 1938 vor Ort geschah
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Es war die Nacht, in der die Synagogen brannten. Im ganzen Deutschen Reich zogen rund um den 9. November 1938 brandschatzende und prügelnde Schlägertrupps umher. Ziel der Übergriffe: die Juden. In zahlreichen Städten wird am 75. Jahrestag an diesem Samstag an die Opfer der Pogrome erinnert.
Anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht hat der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, vor einem Bedeutungsverlust des Gedenktages gewarnt. In einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte er, häufig sei in Deutschland nur noch ritualisierte Betroffenheit anzutreffen. Diese sei immerhin " noch viel besser als ein planvolles Vergessen", erklärte der Zentralratsvorsitzende. Er persönlich wünsche sich von den Deutschen allerdings eine " ehrliche, emotionale Anteilnahme".
Für einige Menschen in Deutschland möge der Tag nur Gewohnheit sein oder zur " Political Correctness" zählen, so Graumann weiter. Für die jüdische Gemeinschaft aber seien Schmerz, Trauer und die Erinnerung an die mehr als sechs Millionen ermordeten Juden dauerhaft. " Die Lehre, die wir daraus ziehen, ist so einfach wie eindeutig: Nie wieder werden wir es zulassen, dass man uns wegen unseres Judentums angreift! Nie wieder werden wir uns einschüchtern lassen", erklärte der Vorsitzende des Zentralrats.
Graumann rief dazu auf, die Geschichte " gerade den Kindern hierzulande näher- zubringen". Schulen sollten die Möglichkeit nutzen, die letzten noch lebenden Zeitzeugen einzuladen: " Mehr Authentizität wird es nie mehr geben."
Die politische Unterstützung der NSDAP unterschied sich damals im Nordwesten Deutschlands nicht wesentlich vom übrigen Gebiet des Deutschen Reiches. So erzielten die Nationalsozialisten bei den letzten Mehrparteienwahlen im März 1933 im vom Landkreis Osnabrück bis zur Nordsee reichenden Wahlbezirk Weser-Ems 41, 4 Prozent. Zwar war in einzelnen Orten noch das Zentrum die stärkste Partei. Aber das nordwestdeutsche Gesamtergebnis lag nahe am Resultat für das ganze Reich von 43, 9 Prozent. Noch höher waren die Werte bei den freilich undemokratischen und nicht aussagekräftigen Scheinwahlen im April 1938. Im Bezirk Weser-Ems kam die NSDAP hier auf 97, 51 Prozent. Klar unter dem Schnitt lag lediglich die Grafschaft Bentheim (94 Prozent).
Im Internet auf www.noz.de finden Sie Berichte und Zitate von Augenzeugen. Außerdem auf den Seiten 4 und 5 der heutigen Ausgabe eine Übersicht über das damalige Geschehen in der Region.
Bildtext:
Brennendes Bethaus in Quakenbrück: SA-Leute entzündeten es am 10. November 1938, zertrümmerten Möbel und sakrale Gegenstände wie die Thora. Ein anonymer Beobachter fotografierte die Szene.
Foto:
Archiv Renate Rengermann

Kommentar
Die Jüngeren müssen bewahren

Drei Generationen liegen die zutiefst menschenverachtenden Ereignisse vom 9. November 1938 nun zurück. Nur noch wenige gibt es heute, die davon erzählen können. Vielleicht waren sie damals selbst im Visier der Nationalsozialisten, mussten um ihr Leben bangen. Vielleicht starrten sie wie gelähmt auf die brennenden Gebetshäuser und konnten nicht begreifen, was sie dort sahen. Vielleicht gehörten sie auch zu den Schlägern, Plünderern und Marodeuren. Die Erinnerung der Verbliebenen verblasst nicht trotz der langen Zeit.

Das ist gut. Denn der 9. November 1938 geht alle etwas an, jetzige und künftige Generationen. Und je älter die Zeitzeugen werden, desto mehr sind die Jüngeren gefordert. Sie müssen behüten. Den Schrecken dessen bewahren, was auf die Judenpogrome folgte.

Denn der 9. November 1938 markierte den Aufbruch zu einer bis dato unvorstellbaren Katastrophe. Schon vorher wurden Juden in Deutschland diskriminiert und erniedrigt. Doch seit marodierende Trupps vor 75 Jahren Synagogen in Brand setzten, Juden verprügelten und verschleppten, Geschäfte verwüsteten und religiöse Symbole zerstörten, gab es bei der Judenverfolgung kein Halten mehr. Der Holocaust begann zu wüten.

Heute stehen oftmals Gedenksteine dort, wo früher Juden lebten, arbeiteten, beteten. Sie mahnen uns, nicht zu vergessen. Hören wir auf sie. Neues jüdisches Leben hat hier längst eine Heimat gefunden. Diese gilt es zu schützen.
Autor:
Cornelia Mönster


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