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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Historisches Osnabrück auf Leinwand gebannt
Zwischenüberschrift:
Peter Schölzel malt NOZ-Zeitreise-Bilder nach – "Ich liebe das Alte"
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück/ Wallenhorst. " Dieser blöde Krieg", sagt Peter Schölzel. All die schönen Städte seien 1945 zerstört worden. Wiederaufbauen kann der Hollager sie nicht. Aber malen kann er sie. In Öl auf Papier. Dutzende historische Ansichten aus Stadt und Landkreis Osnabrück zieren das Haus der Schölzels: Neumarkt und Nikolaiort, wie sie früher aussahen, das Ruller Kloster, die Hollager Mühle, und, und, und. Der Rentner nimmt Schwarz-Weiß-Bilder aus der NOZ-Zeitreise-Serie als Vorlage und malt sie detailgetreu nach. In Farbe.

Der Himmel ist fast immer blau in Peter Schölzels Welt. " Das ist doch schön!", sagt der 74-Jährige. Warme Pastelltöne verwendet er. " Grau mag ich überhaupt nicht leiden." Und so haucht er dem alten, verloren gegangenen Osnabrück der Jahrhundertwende mit dem Pinsel wieder Leben ein: Ausflugsboote dümpeln auf der Hase, Damen flanieren in langen Kleidern mit eleganten Hüten durch die Straßen, eine Schulklasse steht wartend vor der Katharinenkirche, Pferdekutschen poltern über Kopfsteinpflaster, Marktfrauen in Schürzen verkaufen ihre Brote.

Es sind exakt dieselben Szenen wie auf den Schwarz-Weiß-Fotos bis hin zur Gestik der abgebildeten Personen –, nur dass sie viel lebendiger wirken. Die Farben der Kleider und Häuser wählt Schölzel danach aus, wie es ihm plausibel erscheint. Vor fünf Jahren fing er damit an. " Ich liebe das Alte. Alte Häuser, alte Städte. Dieser Naturstein ist doch so schön", schwärmt er. Und die Menschen auf den Fotos? " Die sind Geschichte."

Gezählt hat er seine Bilder nie. " Gemalt habe ich immer", sagt Peter Schölzel, " in der Schule schon." Der Lehrer habe die Kinder damals aufgefordert: " Malt mal einen Garten oder ein schönes Haus", erinnert er sich. So fing alles an. Nur das Malen mit einer Staffelei im Freien, das ist nichts für ihn. Er malt lieber in Ruhe zu Hause in seinem kleinen Zimmer im ersten Stock des Einfamilienhauses. Sein Lieblingsmaler: Carl Spitzweg. " Für die Modernen bin ich nicht so", sagt er. Etliche alte Meister hat er in all den Jahren kopiert. " Das waren die richtigen Künstler", sagt Schölzel. " Was ich mache, ist ja nur abmalen. Das ist ja keine große Kunst."

Das sehen Besucher anders. Es ist eine Schande, dass er all die Gemälde, die an den Wänden seines Hauses keinen Platz mehr finden, in einer alten massiven Holztruhe im Keller aufbewahrt, dabei würde er sie sogar gern verkaufen. Über Anfragen freut er sich. " Vielleicht könnte das ja jemand gebrauchen", sagt er bescheiden.

Geboren wurde Schölzel im schlesischen Gleiwitz, 1945 landete seine Familie nach der Flucht in Wallenhorst und zog nach einigen Jahren in die Stadt. Als Schölzel seine Frau kennenlernte und die beiden 1968 heirateten, kehrte er zurück nach Hollage. Auch von Beruf war er Maler allerdings war er bei seiner Tätigkeit für eine Osnabrücker Firma vor allem mit Wandfarbe befasst. Bildende Kunst hätte er gern studiert, sogar einen Aufnahmeantrag bei der Kunstakademie Karlsruhe hatte er als junger Mann gestellt. " Aber meine Mutter wollte nicht, dass ich weggehe", erinnert er sich.

Ständiger Wechsel

Über dem Sofa im Wohnzimmer der Schölzels hängt zurzeit ein Bild vom Nikolaiort, eine Ansicht aus der Zeit um 1910. Zwischen den Flaneuren im Sonntagsstaat bahnt sich die 1906 fertiggestellte Straßenbahn ihren Weg. Hier war es die Abbildung einer historischen Postkarte, die Schölzel kopierte. " Ach, mein Mann wechselt ständig", sagt Schölzels Frau beim Blick auf das Bild. Der Rahmen hat seinen festen Platz an der Wohnzimmerwand die Motive wechseln. Vor allem im Winter malt er, stundenlang. Viel bekomme seine Frau ihn nicht zu Gesicht, erzählt sie milde lächelnd.

Auch der Eiffelturm hat sich zwischen die regionalen Motive und alten Meister gemogelt. Als Peter Schölzel einmal mit seiner Frau in Paris war, schlenderten sie über die Place du Tertre im Künstlerviertel Montmartre, wo Straßenmaler den Eiffelturm im Akkord für Touristen auf Papier bannen. " Den kannst du auch wohl mal malen", sagte sich Schölzel und setzte sich daheim in seinem Atelier vor die Leinwand. Als Vorlage diente ihm auch hier ein Schwarz-Weiß-Foto aus unserer Zeitung, das zum 125. Geburtstag des Pariser Wahrzeichens im März 2014 erschien.

Den Winter wird er wieder in seinem kleinen Atelier im ersten Stock verbringen. " Das Frühstück der Ruderer" von Pierre-Auguste Renoir möchte er kopieren. Einfach so, weil es ihm gefällt.

Auf der großen weißen Leinwand hat er bereits mit feinen Bleistiftstrichen die Umrisse der Figuren gezeichnet. Vor der Staffelei liegt eine kleine Lupe für die Details. So wie alle leeren Leinwände betrachtet Peter Schölzel auch diese pragmatisch: " Da musst du mal sehen, dass du da was draufkriegst", sagt er sich und lacht.

Die Zeitreise-Beiträge finden Sie im Internet auf noz.de/ historisch-os
Bildtexte:
Gezahlt hat Peter Schötzel all seine Bilder noch nie: Der Wallenhorster malt Osnabrücker Stadtansichten nach.
Die Zeiten, in denen Ausflugsboote auf der Hase dümpelten, sind lange vorbei.
Ein Malstock dient ihm als Stütze, damit jede Linie mit dem Pinsel sitzt.
Fotos:
David Ebener
Autor:
Sandra Dorn


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