User Online: 2 | Timeout: 19:53Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Osnabrück braucht zweite Feuerwache
 
Stadt will eine zweite Feuerwache bauen
Zwischenüberschrift:
Im Osten Osnabrücks – Gutachter: Einige Stadtteile nicht ausreichend geschützt
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Stadt Osnabrück will eine zweite Wache für die Berufsfeuerwehr bauen. Als Standort kommen die Stadtteile Lüstringen oder Fledder in Betracht. Die Kosten für einen Neubau werden auf mindestens 8, 5 Millionen Euro geschätzt. Aller Voraussicht nach wird der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung der Verwaltung den Auftrag geben, nach einem geeigneten Standort zu suchen. Ein Gutachten hatte 2012 ergeben, dass nicht alle Stadtteile im Notfall schnell genug erreichbar sind. Defizite gibt es vor allem im Norden und Osten der Stadt. Die Idee, die Sicherheitslücken durch den Neuaufbau von zwei freiwilligen Feuerwehren in den betroffenen Stadtteilen zu schließen, hat sich zerschlagen. Freiwillige wären nicht in ausreichender Zahl zu rekrutieren, stellte eine Arbeitsgruppe fest.

Osnabrück. Im Osten Osnabrücks soll eine neue Wache für die Berufsfeuerwehr entstehen. Die Stadt rechnet mit Kosten von 8, 5 Millionen Euro. Der Grund: Im Notfall kann die Feuerwehr zurzeit nicht alle Stadtteile schnell genug erreichen.

2012 hatte das Gutachten der Lülf und Rinke Sicherheitsberatung GmbH (intern Rinke-Gutachten genannt) die Alarmsirenen heulen lassen. Die Experten stellten fest, dass wesentliche Teile Osnabrücks im Ernstfall nicht binnen acht Minuten erreichbar sind. Diese acht Minuten gibt die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in Deutschland (AGBF) als sogenanntes Schutzziel aus. Das heißt: Bei " kritischen Wohnungsbränden" soll nach acht Minuten ein aus zehn Mann bestehender Trupp vor Ort sein. In Osnabrück wird das Schutzziel nur in 72 Prozent der Fälle erreicht. In nur 62 Prozent der Fälle gelingt es, nach 13 Minuten weitere Hilfskräfte vor Ort zu haben. Die Experten sagen: Liegt der Zielerreichungsgrad unter 80 Prozent, steht die Leistungsfähigkeit des Rettungssystems infrage.

Das Rinke-Gutachten schlägt drei aufeinander aufbauende Modelle für eine Strukturreform vor. Die billigste Lösung, das Modell 1, sieht den Aufbau von zwei neuen Freiwilligen Feuerwehren vor. Diese Idee ist vom Tisch. Eine Arbeitsgruppe ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Neuaufbau mindestens 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen würde. Und ein Erfolg sei sehr zweifelhaft, weil es nicht genug Freiwillige gebe.

Jetzt soll Modell 2 in Angriff genommen werden: der Bau einer neuen Wache für die Berufsfeuerwehr im Osten der Stadt. Die bisherige Wache an der Nobbenburger Straße bleibt davon unberührt. Der Stadtrat wird aller Voraussicht nach in der Sitzung am 12. November dem Eigenbetrieb Immobilien den Auftrag geben, nach einem passenden Grundstück zu suchen. Der Ausschuss für Feuerwehr und Ordnung und der Immobilienausschuss stimmten diesem Plan bereits zu. Als Standorte kommen das Gewerbegebiet am Tie in Lüstringen oder der östliche Fledder infrage. Das Rinke-Gutachten hatte ergeben, dass es große Sicherheitslücken in Darum-Gret esch-Lüstringen gibt. Aber auch Hellern, Atter, Pye und die Dodesheide liegen außerhalb der Acht-Minuten-Zone. An Werktagen soll die Berufsfeuerwehr die neue Wache besetzen. Nach Feierabend und am Wochenende müssten die Freiweilligen bereitstehen. Der Gedanke, mit der VW-Werksfeuerwehr zu kooperieren, hat sich erledigt. VW habe kein Interesse, teilte die Verwaltung mit.

" Ein teurer Spaß"

Für die Planung der neuen Wache sollen im Haushalt des kommenden Jahres 200 000 Euro eingesetzt werden. Die Grundstückskosten taxiert die Verwaltung grob auf eine Million Euro, den Neubau der Feuerwache Ost auf 8, 5 Millionen Euro. Das sind noch nicht alle Kosten der angestrebten Strukturreform: Das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt an der Wasastraße ist laut Gutachten nicht mehr bedarfsgerecht. Planungs- und Neubaukosten: 1, 6 Millionen Euro. Die alte Wache an der Nobbenburger Straße muss umgebaut werden: 257 000 Euro. Macht zusammen rund 10, 5 Millionen Euro.

" Das wird ein teurer Spaß", stöhnte FDP-Sprecher Thomas Thiele in der Sitzung des Immobilienausschusses und mahnte zur Zurückhaltung. Er zweifelte das Ergebnis des Rinke-Gutachtens an: " Ich kann mich nicht erinnern, dass wir bislang Probleme mit der Erreichbarkeit im Notfall hatten."

Björn Meyer (CDU), Vorsitzender des Feuerwehr-Ausschusses, stellte sich mit Nachdruck hinter die geplante Reform. Die Stadt hätte schon vor einem Jahr die Weichen für den Bau der zweiten Wache stellen müssen. " Wir haben ein Jahr verloren und können froh sein, dass nichts passiert ist", sagte Meyer. Auch Michael Florysiak (Grüne) und Wulf-Siegmar Mierke (UWG) bekräftigten, dass die Stadt in der Pflicht sei. " Die Kosten sind hoch, aber wer will denn die Verantwortung tragen, wenn Menschenleben gefährdet sind?", fragte Mierke.
Bildtext:
Binnen acht Minuten müssen zehn Feuerwehrleute am Brandort sein. In Osnabrück gelingt das nicht überall, sagt ein Gutachter. Deshalb soll im Osten Osnabrücks eine zweite Wache für die Berufsfeuerwehr entstehen.
Montage:
Michael Hehmann

Kommentar
Ein Jahr vertan

Vor fast genau einem Jahr erteilte der Stadtrat der Verwaltung den Prüfauftrag: Wäre es möglich, zwei neue Freiwillige Feuerwehren im Norden und Osten Osnabrücks aufzubauen? Schon damals schlug der rot-grünen Ratsmehrheit der Vorwurf entgegen, damit nur Zeit schinden zu wollen. Das hat sich jetzt bestätigt.

Eine Arbeitsgruppe hat nach ausführlichen Recherchen und Diskussionen festgestellt: Es geht nicht, aus vielerlei Gründen. Pro Standort müssten zum Beispiel 80 neue Mitglieder rekrutiert werden. Ein völlig aussichtsloses Unterfangen in einer Zeit, da die Freiwilligen Feuerwehren genug damit zu tun haben, ihren Personalbestand zu sichern. Das war alles vorher bekannt. Es grenzt an Leichtfertigkeit, angesichts der zweifelhaften Sicherheitslage in Teilen der Stadt ein Jahr Arbeit in ein ohnehin unrealistisches Projekt zu investieren. Die Menschen in den unterversorgten Stadtteilen haben einen Anspruch darauf, dass das Feuerwehrsystem so schnell wie möglich optimiert wird. Bevor etwas Schlimmes passiert.
Autor:
Wilfried Hinrichs


Anfang der Liste Ende der Liste