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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ein funktionierendes Gewerbegebiet
Zwischenüberschrift:
Industriestraße Sutthausen: 1985 noch viele Lücken, heute "vollgelaufen"
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Unter den Nachkriegs-Gewerbegebieten der Stadt Osnabrück ist das in Sutthausen eines der ältesten. Die Planungen gehen in die frühen 1960er-Jahre zurück, als Sutthausen noch zu Holzhausen gehörte. Erste Betriebe siedelten sich 1963 auf der zuvor landwirtschaftlich genutzten Fläche zwischen Gut Wulften und Wulfter Holz an. Die historische Luftaufnahme zeigt den Zustand um das Jahr 1985, als noch recht große Lücken in dem Firmenbesatz klafften. Der Vergleich mit der aktuellen Aufnahme belegt, dass das Gebiet inzwischen " vollgelaufen" ist, wie die Wirtschaftsförderer sagen.

Wenn man das Oval der Industriestraße betrachtet, könnte man sich an ein Stadion erinnert fühlen. Das ist so abwegig nicht. Denn dieses Karree mit den abgerundeten Ecken ist seit vielen Jahren Schauplatz von Radrennen. Die Radrenngemeinschaft Osnabrück trägt hier die " Offenen Kriteriumsmeisterschaften Weser-Ems" aus. Je nach Altersklasse wird der gut 700 Meter lange Rundkurs 40- bis 70-mal gefahren. Die Radien sind nicht besonders eng, sodass die Fahrer sich mit Vollgas in die Kurven legen können.

Daran werden die Planer vor 50 Jahren nicht gedacht haben, als sie den Straßenverlauf festlegten. Der ergab sich fast automatisch so, weil zu den umgebenden Waldrändern ausreichende Grundstückstiefen für die einzelnen Gewerbe-Parzellen vorzusehen waren.

Diese Einbettung in die Natur ist es wohl auch, die das Gewerbegebiet bei den Kaninchenfreunden so beliebt macht. Mehrmals im Jahr hält der Züchterverein " I 67 Sutthausen" auf der Wiese des Autohauses Mazda-Fehrmann (am rechten Bildrand) überregional beschickte Bewertungsschauen ab. Anfang Februar 2014 findet dort in einem Ausstellungszelt die 38. ASRA statt, die Allgemeine Sutthauser Rammler-Ausstellung mit angeschlossener Häsinnen-Verkaufsschau. 223 Aussteller aus dem ganzen Bundesgebiet haben sich mit mehr als 1200 Tieren angemeldet.

Nun gut, für Radler und Rammler wurde das Gewerbegebiet natürlich nicht aus der Taufe gehoben. Auslöser war wohl der Flächenbedarf der " Beschützenden Werkstätten", die Sonderschulrektor Heinrich Gerdom 1962 konzipiert hatte. Er hatte immer wieder erleben müssen, dass auch lernfähige Schulabgänger keine Arbeit im " ersten Arbeitsmarkt" wie man ihn später nannte fanden. Er gilt als einer der Initiatoren des " zweiten Arbeitsmarkts". Den organisatorischen Rahmen dafür schuf er mit dem Verein für Heilpädagogische Hilfe, den er 1960 zusammen mit Irmgard Kestner gegründet hatte. Kestner kümmerte sich mehr um die Schaffung von Einrichtungen für Behinderte im Kindesalter, während Gerdoms Schwerpunkt die berufliche Integration war. Start war 1962 eine " Anlernwerkstatt für geistig Schwache" so hieß das damals in der Heger-Tor-Schule (heute Stüvehaus).

Der Platz reichte dort nicht aus. 1963 wich der Verein auf das Grundstück in Sutthausen aus, das die Stadt in Erbpacht zur Verfügung gestellt hatte. 1964 war der erste Bauabschnitt der Beschützenden Werkstatt so weit, dass 90 Behinderte an wirtschaftlich sinnvolle Tätigkeiten etwa den Zusammenbau von Scheibenwischern für Karmann herangeführt werden konnten. Danach wirkten viele Kräfte mit, um die Heilpädagogische Hilfe Osnabrück (HHO) zur heutigen Größe zu führen: 2700 Menschen mit Handicaps werden in mehr als 60 Einrichtungen in Osnabrück und im südlichen Landkreis von 1400 Mitarbeitern und 500 Ehrenamtlichen betreut. Die Werkstatt Sutthausen ist die Keimzelle und die größte von mittlerweile zehn Einrichtungen der Osnabrücker Werkstätten, die Menschen mit Behinderungen einen ihren Fähigkeiten entsprechenden Arbeitsplatz bieten.

Etwa zeitgleich siedelten sich die ersten Firmen an. Dazu gehörten Herkenhoff Rolladenbau, Kujawa Stilmöbel, Wölfer Elektromotoren und Wehrmeyer Textil, auf dem Foto oben links. 1985 sind bereits eine ganze Reihe weiterer Betriebe hinzugekommen, innerhalb des Ovals etwa Herold Rohrsysteme, Mazda Fehrmann, Hamann Sandstrahlentrostungen und Witte Absetzmulden. Außerhalb des Ovals, gegen den Uhrzeigersinn mittig links beginnend, sind es Heinrich & Ellermann Elektro, A-1-Automaten, Eckhoff Fleischhandel, Ottermann Innenausbau, Höfelmeyer Stahlbau, Becker Innenausbau, Klein Druckerei, Peschke Dachdeckerei, die HHO, Tischlerei Niehenke, Möbel Tromm, Herkenhoff, Schöller Eiskrem und Engels Isoliertechnik.

Manche dieser Betriebe mussten schließen, sind verzogen oder abgebrannt, wie der Nachfolger der A-1-Automaten, die Euroleder-Zentrale im Jahr 2009. Viele neue Firmen sind hinzugekommen, wie das aktuelle Bild zeigt, und bestehende Firmen haben sich ausgebreitet, wie etwa HHO, Herkenhoff, Wölfer und Salzgitter Automotive Engineering (ex Matzner).

Der frühere Ortsbürgermeister Alfons Worpenberg spricht von einem allgemein akzeptierten, " gesunden" Gewerbegebiet, das für die Sutthauser Bevölkerung eine große Zahl von Arbeitsplätzen wohnortnah bereithalte, und: " Es hat immer wieder aus sich selbst heraus die Kraft entwickelt, sich zu modernisieren und an neue Marktgegebenheiten anzupassen."
Bildtexte:
Um 1985 war das Industriegebiet Sutthausen erst gut zur Hälfte bebaut. Das Oval der Industriestraße mit dem nach Norden abgehenden Ast ist deutlich an den hellen Bürgersteigen beiderseits des dunkleren Straßenbelags zu erkennen. Oben links ist die Malberger Straße mit der parallel verlaufenden Schopenhauerstraße auszumachen.
Heute ist kaum noch ein Quadratmeter ungenutzt. Dennoch wird immer mal wieder neu gebaut, wie der gelbe Montagekran oben links (Firma Herkenhoff) und das Stahlhallen-Skelett darunter (Firma Wölfer) andeuten.
Foto:
Archiv/ Wahl, Gert Westdörp
Autor:
Joachim Dierks


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