User Online: 2 | Timeout: 05:54Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Blindgänger gesprengt
 
Weltkriegsbombe gesprengt
Zwischenüberschrift:
Räumung verläuft reibungslos – Detonation in der gesamten Stadt zu hören
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Ohne Zwischenfälle ist gestern Mittag in Osnabrück die Räumung einer Weltkriegsbombe verlaufen. Da der Zünder des Blindgängers beschädigt war, entschied sich Thomas Krause vom Kampfmittelbeseitigungsdienst für eine kontrollierte Sprengung. Durch die Detonation entstand ein Fünf-Meter-Krater. Der Knall der Explosion war kilometerweit zu hören. Zuvor hatten rund 4000 Bürger ihre Wohnungen verlassen müssen. Die A 30 musste im Bereich der Anschlussstelle Sutthausen vorübergehend voll gesperrt werden.

Osnabrück. Ein lauter Knall war um 12.44 Uhr in der gesamten Stadt zu hören. Sprengmeister Thomas Krause und Munitionsfacharbeiter Ulrich Wolgast hatten die fünf Zentner schwere Weltkriegsbombe in Sutthausen erfolgreich sprengen können. Die Sprengung war nötig geworden, da einer der beiden Zünder beschädigt war. Eine Entschärfung war nicht mehr möglich. Sprecher von Polizei, Kampfmittelbeseitigungsdienst und die Stadt Osnabrück zeigten sich äußerst zufrieden mit dem reibungslosen Verlauf der Evakuierung und anschließenden Sprengung.

Am Vormittag hatten rund 4000 Personen aus den Stadtteilen Sutthausen und Nahne bis 10 Uhr ihre Häuser und Wohnungen räumen müssen. Wer es bis dahin versäumt hatte, das Räumungsgebiet zu verlassen, wurde von speziellen Evakuierungskommandos, bestehend aus Polizisten, Feuerwehrleuten und Helfern des THW, he rausgeklingelt. Dies war jedoch nur in wenigen Fällen nötig. " Das ist bislang ein absolut ruhiger Einsatz. Die Menschen haben ihre Wohnungen eigentlich schon alle verlassen", berichtete Ingo Imwalle von der Freiwilligen Feuerwehr Voxtrup am späten Vormittag.

Für den Einsatzleiter war es nicht die erste Bombenräumung in Osnabrück. " Fragen Sie mich bloß nicht, wie viele es waren. Es waren unzählige", sagte er mit einem Schmunzeln. Auch der strömende Regen trübte nicht die Stimmung der Einsatzkräfte; sie zeigten sich viel mehr erfreut über den planmäßigen Verlauf der Evakuierung.

Verständnis aufgebracht

Die von der Räumung betroffenen Personen reagierten weitestgehend verständnisvoll. " Da kann man halt nichts machen. Das ist einfach höhere Gewalt", erklärte ein Familienvater aus Nahne. Zusammen mit seiner Ehefrau und ihrem gemeinsamen Sohn nutzte er die Räumung und besuchte seinen Schwiegervater.

Ilke Pucnic dagegen hatte Glück. Sie wohnt direkt an der Grenze des Evakuierungsgebietes. Bei einem Spaziergang mit ihrem Hund kritisierte sie den Umfang der Räumung: " Der Aufwand erscheint mir ein bisschen zu hoch. Müssen denn so viele Menschen evakuiert werden?", fragte sie. Da sie jedoch in diesem Bereich keine Expertin sei, könne sie kein wirkliches Urteil darüber abgeben, räumte sie dennoch ein.

Unspektakulär verlief die Evakuierung auch in Sutthausen: Rund anderthalb Stunden benötigten Polizei und THW, um zu prüfen, ob die Anwohner der entsprechenden Gebiete der Räumungsaufforderung nachgekommen waren. Eine ältere Dame und eine Rollstuhlfahrerin wurden noch in ihren Wohnungen angetroffen und durch Rettungskräfte ins Schulzentrum Wüste gebracht.

Ein kurioses Bild bot sich am Sonntagvormittag an der Ernst-Stahmer-Straße: Während die rechte Straßenhälfte noch in der Räumungszone lag und sich wie ausgestorben präsentierte, konnte ein Heimspiel des SV Rot Weiß Sutthausen auf dem links der Straße liegenden Vereinsgelände regulär ausgetragen werden. Gegen 11.30 Uhr erklärte Polizeisprecher Phil Havermann die Zone für evakuiert, das Warten auf die Sprengung der Bombe begann.

Sprengung notwendig

Am Vormittag war bekannt geworden, dass die britische Bombe nicht entschärft, sondern gesprengt werden muss. Bei der Bergung des Sprengkörpers auf einem Feld " An der Rennbahn" stellte sich heraus, dass der Kopfzünder beschädigt war; somit konnte die Bombe nicht mehr entschärft werden.

Bereits am Samstag waren umfangreiche Vorarbeiten nötig geworden. So verlegte das Technische Hilfswerk direkt vor Ort 70 Meter Baustraße; zusammen mit der Berufsfeuerwehr Osnabrück waren zudem im Vorfeld 90 Tonnen Sandsäcke sowie 50 Kubikmeter Wassersäcke als Dämmmaterial herangeschafft worden. Das Technische Hilfswerk beteiligte sich mit fünf Ortsverbänden (Melle, Meppen, Bad Essen, Osnabrück und Quakenbrück) an der Bombenräumung. Während die Autobahnabfahrt Sutthausen schon morgens gesperrt wurde, konnte der Verkehr auf der A 30 bis kurz vor der Sprengung normal fließen; danach wurde er kurzzeitig angehalten.

