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1.
Erscheinungsdatum:
26.08.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Der vergessene Jüdische Tennisplatz
Zwischenüberschrift:
Zufluchtsort am heutigen Uhlenfluchtweg
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Inmitten
des
Wohnblocks,
der
von
Katharinen-
,
Arndt-
,
Roland-
und
Herderstraße
begrenzt
wird,
lag
einst
der
Jüdische
Tennisplatz.
In
der
Nazizeit
übernahm
ihn
der
Osnabrücker
Turnverein
(OTV)
und
bespielte
ihn
auch
noch
in
der
Nachkriegszeit
bis
1967.
Heute
ist
nichts
mehr
davon
zu
sehen
–
die
Bungalows
des
Uhlenfluchtwegs
nehmen
seinen
Platz
ein.
Die
Entstehung
der
Sportstätte
an
diesem
eigentlich
nicht
sonderlich
gut
dafür
geeigneten
Ort
ist
darauf
zurückzuführen,
dass
der
"
bürgerliche"
Osnabrücker
Tennisverein
genau
wie
der
OTV
bereits
lange
vor
Beginn
der
NS-
Herrschaft
Juden
aus
seinen
Reihen
ausschloss.
Jedenfalls
belegen
das
die
Forschungsergebnisse
von
Martina
Sellmeyer
und
Henry
Wahlig.
Im
Falle
des
OTV
haben
die
Historiker
nachweisen
können,
dass
der
größte
Turnverein
der
Stadt
auf
seiner
Hauptversammlung
Ende
1923
beschloss,
nur
noch
"
vaterländisch
gesinnte
Personen"
aufzunehmen.
Der
Vorstand
unter
dem
"
Vereinsführer"
Fritz
Frömbling
konnte
fortan
praktisch
im
Alleingang
beschließen,
wen
er
dazu
zählte
und
wen
nicht.
Der
erfolgreiche
Seifenfabrikant
Frömbling
war
Mitglied
der
Deutschnationalen
Volkspartei
(DNVP)
und
verkehrte
im
rechtsextremen
Freikorpsmilieu.
Nach
dem
von
Freikorpsleuten
verübten
Mord
am
Zentrums-
Politiker
Matthias
Erzberger
im
Juni
1922
wurde
Frömbling
festgenommen.
"
Auch
wenn
Frömbling
schon
bald
wieder
freigelassen
wurde,
da
seine
Mittäter-
oder
Mitwisserschaft
nicht
nachgewiesen
werden
konnte,
untermauern
die
Ermittlungsakten
eindeutig
deutlich
die
rechtsextreme
und
antisemitische
Gesinnung
des
Turnführers"
,
schreibt
Wahlig.
Die
Änderung
der
OTV-
Satzung
über
den
Ausschluss
von
Juden
trat
1924
in
Kraft,
und
das
gleiche
Jahr
wird
als
Gründungsdatum
des
"
Jüdischen
Turn-
und
Sportvereins"
genannt.
Wahlig
vermutete
einen
Zusammenhang.
Den
fand
er
bestätigt
in
Notizen
des
Osnabrücker
Turnlehrers
Ernst
Sievers.
Der
gehörte
als
Übungsleiter
dem
OTV-
Vorstand
an.
Als
überzeugter
Sozialdemokrat
trug
er
den
Beschluss
über
den
Juden-
Ausschluss
nicht
mit.
Empört
darüber,
dass
der
Verein
solvente
jüdische
Mitglieder
wie
Siegfried
Flatauer
und
Philipp
Nussbaum
erst
zu
großen
Spenden
veranlasst
hatte
und
sie
dann
ausschloss,
verließ
er
den
OTV
und
trat
stattdessen
–
als
Nicht-
Jude
–
dem
neu
gegründeten
Jüdischen
Sportverein
bei.
Im
Osnabrücker
Tennissport
muss
die
Entwicklung
parallel
verlaufen
sein,
wobei
die
Aktenlage
hier
dünner
ist.
Wahlig
führt
als
"
Kronzeugin"
die
1914
geborene
Grete
Falk
an,
Tochter
des
jüdischen
Miteigentümers
des
Kaufhauses
Alsberg
(heute
L
+
T)
.
