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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Böse Blicke durch das Loch in der Tür
Zwischenüberschrift:
Alexander Wexseler starb 1942 bei Riga
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Alexander Wexseler erlebte, wie der Hass gegen Juden in Gewalt umschlug. Auch die aufkeimende Mordlust der Nationalsozialisten erlebte er doch ob der junge Mann geahnt hat, dass er selbst Opfer des Hitler-Regimes werden würde? 1942 starb er in einer Baracke bei Riga. Jetzt erinnert ein Stolperstein an Alexander Wexseler dort, wo er zuletzt ein freies Leben geführt hatte an der Möserstraße 26.

Alexander Wexseler stammte aus Celle. Seit 1935 lebte er an der Möserstraße 26 und arbeitete zunächst als Verkäufer im Modegeschäft Alsberg an der Großen Straße, später in der Textilhandlung Flatauer im selben Haus, in dem er auch wohnte. Seine Arbeitgeber waren ebenfalls Juden und befanden sich bald in Not.

Im April 1938 heiratete er Paula Schoeps, die ebenfalls Jüdin war. Ein halbes Jahr später machten die Nationalsozialisten in ganz Deutschland Jagd auf Juden: Am 9. November zündeten sie Synagogen an. Auch das jüdische Gotteshaus in Osnabrück brannte, und auf den Straßen eskalierte die Gewalt gegen Juden. Siegfried Katzmann, Sohn des Synagogenvorstehers, erinnerte sich später an die darauf folgende Nacht im Gestapokeller im Schloss: Er, Alexander Wexseler und viele andere Juden waren verhaftet und dort auf engstem Raum zusammengepfercht worden. Offenbar ließ die Gestapo ältere Gefangene am nächsten Morgen wieder frei. Siegfried Katzmann erinnerte sich später: " Nun waren Wexseler und ich allein übrig." Angst und Ungewissheit blieben und es kamen neue Gefangene. " Unsere Zelle füllte sich während des Tages." Sie waren Blicken durch das Loch in der Tür ausgesetzt. Am Tag darauf mussten alle in einen Bus steigen, der sie nach Buchenwald ins Konzentrationslager brachte. Dort erlebten Alexander Wexseler und Siegfried Katzmann, wie Nationalsozialisten Mithäftlinge mit Knüppeln erschlugen. Der Hass auf Juden schlug in Mordlust um. Drei Monate später ließen die Nationalsozialisten Alexander Wexseler wieder nach Osnabrück zurückkehren, doch wartete auf ihn kaum die Freiheit. Im April 1939 mussten er und seine Frau Paula zusammen mit vielen weiteren Juden in die Heger Straße 24 ziehen die Nationalsozialisten hatten es zum " Judenhaus" erklärt.

Die Machthaber hatten den Juden bereits die Berufe und die Rechte genommen und machten nun viele zu Zwangsarbeitern unter anderem im Straßenbau. Auch Alexander Wexseler und sein Schwiegervater Leopold Schoeps mussten für eine Tiefbaufirma arbeiten.

Im Dezember 1941 brachten Nationalsozialisten mehr als 30 Juden in die Turnhalle der Pottgrabenschule unter ihnen befanden sich Alexander und Paula Wexseler. Bald mussten sie in einen Zug steigen, der später als Bielefelder Transport bekannt wurde. Unterwegs Richtung Osten mussten immer mehr Juden einsteigen. Die Temperaturen sanken, und der Hunger nahm zu. Die Reise ging nach Riga. Auf dem Weg dorthin waren Alexander und Paula Wexseler voneinander getrennt worden. Sie sahen sich nicht wieder.

Er fand sich im Lager Salaspils bei Riga wieder mit weit mehr als 1000 Häftlingen. Josef Grünberg, der den Krieg überlebte, erinnerte sich später: " Wir mussten Baracken aufbauen, damit neue Häftlinge untergebracht werden konnten. Im Lager selbst habe ich viele Tötungsaktionen mit eigenen Augen gesehen." Alexander Wexseler beschrieb er so: " Er war bereits krank, als ich in Salaspils eintraf. Er litt an Hunger-Typhus, Ruhr und erfrorenen Füßen. Etwa sechs bis sieben Wochen später verstarb er in unserer Baracke. In der Baracke lagen etwa 300 Insassen. Er starb etwa Mitte März 1942." Alexander Wexseler wurde nur 36 Jahre alt. Seine Frau überlebte den Krieg.
Bildtexte:
Glückliche Tage: Während einer Feier 1937 wich die Angst vor Attacken der Nationalsozialisten. Wenige Jahre später wurden Alexander Wexseler und seine Frau Paula (das Paar in der Mitte) nach Riga verschleppt.
Möserstraße 26: Hier lebte Alexander Wexseler. Er wurde Opfer der Nationalsozialisten.
Foto:
privat, Klaus Lindemann

Stolpersteine
Die in den Gehwegen verlegten Stolpersteine mit Messingplatten erinnern an Opfer des Nationalsozialismus jeweils vor den Wohn- oder Wirkstätten der Juden, Sinti, Roma, Deserteure sowie Menschen, die aus politischen oder religiösen Gründen, einer psychischen Erkrankung, ihrer sexuellen Orientierung oder einer Behinderung verfolgt und ermordet wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist Initiator des Projekts, dem sich mehrere Hundert Kommunen angeschlossen haben: außer in Deutschland auch in Ländern wie Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen, der Ukraine und den Niederlanden. In Osnabrück werden die Gedenksteine seit 2007 verlegt. Pate des Stolpersteins für Alexander Wexseler ist Dieter Nottbusch. Verlegt haben ihn die Schüler Mario Berstermann, Artur Bulanovic, Ilker Ciftci, Fabian Maihöfer, Marvin Aistermann und Lucas Meyer vom Berufsschulzentrum am Westerberg. Das Büro für Friedenskultur nimmt für weitere Gedenktafeln gern Hinweise von Zeitzeugen über Opfer des NS-Regimes entgegen. Die Telefonnummer lautet 05 41/ 323-22 87.
Autor:
Jann Weber


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