Kurz vor 13 Uhr war es dann so weit: Die Bombe konnte erfolgreich gesprengt werden. Sprengmeister Krause und Ulrich Wolgast taten dies aus Sicherheitsgründen aus rund 50 Metern Entfernung. Das Ergebnis: Durch die Detonation entstand ein fünf Meter tiefer Krater mit einem Durchmesser von 15 Metern. Der laute Knall der Bombe war kilometerweit zu hören. " Wider Erwarten hat es sehr laut geknallt. Das kann aber auch unter anderem an den Bodenverhältnissen liegen. Dennoch hat alles wunderbar geklappt", zeigte sich Wolgast zufrieden.

Respekt, aber keine Angst

Auch Sprengmeister Krause war erleichtert über den reibungslosen Verlauf. Seit 24 Jahren arbeitet er nun bereits für den Kampfmittelbeseitigungsdienst; seit zwei Jahren ist es dort als Sprengmeister tätig. Er ist sich der Gefahren bewusst, die jeder seiner Einsätze mit sich bringt.

Angst habe er trotzdem nicht. " Man muss Respekt haben. Schließlich kann immer etwas schiefgehen. Aber eigentlich ist es ein vollkommen normaler Beruf." Routine gebe es in seinem Job nicht; immerhin sei jeder Auftrag anders. Als er gefragt wird, ob seine Frau oder seine Angehörigen nicht um ihn besorgt seien, wenn er eine Bombe entschärfen müsse, grinst er: " Na ja, ich bin seit zwölf Jahren geschieden. Von daher ist das kein Problem."

Nach der Sprengung wurden die Straßensperrungen umgehend aufgehoben, die Anwohner konnten wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückehren, auch die A 30 war wieder frei befahrbar. An der Fundstelle machten sich die Helfer vom THW daran, die Unordnung zu beseitigen; die Baustraße musste schließlich wieder abgebaut und auch die geplatzten Sandsäcke mussten eingesammelt werden. Ein Baggerfahrer schüttete den Sprengkrater wieder zu.

Insgesamt rund 50 Bewohner der geräumten Gebiete hatten im Schulzentrum in der Wüste Zuflucht gesucht, wo DRK und Arbeiter-Samariter-Bund ein Evakuierungszentrum eingerichtet hatten. Nach der Sprengung leerte sich das Schulzentrum zügig, wozu auch das reibungslose Zusammenspiel der Rettungskräfte beim Rücktransport von bettlägerigen oder hilfsbedürftigen Menschen beitrug. Dennis Prior, technischer Leiter beim Deutschen Roten Kreuz, bezeichnete den Einsatz als insgesamt sehr ruhig: " Im Zusammenhang mit Bombenentschärfungen haben wir in Osnabrück schon deutlich stressigere Tage erlebt."
Bildtexte:
Bereits am Samstag platzierten die Berufsfeuerwehr Osnabrück und das Technische Hilfswerk 90 Tonnen Sandsäcke um die Fundstelle herum.
Durch die Detonation entstand ein fünf Meter tiefer Krater mit einem Durchmesser von 15 Metern.
Seit zwei Jahren Sprengmeister: Thomas Krause mit einem Bombensplitter.
Die Anwohner zeigten sich zumeist verständnisvoll. Nur selten musste mit ihnen diskutiert werden.
Kontrolle, ob noch jemand zu Hause ist: Alexander Putze vom THW klingelt an einer Haustür.
Fotos:
Moritz Frankenberg, Uwe Lewandowski

Kommentar
Ein gutes Zeichen

Es kann aufgeatmet werden: Die Bombenräumung und die Sprengung verliefen komplikationslos. Doch nicht nur das ist als eine gute Nachricht zu werten. Dass alles den planmäßigen Ausgang nahm, ist zweifellos auf die gute Vorbereitung von Stadt, Polizei und den anderen beteiligten Behörden zurückzuführen. Aber nicht nur darauf. Auch das Verständnis, das die Anwohner der Evakuierung entgegengebracht haben, sorgte dafür.

Der Umgang mit Bomben mag in Osnabrück zwar schon längst zur Routine geworden sein. Dennoch darf das nicht dazu führen, das Risiko gering zu schätzen und die Sicherheitsvorkehrungen schleifen zu lassen. Bei einer Sprengung kann schließlich immer etwas schiefgehen.

Das sollten sich diejenigen, die das Ausmaß der Räumung für zur groß erachten, auch vor Augen führen. Sicherlich mag es für manche Bürger etwas übertrieben erscheinen, 4000 Bürger für eine Bombe aus den Häusern zu verbannen. Wenn man aber an die Bilder aus Göttingen vor drei Jahren denkt, relativiert sich das Ganze. Damals starben drei Sprengstoffexperten bei einer scheinbar routinemäßigen Bombenentschärfung. Sicherheit geht vor, muss das Motto lauten. Und in diesem Fall haben sich die Stadt, die Behörden und die zahlreichen Helfer, aber auch die Bürger absolut vorbildlich verhalten.
Autor:
Christian Lang, Michael Pohl


Anfang der Liste Ende der Liste