Wahlig
hatte
2009
Gelegenheit,
die
1934
nach
Palästina
emigrierte
und
seitdem
Lea
Levy
heißende
Dame
zu
interviewen.
Sie
erinnerte
sich
noch
sehr
gut
an
ihre
Zeit
im
OTV,
wo
sie
als
Vorturnerin
viel
Anerkennung
fand,
und
an
den
plötzlichen
Vereinswechsel,
den
sie
damals
als
Zehnjährige
nicht
verstand.
Genau
wie
ihre
Geschwister
war
auch
sie
eine
begeisterte
Tennisspielerin,
und
wie
ihre
Geschwister
fand
sie
sich
1924
im
frisch
gegründeten
jüdischen
Tennisclub
"
Schwarz-
Weiß
Osnabrück"
wieder.
Das
historische
Foto
zeigt
sie
(mit
Hündchen
auf
dem
Arm)
in
einer
Reihe
mit
ihren
Geschwistern
Ilse,
Paul
und
Hans
Falk
auf
dem
Tennisplatz
zwischen
Katharinen-
und
Rolandstraße.
Eigentümer
der
Doppelplatzanlage
waren
zu
gleichen
Teilen
Siegfried
und
Raphael
Flatauer,
Ernst
Jacobson,
Max
Netheim
und
Rudolf
Wolf
–
alles
prominente
Mitglieder
der
Jüdischen
Gemeinde,
die
den
Ort
wohl
ausgewählt
hatten,
weil
er
nah
bei
ihren
Wohnsitzen
lag
und
auch
die
Synagoge
und
die
jüdische
Volksschule
nicht
weit
entfernt
waren.
Wie
lange
die
neuen
Herrscher
den
jüdischen
Tennisverein
nach
1933
noch
gewähren
ließen,
ist
nicht
bekannt.
Aktenkundig
sind
aber
die
Kaufverhandlungen,
die
Heinz
Frömbling
als
Nachfolger
seines
Vaters
an
der
Spitze
des
OTV
ab
März
1938
führte.
Im
Februar
1939
war
der
Deal
abgeschlossen:
Für
10
000
Reichsmark
übernahm
der
OTV
den
1889
Quadratmeter
großen
Platz
"
samt
Inventar"
.
Dieser
unter
Repressionen
zustande
gekommene
Preis
löste
nach
dem
Krieg
Nachforderungen
der
jüdischen
Vorbesitzer
und
ihrer
Erben
aus.
Nach
jahrelangem
Rechtsstreit
erhielten
sie
in
einem
Vergleich
nochmals
5500
DM
vom
OTV
zugesprochen.
Im
Jubiläumsheft
"
100
Jahre
OTV"
aus
dem
Jahr
1961
wird
die
ruhmlose
Zeit
der
braunen
Vereinsführung
komplett
ausgeblendet.
Zum
Neustart
der
OTV-
Tennisabteilung
heißt
es
da
lediglich:
"
Im
Jahre
1953
war
es
dem
Vorstand
des
OTV
unter
dem
Vorsitz
von
Dr.
Otto
Höltje
endlich
gelungen,
die
sehr
schwierigen
Grundstücksfragen
unserer
Anlage
an
der
Herderstraße
zu
klären."
Bevor
die
Anlage
ab
1.
April
1954
wieder
bespielbar
war,
diente
sie
den
Jungen
aus
der
Nachbarschaft
als
wilder
Fußballplatz.
An
diese
Zeit
hat
unser
Leser
Dieter
Mehring
lebhafte
Erinnerungen:
"
Die
eine
Hälfte
der
alten
Tennisanlage
war
dem
Frauen-
und
Mädchenheim
Katharinenstraße
42
als
Wäschebleiche
zugeteilt
worden,
auf
der
anderen
Hälfte
durften
wir
kicken.
Natürlich
flog
unser
Ball,
schön
mit
rotem
Sand
noch
vom
Tennisplatz
behaftet,
mehr
als
einmal
auf
die
ausgelegte
Weißwäsche.
