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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Eine Nervenanstalt mit falscher Adresse
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialisten ermordeten Martha Razen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Martha Razen hatte keine Chance. Sie fiel aus zwei Gründen durch das Raster der Ideologie des Hitler-Regimes weil sie Jüdin und Patientin in einer psychiatrischen Anstalt war. 1940 töteten Nationalsozialisten die 42 Jahre alte Osnabrückerin in Brandenburg mit Gas.

Die Tochter des Kaufmanns Josef Schulhoff und dessen Frau Johanna heiratete 1922 den Ingenieur Julius Razen. Zwei Jahre später ließen sich die Eheleute in Luxemburg scheiden offenbar waren sie dort hingezogen. Während der Ex-Ehemann dort blieb, zog Martha Razen nach Osnabrück in die Möserstraße zu ihrem Bruder. Ob sie an einer Behinderung litt oder psychisch erkrankt war, ist nicht überliefert. 1937, als die Nationalsozialisten den Juden bereits viele Rechte genommen hatten, kam Martha Razen in die Heil- und Pflegeanstalt zum Gertrudenberg.

1940 wurde sie in eine Anstalt bei Wunstorf gebracht und gleich darauf mit 158 jüdischen Patienten aus ganz Norddeutschland nach Brandenburg verschleppt. Offiziell war von einer " Verlegung" in eine Nervenheilanstalt in Cholm bei Lublin die Rede. Doch wie sich später herausstellen sollte, stimmte die angegebene Adresse nicht: Tatsächlich befand sich dort das Standesamt, das im September 1940 die Sterbeurkunde für die Patienten ausstellte unter anderem für Martha Razen. Denn statt die Patienten zu behandeln, töteten die Nationalsozialisten sie im ehemaligen Zuchthaus Brandenburg. Die Tatwaffe war Kohlenstoffmonoxid, das Motiv Rassenwahn, der sich sowohl gegen Juden richtete als auch gegen andere Menschen, die nicht den Idealvorstellungen der Nationalsozialisten entsprachen. Bei Morden an Anstaltspatienten sprachen sie von " Rassenhygiene".

Patin des Stolpersteins für Martha Razen ist die Erich- Maria-Remarque-Realschule. Schüler der Klassen 9a, 9c und 10b gestalteten die Zeremonie zur Verlegung an der Möserstraße 39, die der Schüler Joachim Walz als " unseren Beitrag gegen das Vergessen" bezeichnete.

Leonie Krahn berichtete aus der Biografie Martha Razens, die 1940 zum Opfer der gerade beginnenden Massenmorde wurde. Florian Witt-struck ging es um " unseren Standpunkt zu Frieden und zu einem humanistischen Miteinander". Wie Eike Lauszus sagte, ist es " wichtig, an die Verbrechen der Vergangenheit zu erinnern, um die Zukunft gestalten zu können". Die für ihn erfreuliche Gegenwart beschrieb er so: " An unserer Schule gibt es viele Glaubensrichtungen. Doch wir sehen die Vielfalt als Bereicherung. Auch das Leben mit Menschen mit Handicap ist für uns alltäglich."

Für Anna Maria Thiessen und Gian Vicente ist die Stolpersteinverlegung " eine symbolische Verbeugung vor den Opfern".
Bildtext:
Möserstraße 39: Hier lebte Martha Razen, bis sie Patientin in der Heil- und Pflegeanstalt wurde. 1940 ermordeten Nationalsozialisten die Jüdin in Brandenburg.
Fotos:
Klaus Lindemann

Stolpersteine
Die in Gehwegen verlegten Stolpersteine erinnern an Opfer des Nationalsozialismus jeweils vor ihren letzten Wohnungen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist Initiator des europaweiten Projekts. Patin des Stolpersteins für Martha Razen ist die Erich-Maria-Remarque-Realschule. Verlegt haben ihn die Schüler Mario Berstermann, Artur Bulanovic, Ilker Ciftci, Fabian Maihöfer, Marvin Aistermann und Lucas Meyer vom Berufsschulzentrum am Westerberg. Das Büro für Friedenskultur nimmt für weitere Gedenktafeln Hinweise entgegen. Die Telefonnummer lautet 05 41/ 323-22 87.
Autor:
Jann Weber


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