Dann
war
was
los!
"
13
Jahre
nutzte
der
OTV
den
wiederhergerichteten
Tennisplatz.
Zehn
bis
zwölf
Turniere
fanden
jeden
Sommer
statt,
was
die
Anwohner
der
umgebenden
Blockbebauung
zunehmend
nervte.
1967
baute
der
Verein
–
schon
im
Hinblick
auf
die
angestrebte
und
schließlich
1969
vollzogene
Fusion
mit
dem
MTV
zum
OSC
–
an
der
Hiärm-
Gruppe-
Straße
neue
großzügige
Tennisplätze.
Damit
wurde
der
Innenhof
frei
für
eine
Wohnbebauung.
Nach
einigen
Startschwierigkeiten
–
die
Anbindung
an
die
Rolandstraße
oder
an
die
Katharinenstraße
war
umstritten
–
entstanden
zwischen
1970
und
den
Achtzigerjahren
sechs
Wohnhäuser
auf
dem
Areal.
Ein
Anlieger
hatte
die
historische
Wegebezeichnung
"
Uhlenfluchtweg"
für
die
Erschließungsstraße
ausgegraben.
Anlieger
Ingo
Dauer
weiß
aus
alten
Sitzungsprotokollen,
dass
dieser
Namensvorschlag
im
Rat
zunächst
Heiterkeit
auslöste
– "
wohl,
weil
das
so
wenig
großstädtisch
klang"
.
Heute
seien
aber
alle
Nachbarn
stolz
auf
den
Namen,
weil
nicht
nur
die
hier
verlaufende
Nord-
Süd-
Wegeverbindung
zu
den
ältesten
in
der
westlichen
Vorstadt
gehört,
sondern
auch
der
Name
selbst.
"
Außerdem
gibt
es
in
ganz
Deutschland
keinen
weiteren
Uhlenfluchtweg
–
wir
sind
einmalig!
",
erklärt
CDU-
Ratsherr
Dauer
selbstbewusst.
Von
der
jüdischen
Vergangenheit
der
einstigen
Tennisanlage
hätten
er
und
wohl
auch
die
meisten
anderen
Anlieger
erst
in
jüngster
Zeit
erfahren.
Dauer:
"
Wir
gehen
mit
größtem
Respekt
mit
diesem
bislang
kaum
bekannten
Schauplatz
der
Osnabrücker
Stadtgeschichte
um."
Stadt
im
Wandel:
mehr
Texte
und
Fotos
auf
www.noz.de/
historisch-
os
Bildtexte:
Aus
den
Häusern
Katharinenstraße
38
und
40
blickt
man
heute
auf
Wohnbebauung
und
Garagenhof
des
Uhlenfluchtwegs.
Die
Geschwister
Grete,
Ilse,
Paul
und
Hans
Falk
(von
rechts)
posieren
mit
Hündchen
um
1930
auf
dem
Jüdischen
Tennisplatz.
Im
Hintergrund
sieht
man
die
Hofseite
der
Häuser
Katharienenstraße
36,
38
und
40.
Das
Foto
aus
dem
Privatbesitz
von
Lea
Levy
(geborene
Grete
Falk)
wurde
veröffentlicht
in:
Peter
Junk/
Martina
Sellmeyer,
Stationen
auf
dem
Weg
nach
Auschwitz,
herausgegeben
von
der
Stadt
Osnabrück,
Verlag
Rasch,
Bramsche
1988.
Der
Tennisplatz
unter
der
Regie
des
OTV
im
Jahr
1960.
Das
Foto
hat
uns
Leser
Dieter
Mehring
zur
Verfügung
gestellt,
der
damals
im
1.
Stock
des
Hauses
Katharinenstraße
44
wohnte.
Ganz
links,
halb
unter
Zweigen
versteckt,
ist
das
Vereinsheim
der
OTV-
Tennisabteilung
zu
erkennen
und
im
Hintergrund
Villen
an
der
Rolandstraße
sowie
der
Turm
der
Bergkirche.
Fotos:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks
Themenlisten:
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